Die Plastizität oder plastische Verformbarkeit (in Kunst und Kunsthandwerk auch Bildsamkeit) beschreibt die Fähigkeit von Feststoffen bzw. Werkstoffen, sich unter einer Krafteinwirkung nach Überschreiten einer Elastizitätsgrenzeirreversibel zu verformen bzw. umzuformen (zu fließen) und diese Form nach der Einwirkung beizubehalten; unterhalb der Elastizitäts- bzw. Fließgrenze treten theoretisch keine oder nur elastische Deformationen auf.[1] In der Praxis treten jedoch plastische und elastische Verformungen immer gemeinsam auf.
Duktilität wird auch synonym zu Plastizität gebraucht, womit diese Begriffe nicht immer eindeutig voneinander abgegrenzt werden können.[2]
Ein ideal plastischer Körper verhält sich wie ein starrer, nicht deformierbarer Festkörper, solange die einwirkende Spannung unterhalb der Fließgrenze bleibt; erreicht den Wert , so beginnt er sich irreversibel und unbegrenzt zu verformen.
Ideal plastisches Verhalten tritt in der Natur aber praktisch nicht auf, sondern stets gemeinsam mit elastischen oder viskosen Effekten. Beispielsweise verhält sich Stahl im Zugversuch elastoplastisch. Demgegenüber verhalten sich die Bingham-Fluide viskoplastisch: unterhalb einer Fließgrenze wie ein Festkörper und darüber wie eine Flüssigkeit.
Fließt ein Stoff unter Krafteinwirkung sofort und nicht erst nach Überschreiten einer Fließgrenze, so handelt es sich nicht um einen Feststoff, sondern um eine viskose Flüssigkeit.
Das Verhalten eines ideal plastischen Körpers kann durch ein St.-Venant-Element modelliert werden, einem Reibklotz, der sich erst nach Überschreiten einer bestimmten Haftreibungskraft in Bewegung setzt.
Mikroskopisch wird die plastische Verformung von kristallinen Festkörpern (Metallen) anhand der Versetzungstheorie beschrieben. