Als Hutchence vier Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern, seinem damals zwei Jahre alten Bruder und der damals 15-jährigen Halbschwester Tina nach Hongkong. Anlass war, dass sein Vater dort eine Stelle bei einer großen australischen Handelsgesellschaft angenommen hatte.[1]
Im Jahre 1968, als die Familie Hutchence noch in Hongkong lebte, suchte ein Spielzeughersteller nach der Stimme eines kleinen Jungen für das Tonband eines seiner Spielzeuge. Die Wahl fiel auf Michael, der anschließend seinen ersten Song aufnahm und dessen Gesangskarriere damit im Alter von acht Jahren begann.[1] 1972 kehrte die Familie von Hongkong nach Sydney zurück. Hutchence lebte nach der Scheidung seiner Eltern 1976 zeitweise mit seiner Mutter Patricia und der Halbschwester Tina in Kalifornien, USA. 1977 zogen er und seine Mutter zurück nach Sydney.[1]
Am 16. August 1977 gründete Michael Hutchence zusammen mit Andrew Farriss (Keyboard/Gitarre), Tim Farriss (Gitarre), Jon Farriss (Schlagzeug), Kirk Pengilly (Gitarre/Saxophon) und Garry Gary Beers (Bass) die Band The Farriss Brothers, welche sich 1979 in INXS umbenannte. Unter dem neuen Namen spielte man erstmals am 1. September 1979 im australischen Toukley.[1]
Neben den musikalischen Erfolgen mit INXS seit Mitte der 1980er Jahre trat Hutchence auch in einigen kleinen Filmrollen auf, so 1990 in Frankenstein Unbound von Roger Corman.
1989 produzierte er ein Album der australischen Band Max Q.
Von 1989 bis 1991 war Hutchence mit der australischen Pop-Sängerin Kylie Minogue liiert.[2] Von 1991 bis 1994 lebte er mit dem dänischen Model Helena Christensen zusammen. Ab 1995 hatte er mit Paula Yates, Exfrau des irischen Musikers Bob Geldof, eine Beziehung, nachdem er sie im Rahmen der britischen TV-Show The Big Breakfast kennengelernt hatte.[3] Aus dieser Verbindung ging seine Tochter Tiger Lily (* 1996) hervor. Nach dem Tod von Yates am 17. September 2000 erhielt Geldof für Tiger Lily erst das Sorgerecht; später adoptierte er das Mädchen.[4]
Wegen seiner Kurzsichtigkeit trug Hutchence gelegentlich eine Sonnenbrille mit Sehstärke.[5] Durch eine Schlägerei mit einem Taxifahrer und anschließender schwerer Kopfverletzung, als sein Kopf auf dem Asphalt aufschlug, verlor er 1992 in Kopenhagen auch seinen Geruchs- und Geschmackssinn. Seitdem war seine Persönlichkeit verändert in Richtung größerer Aggressivität und depressiver Episoden.[6][7]
Michael Hutchence wurde am 22. November 1997 im Alter von 37 Jahren, ein halbes Jahr nach Veröffentlichung des INXS-Albums Elegantly Wasted, unbekleidet und erhängt in einem Hotelzimmer im Ritz-Carlton in Sydney aufgefunden. Laut Befund eines Gerichtsmediziners starb er durch Suizid.[8] Paula Yates widersprach jedoch dieser Darstellung und vermutete einen autoerotischen Unfall.[9]
Der Trauergottesdienst wurde am 27. November 1997 in der anglikanischen St. Andrew’s Cathedral in Sydney begangen.[10]
Nachleben
Das auf 10 bis 20 Millionen Australische Dollar geschätzte Vermögen von Hutchence soll laut unbestätigten Pressemitteilungen nach dessen Tod spurlos verschwunden sein.[11]
Der Tod von Michael Hutchence wurde von der Band U2, deren Leadsänger Bono mit ihm eng befreundet war, in dem Lied Stuck in a Moment You Can’t Get Out Of (2000) verarbeitet.
