Die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) ist eine vollständig durch das Land Sachsen-Anhalt getragene Kapitalgesellschaft. Sie plant, bestellt und bezahlt im Landesauftrag den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im Rahmen des Regionalisierungsgesetzes für ein Streckennetz von 1.541 Kilometern mit 332 Bahnstationen (Stand: Dezember 2021).[1] In Kooperation mit dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) und den beteiligten Verkehrsunternehmen betreibt sie das Fahrgastinformationssystem INSA.[2]
Die Aufgaben der NASA werden in ihrem Geschäftsbesorgungsvertrag mit dem Land Sachsen-Anhalt geregelt und sehen eine Mitwirkung am ÖPNV-Plan und am Rahmenplan für Intelligente Verkehrssysteme (IVS-Rahmenplan) sowie die Umsetzung dieser Pläne vor.[3] Dazu beschäftigt sie sich mit den im Folgenden aufgelisteten Themenfeldern.
Schienenverkehr
Als SPNV-Aufgabenträger bestimmt die NASA, auf welchen Strecken wie oft Züge fahren und bezahlt diese Leistungen. Dazu führt die NASA europaweite Ausschreibungen von Schienenverkehrsleistungen durch, um durch den Wettbewerb unter den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) ein möglichst wirtschaftliches Angebot zu erhalten.[4] Beim Abschluss von Verkehrsverträgen macht sie detaillierte Vorgaben zu Fahrzeugen, Komfort, Betriebsqualität und anderen Aspekten, deren Einhaltung laufend überprüft wird. Bei Mängeln kann die NASA finanzielle Mittel zurückfordern,[3] was im Jahr 2021 Rückforderungen von insgesamt 8,6 Mio. Euro zur Folge hatte. Davon war fast die Hälfte auf Unpünktlichkeit zurückzuführen, andere Gründe waren unter anderem abweichende Zugbildungen, Nichteinhaltung von Reinigungsintervallen oder die Nichtbesetzung von Zügen mit Servicepersonal. Im Jahr 2021 galten insgesamt 94,5 % aller Züge als pünktlich und etwa 5,4 % als ausgefallen.[5]
Busverkehr
Die NASA koordiniert die Förderung landesbedeutsamer Buslinien und unterstützt die für diese Linien zuständigen ÖSPV-Aufgabenträger bei der Umsetzung der vorgegebenen Angebotsstandards und Qualitätsmerkmale.[3] Die SPNV-Angebote bilden gemeinsam mit den landesbedeutsamen Buslinien das Bahn-Bus-Landesnetz Sachsen-Anhalt. Gemäß dem ÖPNV-Plan folgt die Angebotsplanung im Bahn-Bus-Landesnetz dem Prinzip des Integralen Taktfahrplans. So sollen eine regelmäßige Bedienung, möglichst kurze Gesamtreisezeiten und vielfältige Anschlussverbindungen sichergestellt werden.[6]
Im Auftrag des Landes betreut die NASA verschiedene Investitions- und Förderprogramme für die ÖPNV-Infrastruktur. Dazu zählen das Bahnhofsprogramm zum Neu- und Umbau von Bahnsteiganlagen, das Infrastrukturprogramm zur Verbesserung der Eisenbahninfrastruktur für den SPNV, das REVITA-Programm zur Revitalisierung von Empfangsgebäuden an Bahnhöfen sowie das Schnittstellenprogramm, welches sich mit dem Neu- und Umbau von Bahnhofsumfeldern, Busbahnhöfen, B+R- und P+R-Anlagen befasst. Zudem fungiert die NASA als Bewilligungsbehörde für das Haltestellenprogramm zum barrierefreienNeu- und Umbau von ÖSPV-Haltestellen, das Sonderprogramm „Stadt und Land“ zur Förderung des Alltagsradverkehrs und das Ladeinfrastrukturprogramm für die Schaffung einer öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge.[7]
Fahrgastinformationssysteme
Gemeinsam mit dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund betreibt die NASA das Fahrplanauskunftssystem INSA.[2] Zur Gewinnung der Echtzeitdaten werden interessierten Busunternehmen Bordcomputer zur Vermietung angeboten, welche die Position der Fahrzeuge an das INSA-Betriebsleitsystem übermitteln, um reale Ankunftszeiten ermitteln zu können.[3] Die gewonnenen Daten werden auch ausgewählten Drittanbietern zur Verfügung gestellt, welche diese für ihre eigenen Auskunftsportale nutzen können. Für wichtige Knotenpunkte des Landesnetzes werden darüber hinaus dynamischen Fahrgastinformationsanzeiger beschafft.[3][5]
Bei den meisten SPNV-Verkehrsverträgen stehen dem Land die erwirtschafteten Fahrgeldeinnahmen zu. Die NASA vertritt daher in den Verkehrsverbünden und Tarifgemeinschaften die Interessen des Landes im Hinblick auf Tarif, Vertrieb und Einnahmeaufteilung.[3] Gemäß einem Leitprojekt des ÖPNV-Plans treibt die NASA im Auftrag des Landes die Umsetzung flächendeckender Verbundstrukturen voran und unterstützt in diesem Zusammenhang auch die jeweiligen Verbünde und Gebietskörperschaften.[8]
