Odakyū Odawara-Linie
Die Odakyū Odawara-Linie (jap. 小田急小田原線, Odakyū Odawara-sen) ist eine Eisenbahnstrecke auf der japanischen Insel Honshū, die von der Bahngesellschaft Odakyū Dentetsu betrieben wird. Sie führt durch die Präfekturen Tokio und Kanagawa. Dabei verbindet sie den im Stadtzentrum Tokios gelegenen Bahnhof Shinjuku mit den Städten Machida, Ebina, Atsugi und Odawara. Sie ist die Hauptstrecke der Odakyū Dentetsu und mit zwei Zweigstrecken verbunden. StreckenbeschreibungDie 82,5 km lange Strecke ist in Kapspur (1067 mm) verlegt und mit 1500 V Gleichspannung elektrifiziert. Sie bedient 47 Bahnhöfe, die maximale Geschwindigkeit beträgt 110 km/h.[1] Zwischen den Bahnhöfen Yoyogi-Uehara und Noborito ist die Strecke auf einer Länge von 11,7 km viergleisig ausgebaut. Provisorisch mit drei Gleisen ausgestattet, aber auf vier Gleise erweiterbar ist der 0,6 km lange Streckenabschnitt zwischen Noborito und Mukōgaoka-Yūen. Alle übrigen Streckenabschnitte sind zweigleisig. Güterverkehr wird nicht durchgeführt, Bahnbetriebswerke befinden sich bei Kitami, Sagami-Ōno und Ebina. Nördlicher Ausgangspunkt ist der Bahnhof Shinjuku, wo sich die Odakyū-Gleise an der Westseite der weitläufigen Anlage parallel zu jenen von JR East erstrecken. Dabei ist die Endstation zweigeteilt, mit drei Gleisen im Erdgeschoss und zwei Gleisen im Untergeschoss des Warenhauses der Odakyu Group. Die Strecke ist zunächst zweigleisig und trotz ihres urbanen Charakters teilweise ebenerdig, mit mehreren höhengleichen Bahnübergängen. Sie verläuft in südwestlicher Richtung und passiert dabei den Meiji-Schrein. Der Bahnhof Yoyogi-Hachiman liegt in einer engen Kurve. Unmittelbar danach vereinigt sich die Odawara-Linie mit der Chiyoda-Linie der U-Bahn Tokio zu einer viergleisigen Trasse (mit Yoyogi-Uehara als erstem gemeinsamen Bahnhof). Daran schließt sich ein rund anderthalb Kilometer langer überdeckter Abschnitt auf zwei Ebenen mit den Tunnelbahnhöfen Higashi-Kitazawa, Shimo-Kitazawa und Setagaya-Daita an. In Shimo-Kitazawa wird sie von der Keiō Inokashira-Linie gekreuzt. Es folgt ein breiter Viadukt, unterbrochen durch den Tunnelbahnhof Seijōgakuen-mae beim Campus der Seijō-Universität. Eine 429,6 Meter lange Balkenbrücke führt den Viadukt in der Musashino-Ebene über den Fluss Tama hinweg. Die 2008 fertiggestellte Stahlkonstruktion ersetzte die ursprüngliche Brücke von 1927.[2] Am gegenüberliegenden Ufer verengt sich die Strecke im Bahnhof Noborito (Kreuzung mit der Nambu-Linie) auf drei Gleise. Wenig später endet der Viadukt und die Odawara-Linie wird nach dem Bahnhof Mukōgaoka-Yūen wieder zu einer zweigleisigen, überwiegend ebenerdigen Strecke. Kurz nach Shin-Yurigaoka zweigt die Tama-Linie ab. In Machida wird die Yokohama-Linie gekreuzt und kurz nach Sagami-Ōno folgt die Abzweigung der Enoshima-Linie. In Ebina bestehen Übergänge zur Sagami-Linie und Sōtetsu-Hauptlinie. Zwischen Atsugi und Hon-Atsugi überquert die Strecke auf einer 1972 erbauten Fachwerkbrücke von 410 Metern Länge den Sagami.[3] In Isehara beginnt der ländlich geprägte Teil der Odawara-Linie. Nach dem Durchqueren der Hadano-Ebene folgt eine gewundene Streckenführung durch das enge Yonjūhachi-Tal im Tanzawa-Bergland. In Matsuda besteht eine kurze Gleisverbindung zur Gotemba-Linie. Auf der Brücke über den Sakawa erreicht die Strecke die Ashigara-Ebene. Sie wendet sich nach Süden, folgt dem rechten Ufer des Sakawa und endet im Bahnhof Odawara. Dort geht sie in die Hakone-Tozan-Linie über. ZügeDas Zugangebot auf der Odawara-Linie ist sehr dicht. Beispielsweise verkehren auf dem am stärksten genutzten Abschnitt zwischen Yoyogi-Uehara und Shin-Yurigaoka mehr als 30 Züge je Stunde. In ganz Japan bekannt sind insbesondere die Romancecar-Schnellzüge, die überwiegend dem touristischen Verkehr zu den Vulkanen Hakone und Fuji sowie zur Halbinsel Enoshima dienen. Sie bilden die Zuggattung Tokkyū (特急, engl. Limited Express). Sämtliche Plätze in diesem besonders bequem ausgestatteten Zügen sind reservierungspflichtig. Zusätzlich zum Basis-Fahrpreis muss ein Zuschlag in fast derselben Höhe bezahlt werden.[4] Das Rollmaterial unterscheidet sich markant von jenem der regulären Züge; als Besonderheit verfügen die jüngeren Baureihen über Kanzelwagen an den Zugenden. Ab Shinjuku verkehren die Romancecar-Züge alle 15 bis 20 Minuten mit wenigen Zwischenhalten, wobei das Angebot an Wochenenden und Feiertagen etwas größer ist. Ihre Ziele sind Hakone-Yumoto (Anschluss an die Hakone-Tozan-Linie), Katase-Enoshima und Gotemba.[5] Nicht zuschlagspflichtig sind eine Reihe von Eilzügen. Diese verkehren entweder von und nach Shinjuku oder werden in Yoyogi-Uehara von und zur Chiyoda-Linie der U-Bahn Tokio durchgebunden. Dabei überspringen sie eine unterschiedlich große Anzahl an Zwischenbahnhöfen. ■ Kaisoku-kyūkō (快速急行, engl. Rapid Express) ■ Tsūkin-kyūkō (通勤急行, engl. Commuter Express) ■ Kyūkō (急行, engl. Express) ■ Junkyū (準急, engl. Semi Express) ■ Tsūkin-junkyū (通勤準急, engl. Commuter Semi Express) Nahverkehrszüge mit Halt an allen Bahnhöfen fahren in der Regel zwischen Shinjuku und Hon-Atsugi. Einzelne werden auf die Chiyoda-Linie und die Jōban-Linie durchgebunden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen gibt es zwischen Hon-Atsugi und Shin-Matsuda keinen gesonderten Nahverkehr, da dieser von den Eilzügen übernommen wird. Zusätzliche Nahverkehrszüge verbinden Shin-Matsuda mit Odawara und Hakone-Yumoto. Bilder
GeschichteDie im Jahr 1922 gegründete Bahngesellschaft Odawara Kyūkō Tetsudō, ein Tochterunternehmen der Elektrizitätsgesellschaft Kinugawa Suiryoku, eröffnete am 1. April 1927 die gesamte Odawara-Linie von Shinjuku nach Odawara. Die Strecke war von Anfang an elektrifiziert, zunächst aber nur eingleisig befahrbar.[7] Das zweite Gleis stand am 11. Oktober desselben Jahres zur Verfügung, vom selben Tag an verkehrten zusätzlich Schnellzüge. Zu Beginn wurden 38 Bahnhöfe bedient, weitere kamen im Laufe der Jahrzehnte aufgrund der dichter werdenden Besiedlung hinzu.[8] Der Pazifikkrieg führte bedeutende Änderungen herbei. Da die Kinugawa Suiryoku aufgrund der Zwangsverstaatlichung der Elektrizitätswirtschaft ihr Hauptgeschäft verlor, schloss sie sich mit der Odawara Kyūkō Tetsudō zusammen, woraus am 1. März 1941 die Odakyū Dentetsu entstand. Auf der Grundlage des 1938 erlassenen Gesetzes zur Koordination von Landverkehrsunternehmen ging das Unternehmen am 1. Mai 1942 im Daitōkyū-Konglomerat auf. Luftangriffe der United States Army Air Forces führten Ende Mai 1945 zu einer mehrtägigen Unterbrechung der Strecke zwischen Shinjuku und Minami-Shinjuku. Zwei Jahre nach Kriegsende beschlossen die Aktionäre an einer außerordentlichen Versammlung, das finanziell angeschlagene Konglomerat durch Ausgründungen aufzulösen. So nahm die Odakyū Dentetsu am 1. Juni 1948 als eigenständige Gesellschaft ihre Geschäftstätigkeit wieder auf.