Michael Hutchences Schwester Tina Hutchence veröffentlichte 2000 zusammen mit ihrer 2010 verstorbenen[12] Mutter Patricia Glassop die Biographie The Real Michael Hutchence: Just A Man.
Richard Lowenstein, der viele Videos von INXS inszeniert hatte, darunter Burn for You von 1984 und Never Tear Us Apart von 1988, drehte einen Dokumentarfilm über Michael Hutchence. Seine Premiere hatte Mystify im April 2019 beim Tribeca Film Festival. Der Film kam am 30. Januar 2020 in die deutschen Kinos. Der Film-Soundtrack enthält auch zwei bisher unveröffentlicht gebliebene Songs und alle großen Hits von INXS.[13]
Diskografie
Solo
1989: Max Q (mit Ollie Olsen)
2000: Michael Hutchence (posthum)
2019: Mystify: A Musical Journey with Michael Hutchence (posthum)
mit INXS
1980: INXS
1981: Underneath the Colours
1983: Shabooh Shoobah
1984: The Swing
1985: Listen Like Thieves
1987: Kick
1990: X
1991: Live Baby Live
1992: Welcome to Wherever You Are
1993: Full Moon, Dirty Hearts
1997: Elegantly Wasted
Literatur
Tina Hutchence, Patricia Glassop: The Real Michael Hutchence:„Just A Man“ (englisch), Sidgwick & Jackson 2000, ISBN 978-0-283-06356-5.
Rhett Hutchence: „Total XS“ (englisch), New Holland Publishers 2004, ISBN 978-1-74110-077-8.
Tina Hutchence, Jen Jewel Brown: Michael: My brother, Lost Boy of INXS (englisch), Allen & Unwin Academic 2019, ISBN 978-1-76063-313-4.
Ed St. John: The Life and Times of INXS and Michael Hutchence (englisch), Mainstream Publishing 1998, ISBN 978-0-7338-0182-2.
Mike Gee: The Final Days of Michael Hutchence (englisch), Omnibus Press 1998, ISBN 978-0-7119-6912-4.
Vincent Lovegrove: Michael Hutchence: Shining Through, Torn Apart (englisch), Faber & Faber 1999, ISBN 978-0-571-20021-4.
Vincent Lovegrove: Michael Hutchence: A Tragic Rock 'N' Roll Story (englisch), Unwin Hyman 2000, ISBN 978-1-86448-894-4.
INXS: Rock Score, Taschenbuch (englisch). Untertitel: Five songs from INXS scored for small groups. Complete with lyrics. Music Sales 2000, ISBN 978-0-7119-2457-4.
Gerry Agar: Paula, Michael And Bob: „Everything You Know Is Wrong“ (englisch), Michael O’Mara Books Ltd. 2003, ISBN 978-1-84317-024-2.
INXS Publications and Anthony Bozza: The Michael Hutchence Story (englisch), Bantam Press 2005, ISBN 978-0-593-05518-2.
Jacqueline Murray: A Tale of Two Brothers: Jim Morrison & Michael Hutchence (englisch), Author House 2008, ISBN 978-1-4343-7288-8.
Richard Simpkin: Michael in Pictures: A Celebration of the Life of Michael Hutchence 1960 - 1997 (englisch), New Holland 2015, ISBN 978-1-74257-770-8.
Toby Creswell: Shine Like it Does: The Life of Michael Hutchence (englisch), Bonnier Publishing Australia 2017, ISBN 978-1-76040-737-7.
↑Adoptivkind Tiger Lily: Bob Geldof droht Ärger mit Großmutter. In: Der Spiegel. 16. Juni 2009, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Januar 2024]).
↑„Für eine Brille bin ich zu eitel“, in: Bravo Nr. 1, 27. Dezember 1990, S. 18.