Mr. Vibes: Quartet & Octet Sessions 1958–1960
Mr. Vibes: Quartet and Octet Sessions 1958–1960 ist ein Jazzalbum von Michel Hausser. Die von April 1958 bis Juli 1960 entstandenen Aufnahmen erschienen 2020 auf Fresh Sound Records. Neben einigen bislang unveröffentlichten Aufnahmen enthält die Kompilation Haussers EPs und LPs für Columbia Records und Disques Barclay[1] aus dieser Zeit. HintergrundObwohl es in den 1940er-Jahren bereits Lionel Hampton und dann Red Norvo gab, war in den 1950er Jahren das Vibraphon im Jazz noch ein relativ seltenes Instrument, notierte Alex Dutilh. Milt Jackson begann gerade erst, neue Wege einzuschlagen, noch vor Eddie Costa, Teddy Charles, Cal Tjader oder Walt Dickerson. In Europa waren der Belgier Fats Sadi und der Franzose Géo Daly die Vorreiter in der ersten Hälfte des Jahrzehnts; und schließlich trat ab 1955 Michel Hausser mit diesem Instrument in Pariser Clubs auf.[2] Die von Jordi Pujol für Fresh Sound produzierte Edition mit Aufnahmen Michel Haussers enthält in verschiedenen Quartett- oder Oktett-Besetzungen von 1958 bis 1960 aufgenommenes Material. Beteiligt waren Musiker, die zu den prägenden Gestalten des französischen (bzw. belgischen) Jazz der damaligen Zeit gehörten, darunter René Urtreger, Henri Renaud, Daniel Humair, Kenny Clarke, Paul Rovère sowie der Flötist Bobby Jaspar. Ende 1956 eröffnete Michel Haussers Trio den Pariser Club Le Chat qui pêche, der bis 1970 das Jazzleben der Hauptstadt prägen sollte.[2] Im ersten Teil der Kompilation spielt Hausser in verschiedenen Quartetten, die er z. T. unter eigenem Namen für Columbia Records aufnahm. Bei seiner ersten Studiosession am 23. April 1958 spielte er neben zwei eigenen Kompositionen die Standards „Isn’t It Romantic“ und „Everything Happens to Me“ ein. Die folgenden Titel stammten vom Auftritt Haussers mit Henri Renaud, Ricardo Galeazzi und Dante Agostini beim Cannes Jazz Festival am 11. Juli 1958. Dargeboten wurden Titel wie Charlie Parkers „Now’s the Time“ und der Klassiker „These Foolish Things“. Bei der folgenden Session am 16. Dezember 1958 für die LP Vibes & Flute waren Bobby Jaspar, Rene Urtreger, Paul Rovère und Daniel Humair beteiligt; es entstanden u. a. Cover von Jazztiteln der Zeit wie „Moaninn’“ und „I Remember Clifford“. Die Nummer „Are You Real?“ blieb damals unveröffentlicht. Im November 1959 spielte Hausser mit Urtreger, Rovère und Humair eine zweite EP für Columbia ein (Michel Hausser Quartet Vol. N° 2); dargeboten wurden auch die Standards „Willow Weep for Me“ und Vernon Dukes „Taking a Chance on Love“.[3] Die zweite CD beginnt mit Stücken aus einem Album, das unter Jaspars Leitung für Barclay entstanden war; die Band spielte u. a. Standards wie „Speak Low“ von Kurt Weill und Jazztitel wie Thelonious Monks „Misterioso“. und Charlie Parkers „Chasing the Bird“. Im zweiten Teil der Kompilation finden sich außerdem Aufnahmen Haussers mit einem Oktett, zu dem bei einer Session 1960 in Hamburg die Bläser Roger Guerin (Trompete), Luis Fuentes (Posaune), Dominique Canson (Flöte/Altsaxophon) und Bob Garcia (Tenorsaxophon) gehören. Gespielt wurde erneut „These Foolish Things“, außerdem ein MJQ-artiges „Up in Hamburg“ sowie Milt Jacksons „Opus de Funk“. Wee Dot entstand bei einer Jamsession im Juli 1958 auf dem Cannes Jazz Festival mit den Musikern Donald Byrd, Zoot Sims, Doug Watkins, Art Taylor und Bobby Jaspar. Die zeitlich letzten Stücke, These Foolish Things und Made in Switzerland, stammen von einem Auftritt der Michel Hausser All Stars beim Festival d'Antibes in Juan-Les-Pins im Juli 1961.[3] Titelliste
Wenn nicht anders vermerkt, stammen die Kompositionen von Michel Hausser. RezeptionNach Ansicht von George W. Harris, der das Album in Jazz Weekly rezensierte, zeige diese Sammlung, dass Michel Hausser mit seinen Zeitgenossen Milt Jackson und Teddy Charles durchaus mithalten konnte. Sein Klang sei selbstbewusst und entspannt, manchmal mit einem Marimba-ähnlichen Timbre, wie auf seinen Studio- und Konzertaufnahmen aus Frankreich von 1958 zu hören sei. Haussers Band mit dem berühmten Bop-Pianisten Henri Renaud, dem Bassisten Ricardo Galeazzi und dem Schlagzeuger Dante Agostini agiere entspannt und warm auf „Isn't It Romantic“, und der Vergleich von Studio- und Gig-Aufnahmen von „Rue Dauphine“ und „Blues pour le Chat“ zeige, dass das Team im Konzertformat noch einen draufsetzen konnte. Der Flötist Bobby Jaspar würde für ein knackiges „Moaning“ und ein warmes „I Remember Clifford“ sorgen und wird von Bebop-Schlagzeuger Kenny Clarke und Bongo-Spieler Humberto Canto bei einem eleganten „Cliff Cliff“ und einer Beatnik-Version von „Misterioso“ unterstützt.[5] Um die „großen Vier“ Red Norvo, Lionel Hampton, Milt Jackson und Gary Burton würden im „Vibraphon-Pool“ des Jazz auch weniger bekannte Leute schwimmen, darunter der Franzose Michel Hausser, schrieb Nigel Jarrett im Jazz Journal. Er war der typische Vertreter einer geschäftigen und fast autarken kontinentalen Jazzszene, in der er unter den europäischen Spielern nicht allein war.[6] Hausser verführe gleichermaßen durch die Qualität seiner Kompositionen wie durch seine klaren Improvisationen, die deutlich von der Technik Milt Jacksons inspiriert waren, den er 1954 kennengelernt hatte, schrieb Alex Dutilh (Radio France). Auch wenn der Blues in seinen Kompositionen und Improvisationen allgegenwärtig sei, werde sein Stil ständig von dem Wunsch verführt, über den Tellerrand hinauszugehen und sich der Moderne zu stellen.[2] Besetzung
LP "Michel Hausser Octet Up in Hamburg (Columbia). Hamburg, März 1960
WeblinksEinzelnachweise
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