Ombra mai fuOmbra mai fu (it. „Nie war ein Schatten“), auch Largo aus der Oper Xerxes oder Largo von Händel, ist eine der berühmtesten Melodien von Georg Friedrich Händel. Sie wird als Einzelstück in Konzerten und bei besinnlichen Anlässen in den verschiedensten Arrangements musiziert.[1] Händel komponierte die Sopran-Arie mit Streicherbegleitung und das vorangestellte Rezitativ Frondi tenere 1738 als Eröffnungsszene seiner Oper Serse, wo sie der Titelheld Xerxes vorträgt. Diesen verkörperte bei der Uraufführung im Londoner Haymarket Theatre der Kastrat Caffarelli. Händel verwendete als Vorlage die Vertonung desselben Textes von Giovanni Bononcini. TextgeschichteDie amouröse Handlung der Xerxes-Oper, deren Text Nicolò Minato (um 1630–1698) verfasste, hat kaum Bezug zum historischen Perserkönig Xerxes I. (reg. 486–465 v. Chr.). Die Anfangsszene unter der Platane jedoch greift eine Notiz des griechischen Geschichtsschreibers Herodot († um 430/420 v. Chr.) auf, der in seiner Xerxesbiografie[2] schreibt:
Sechs Jahrhunderte später, bei Claudius Aelianus, ist daraus eine kuriose erotische Verirrung geworden:
Noch eindeutiger heißt es in der Vorbemerkung des gedruckten Librettos zu Händels Oper 1738:
Der Text stützt diese Deutung nur andeutungsweise. Der Schauplatz ist keine Reisestation mehr, sondern der Palastgarten des Königs. Weder das Schmücken des Baums noch der Wächter werden erwähnt. Xerxes’ Monolog kann schlicht als überschwänglicher Dank für kühlenden Schatten in der Tageshitze verstanden werden. Nur die hochemotionale Musik erzählt, wonach Xerxes sich sehnt und wofür die Platane ein Ersatzobjekt ist. Text und Übersetzung
MusikDas Xerxes-Libretto war bereits 1654 von Francesco Cavalli und 1694 von Giovanni Bononcini vertont worden, wofür der Text jeweils überarbeitet wurde. Händel verwendete für seine Fassung große Teile von Bononcinis Musik, entwickelte sie jedoch teilweise tiefgreifend weiter. Bononcinis Rezitativ Frondi tenere bereicherte Händel vor allem harmonisch, ohne Struktur und Deklamation wesentlich zu verändern. Bononcinis Aria Ombra mai fu dagegen erweiterte er fast auf die doppelte Länge – 52 statt 28 Takte – und gewann dem Motiv im ruhig schreitenden Dreivierteltakt (von ihm mit „larghetto“, nicht „largo“ bezeichnet) durch Streicherzwischenspiel, Neueinsätze in hohen Lagen (der Tonumfang ist eine Undezime), expressive Textwiederholungen und Harmoniewirkungen bis hin zur Fermate in Takt 44 ungeahnte Ausdrucksmöglichkeiten ab. Erst durch Händel wurde aus Bononcinis Aria „etwas Großes“.[6] Nachdem Händels Serse zunächst ein Misserfolg war, vollzog sich der Aufstieg des „Largo“ im 19. Jahrhundert. Damals durfte es „in keinem Notenschrank eines bürgerlichen Salons, in dem ein Klavier stand, fehlen“.[7] WeblinksCommons: Ombra mai fu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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