Für Vertreter aus Landesverwaltung und Politik steht die NASA als Ansprechpartner zum Nahverkehr in Sachsen-Anhalt zur Verfügung. Auch mit den ÖPNV-Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen steht sie im fachlichen Austausch. Zur Kommunikation mit Fahrgästen bietet die NASA Dialogformate wie das Fahrgastforum Sachsen-Anhalt, eine jährliche Fahrplanvorschau und Social-Media-Kanäle an. Zudem kümmert sie sich um die Vermarktung des Landesnetzes und wirbt für die allgemeine Nutzung von Öffentlichen Verkehrsmitteln.[3]
Ausschreibungen
Verträge
In der nachfolgenden Tabelle sind die bisherigen und folgenden SPNV-Ausschreibungen[10] der NASA mit den bekannten Vertragsdaten aufgelistet:
Im Jahr 2007 wurden bei den beiden EVUs DB Regio AG und Transdev Sachsen-Anhalt GmbH Verkehrsleistungen im Umfang von rund 25 Millionen Zugkilometern (Zugkm) bestellt. Davon entfielen 88,4 Prozent auf die DB Regio AG, zu der auch die regionalen MarkenBurgenlandbahn und Elbe-Saale-Bahn gehören. Die NASA bezuschusste diesen SPNV mit 257,3 Millionen Euro. Dies bedeutet, dass ein bestellter Zugkilometer im Jahr 2007 durchschnittlich 10,29 Euro gekostet hat.
Aufgrund der geringen Fahrgastnachfrage wurde im Dezember 2010 der verbliebene SPNV auf der Strecke Naumburg Ost–Teuchern eingestellt.[29] Im Dezember 2011 folgten die Strecken Berga-Kelbra–Stolberg und Biederitz–Loburg, wobei letztere nicht wegen zu geringer Fahrgastnachfrage, sondern wegen des schlechten Infrastrukturzustandes und des nicht mehr haltbaren Fahrplans eingestellt wurde.[30] Im August 2014 gab die NASA bekannt, dass die Verbindungen Merseburg–Schafstädt, Pratau–Bad Schmiedeberg und Klostermansfeld–Wippra wegen geringer Nachfrage und einer negativen Entwicklung in den letzten Jahren zwischen Dezember 2014 und April 2015 abbestellt werden.[31] Die abbestellten SPNV-Verbindungen erhielten ein Ersatzangebot durch vom Land finanzierte Landesbedeutsame Buslinien, die als Landesnetz bezeichnet werden.
Sonstiges
Mobilitätsprojekt „Auf Achse mit Bahn und Bus“
In Kooperation mit dem sachsen-anhaltischen Kultusministerium betreut die NASA das Mobilitätsprojekt „Auf Achse mit Bahn und Bus“.[32] Im Rahmen des Projekts werden Unterrichtsstunden durchgeführt und Projekttage unterstützt, um Schülerinnen und Schüler auf die eigenständige Nutzung des ÖPNV vorzubereiten. Auch für Seniorinnen und Senioren werden Informationsveranstaltungen angeboten, die sich unter anderem mit der Ticketauswahl und der Bedienung von digitalen Informations- und Vertriebskanälen beschäftigen.[33]
Mobilteam
Seit 2002 engagiert die NASA Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das sogenannte „Mobilteam“. Diese sind nahezu täglich in den Zügen und Bussen des Landesnetzes im Einsatz, wo sie über Nahverkehrsangebote informieren, Fahrpläne verteilen sowie Fragen beantworten und Hinweise aufnehmen sollen. Außerdem unterstützen sie das Mobilitätsprojekt personell.[34]
Schülerferienticket-Modelcasting
Von 2001 bis 2022 veranstaltete die NASA einen Modelwettbewerb, bei dem die Gesichter für das Schülerferienticket gesucht wurden. Am Casting beteiligten sich jährlich weit über 2000 Jugendliche aus Sachsen-Anhalt. Das Auswahlverfahren fand jeweils im Sommer des Vorjahres statt.
↑ÖPNV-Plan 2010–2015/2025. (PDF; 2,0 MB) Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt, 8. Februar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. April 2012; abgerufen am 9. März 2013.
↑Linienverläufe haben den Stand am Tag der Ausschreibung. Durch Umstrukturierungen haben sich diese zum Teil verändert.
↑Angabe der Verkehrsleistung hat den Stand am Tag der Ausschreibung. Durch Umstrukturierungen in der Verkehrsleistung hat sich diese zum Teil verändert.
↑Während der Bauarbeiten in Halle (Saale) kann es zu veränderten Linienführungen kommen.
↑Während der Bauarbeiten in Halle (Saale) und Magdeburg kann es zu veränderten Linienführungen kommen.