Die 57. Parlamentswahl in Island fand am 30. November 2024 statt. Ursprünglich sollte sie erst im Herbst 2025 stattfinden. Nachdem die isländische Präsidentin Halla Tómasdóttir am 15. Oktober 2024 einem Antrag von Ministerpräsident Bjarni Benediktsson stattgegeben hatte, das Parlament aufzulösen, wurde die Wahl vorgezogen. Es wurden die 63 Abgeordneten des Althing gewählt.
Alle Parteien der seit 2017 regierenden Dreierkoalition aus Unabhängigkeitspartei, Fortschrittspartei und Links-Grüner Bewegung erlitten starke Verluste, letztere verlor sogar alle Sitze. Wahlsieger wurde die sozialdemokratische Allianz, welche ihren Stimmenanteil verdoppeln konnte.
Gewählt wurde wie seit 2003 in den 1999 festgelegten sechs Wahlkreisen, in denen jeweils sieben bis elf Sitze vergeben wurden. Weitere neun Mandate wurden landesweit an Parteien mit mehr als 5 % als Kompensation vergeben, um insgesamt eine relativ proportionale Verteilung der Mandate an die Parteien zu erzielen.
Am 13. Oktober 2024 erklärte Premierminister Bjarni Benediktsson, dass sich seine Drei-Parteien-Regierung bei zentralen Themen nicht mehr einigen könne und er die Präsidentin Halla Tómasdóttir um Auflösung des Parlaments und damit eine Neuwahl bereits im November 2024 bitten werde.[2] Nach Gesprächen mit allen Parteivorsitzenden[3] gab die Präsidentin dem Antrag am 15. Oktober 2024 statt. Bis zur Bildung einer neuen Regierung nach der Wahl führte eine Übergangsregierung die Geschäfte. Diese bestand nur noch aus Mitgliedern der Unabhängigkeitspartei und der Fortschrittspartei. Die Links-Grüne Bewegung als bisheriger dritter Koalitionspartner zog sich zurück. Svandís Svavarsdóttir, die neu gewählte Vorsitzende der Links-Grünen Bewegung und seit dem 9. April 2024 Infrastrukturministerin, erklärte, dass die Vertreter ihrer Partei im bisherigen Kabinett Bjarni Benediktsson vom kommenden Tag an gewöhnliche Abgeordnete sein würden.[4]
Stärkste Partei wurde mit 20,8 % der Stimmen und 15 Sitzen die sozialdemokratische Allianz, die sich seit dem Ende des Kabinetts Jóhanna Sigurðardóttir II 2013 in der Opposition befunden hatte. Die bisherigen Regierungsparteien Unabhängigkeitspartei, Fortschrittspartei und Links-Grüne Bewegung (wobei letztere schon im Oktober mit dem Ende der Koalition aus der Regierung ausgeschieden war) verzeichneten Verluste. Die traditionell starke Unabhängigkeitspartei konnte sich vergleichsweise gut halten und wurde mit 19,4 % (14 Sitze) zweitstärkste Kraft; trotzdem handelt es sich dabei für diese Partei, die zuvor nie unter 20 % Stimmenanteil gefallen war, um das schlechteste Resultat in ihrer Geschichte.[6] Die Fortschrittspartei verlor mit einem Stimmenanteil von 7,8 % acht ihrer zuvor dreizehn Sitze im Parlament, und die Links-Grüne Bewegung schied mit nur noch 2,3 % nach 25 Jahren aus dem Parlament aus.[6] Nach 12 Jahren ebenfalls nicht mehr im Althing vertreten ist die isländische Piratenpartei Píratar (3 %).[6] Keine Sitze erringen konnten weiterhin die 2021 erstmals zu Parlamentswahlen angetretene Sozialistische Partei Islands und die von Gegnern der Maßnahmen im Zuge der COVID-19-Pandemie in Island ebenfalls zur Wahl 2021 gegründete Partei Ábyrg framtíð („Verantwortungsvolle Zukunft“). Die 2024 erstmals angetretene Demokratische Partei (Lýðræðisflokkurinn) blieb ebenfalls ohne Sitz im Parlament. Die Anzahl der Parteien im Althing verringerte sich damit von acht auf sechs.