Omphalozele
Die Omphalozele (aus altgriechisch ὀμφαλός ‚Nabel‘, und κήλη ‚Bruch‘; auch Omphalocele geschrieben. Synonym: Exomphalos), der Nabelschnurbruch oder die Nabelschnurhernie ist eine Verlagerung von Bauchorganen nach außen (physiologischer Nabelbruch) durch die Bauchwand des ungeborenen Kindes. Bei fehlender oder ungenügender Zurückbildung des physiologischen Nabelbruchs verbleiben die Darmschlingen im extraembryonalen Zölom und rufen eine Aufweitung der Nabelschnur hervor. Eine seit dem 19. Jahrhundert durchgeführte Methode zur Zurückverlagerung[1] sollte gegen Ende des 3. Entwicklungsmonats geschehen. Der Defekt kann schon vor der Geburt mittels Ultraschall festgestellt werden. Die Therapie besteht in einer operativen Versorgung. Die Nabelschnurhernie kommt bei allen Säugetieren vor und tritt oft bei Katzen, Hunden und Ferkeln auf. PathogeneseEine Omphalozele des Menschen entsteht zwischen Tag 32 und 70 der Schwangerschaft. Dabei fehlt die Rückbildung des physiologischen (beim Gesunden vorkommenden) Nabelbruches in der Embryonalzeit, so dass in der Mittellinie ein Substanzdefekt resultiert, was den Bruch ermöglicht. EpidemiologieDie Inzidenz (Erkrankungshäufigkeit) einer Omphalozele liegt bei 1:4000 - 1:5000 Geburten. Die Omphalozele ist nicht erblich und es resultiert in der Regel kein höheres Risiko für weitere Kinder der gleichen Mutter. Letztlich ist die Ursache (Ätiologie) der Omphalozele derzeit immer noch unklar. Bei etwa vier von zehn Kindern mit einer Omphalozele liegen weitere Fehlbildungen z. B. im Bereich des Herzens, der Nieren, der Leber und des Darms vor. Überdurchschnittlich häufig finden sich Omphalozelen bei Kindern mit Cantrell-Syndrom, Pätau-Syndrom (Trisomie 13), Edwards-Syndrom (Trisomie 18), Fraser-Syndrom, Trisomie 16 und Triploidie. Ferner kommen sie beim Shprintzen-Syndrom Typ I und dem Beckwith-Wiedemann-Syndrom vor,[2] auch beim PAGOD-Syndrom. DiagnostikDie Omphalozele kann häufig vorgeburtlich im Ultraschall diagnostiziert werden. Nach der Geburt ist die Fehlbildung offensichtlich. Eine Vorverlegung der Geburt (kleinerer Säugling) oder ein Kaiserschnitt (primäre Sectio caesarea) sind zur Vermeidung bzw. Verringerung des Rupturrisikos in Erwägung zu ziehen; hinsichtlich der neonatalen Mortalität (Sterblichkeit) und Morbidität konnten keinerlei signifikante Unterschiede zur vaginalen Entbindung nachgewiesen werden.[3] Die isoliert vorliegende Omphalozele stellt keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch dar, auch wenn dieser verlangt wird.[4] MorphologieDie Größe des Bruchsackes ist variabel (Tischtennisball- bis Handballgröße). Er enthält bei intakter Hülle Amnion, Peritoneum, Nabelgefäße, Wharton’sche Sulze und variable Anteile der intraperitonealen Organe (Darmschlingen, Leber, Magen). TherapieDie Geburt sollte in einer Klinik mit angeschlossener Kinderintensivmedizin und Kinderchirurgie erfolgen. Als Geburtsmodus wird heute in vielen Fällen die Sectio caesarea (Kaiserschnitt) gewählt. Anschließend wird der Bruchsack steril abgedeckt. Das Kind erhält eine Magensonde und wird auf die Kinderintensivstation zur Stabilisierung und weiteren Diagnostik verlegt. Ist der Nabelschnurbruch rupturiert (d. h. die Eingeweide liegen offen), muss eine rasche Operation erfolgen. Ansonsten wird abhängig von der Größe des Bruchsackes und den Begleitumständen entschieden, ob eine primäre Operation oder zunächst ein „Aufhängen“ des Bruchsackes erfolgen soll. Bei der Operation werden, wenn möglich, die Eingeweide in den Bauch gelegt und der Bauch verschlossen. Ist die Bauchhöhle zu klein, wird diese mit Fremdmaterial verschlossen, das anschließend in einer oder mehreren Operationen entfernt wird. Verlauf und PrognoseDer Verlauf ist von der Größe der Omphalozele und eventuell vorhandenen Begleitfehlbildungen abhängig. Beim Säugling gestaltet sich der Kostaufbau zuweilen schwierig, so dass über bestimmte Zeit die Nahrung mittels Sonde zugeführt werden muss, u. U. noch im Kleinkindalter. Bei größeren Omphalozelen sind häufig mehrere Operationen bis zum vollständigen Bauchdeckenverschluss notwendig. Durch die Weiterentwicklung der sonografischen Untersuchungen zur frühen Diagnostik sowie verbesserte Möglichkeiten der operativen Versorgung und der parenteralen Ernährung hat sich die Prognose für Omphalozele entscheidend verbessert. Eine niederländische Studie aus dem Jahr 2009 fasst zusammen:[5]
Die Lebensqualität von Patienten mit Omphalozele unterscheidet sich auch weiteren Studien zufolge nicht signifikant vom Bevölkerungsdurchschnitt. Eine verkürzte Lebenserwartung oder höhere Prävalenz von Krankheiten besteht nicht, ebenso konnten keinerlei Unterschiede hinsichtlich erreichter Bildungsabschlüsse festgestellt werden.[6] Für weibliche Betroffene ist eine Schwangerschaft möglich.[7] In den US-Bundesstaaten Nebraska und Arkansas ist der 31. Januar seit 2015 anerkannter „Omphalocele Awareness Day“.[8][9] Siehe auchLiteratur
Weblinks
Einzelnachweise
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