[8] Um im Bahnverkehr zu den touristisch bedeutenden Regionen um den Vulkan Hakone und die Halbinsel Enoshima einen Konkurrenzvorteil gegenüber der staatlichen Tōkaidō-Hauptlinie zu erlangen, beschloss die Odakyū Dentetsu, ein Teilstück der zwei Jahre zuvor übernommenen Hakone-Tozan-Linie mit einem Dreischienengleis auszustatten. Seit dem 1. August 1950 ist es somit möglich, umsteigefreie Zugsverbindungen von Shinjuku über Odawara hinaus bis nach Hakone-Yumoto anzubieten.[9] Aufgrund einer Vereinbarung mit der Japanischen Staatsbahn nutzte die Odakyū Dentetsu ab 1. Oktober 1955 ein kurz zuvor fertiggestelltes Verbindungsgleis beim Bahnhof Shin-Matsuda, um auf der Gotemba-Linie Schnellzüge bis nach Gotemba führen zu können.[10] Am 17. Februar 1964 waren die ersten bedeutenden Umbauarbeiten am Bahnhof Shinjuku abgeschlossen; zu den drei bisherigen oberirdischen Gleisen kamen zwei unterirdische hinzu. Seit dem 31. März 1978 besteht in Yoyogi-Uehara eine Durchbindung zur Chiyoda-Linie, wobei diese zunächst auf die Hauptverkehrszeit an Werktagen beschränkt war, später aber ausgedehnt wurde. Die stetige Zunahme der Fahrgäste erforderte bald den Bau zusätzlicher Bahnsteige im Bahnhof Shinjuku, die ab 1. April 1982 zur Verfügung standen.[11] Die massive Überlastung des 18 km langen Streckenabschnitts zwischen Yoyogi-Uehara und Shin-Yurigaoka (insbesondere seit der Inbetriebnahme der Tama-Linie) führte Mitte der 1970er Jahre zu Überlegungen, diesen viergleisig auszubauen und gleichzeitig auf ein Viadukt bzw. stellenweise in einen Tunnel zu verlegen, um zahlreiche höhengleiche Bahnübergänge zu beseitigen. Nachdem der Ausbau des Teilstücks zwischen Yoyogi-Uehara und Higashi-Kitazawa am 31. März 1978 abgeschlossen war, geriet das Projekt ins Stocken; erst 1989 konnte weitergebaut werden.[12] Grund für die massive Verzögerung waren sich über Jahre hinziehende Enteignungs- und Entschädigungsverfahren. Insbesondere die Anwohner im Tokioter Bezirk Setagaya wehrten sich hartnäckig gegen den Viadukt, da sie gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Lärm und Vibrationen befürchteten. 1994 reichten sie eine Klage gegen die Odakyū Dentetsu ein und forderten Änderungen am Projekt. Das Bezirksgericht Tokio kam 1995 zum Schluss, dass eine zwei Jahre zuvor erteilte Baugenehmigung illegal gewesen sei.[12] Das Berufungsgericht widerrief das Urteil im Dezember 2003 (drei Jahre später vom Obersten Gerichtshof bestätigt).[13] Gleichwohl erklärte sich die Odakyū Dentetsu im August 2004 in einem anderen Rechtsfall dazu bereit, Entschädigungen zu bezahlen und die Lärmschutzwände so anzupassen, dass die Immissionen 65 Dezibel nicht übersteigen.[14] Die viergleisige Strecke ging wie folgt in Betrieb: am 23. Juni 1997 zwischen Kitami und Izumi-Tamagawa, am 26. September 2004 zwischen Kyōdō und Kitami, am 24. Oktober 2004 zwischen Umegaoka und Kyōdō, am 8. August 2009 zwischen Izumi-Tamagawa und Mukōgaoka-Yūen sowie am 3. März 2018 zwischen Higashi-Kitazawa und Umegaoka. Es bestehen Pläne für den viergleisigen Ausbau zwischen Mukōgaoka-Yūen und Shin-Yurigaoka (5,7 km). Liste der BahnhöfeJu = Junkyū (Semi-Express); Tj = Tsūkin-junkyū (Commuter Semi-Express); Ky = Kyūkō (Express); Tk = Tsūkin-kyūkō (Commuter Express); Kk = Kaisoku-kyūkō (Rapid Express) ↑C = Durchbindung zur Chiyoda-Linie; ↓T = direkt zur Tama-Linie
WeblinksCommons: Odakyū Odawara-Linie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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