Das Nunc dimittis, auch genannt Lobgesang des Simeon bzw. Canticum Simeonis, ist mit dem Magnificat und dem Benedictus einer der drei Lobgesänge (Cantica) des Lukasevangeliums (Lk 2,29–32 EU).
Nunc dimittis beziehungsweise „Nun lässt du [Herr, deinen Knecht]“ sind die Anfangsworte des Lobgesangs des Simeon. Er stammt aus dem biblischen Bericht von der Darstellung des Herrn im Jerusalemer Tempel (Lk 2 EU), nach dem ein sonst im Neuen Testament nicht erwähnter Simeon im Jesuskind den erwarteten Messias erkennt und damit die Erfüllung einer Verheißung, die er persönlich durch den Heiligen Geist erhalten hatte. Nach dieser Verheißung sollte er nicht sterben, bevor seine Augen den Messias gesehen haben.
Nunc dimittis servum tuum Domine,
secundum verbum tuum in pace:
quia viderunt oculi mei salutare tuum,
quod parasti ante faciem omnium populorum:
lumen ad revelationem gentium,
et gloriam plebis tuae Israel.
Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;
denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
das Heil, das du bereitest hast vor allen Völkern,
ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht,
wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Bei liturgischer Verwendung schließt sich die kleine DoxologieEhre sei dem Vater… an.
Liturgie und Kirchenmusik
Liturgie
Das Nunc dimittis wird im Stundengebet täglich gesungen. Mit seiner friedvollen Dank- und Abschiedsstimmung gehört es zur Komplet, dem Nachtgebet der Kirche (Gotteslob Nr. 665,3 im 3. Psalmton); in der anglikanischen Kirche ist es zusammen mit dem Magnificat Teil des Evensong.
Martin Luther schuf ausgehend vom Nunc dimittis den Choral Mit Fried und Freud ich fahr dahin. Der aus reformatorischer Zeit stammende und von Philipp Spitta überarbeitete Choral Im Frieden dein, o Herre mein hat ökumenische Verbreitung gefunden. In der protestantischen Kirchenmusik diente dieser Text häufig als Grundlage für Begräbniskompositionen.
Felix Mendelssohn Bartholdy: Motette opus 69,1, Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren für Chor und Solostimmen (1847)
Johannes Brahms: Motette opus 74,1, Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen? für Gemischten Chor a cappella letzter Teil: Lutherchoral Mit Fried und Freud ich fahr dahin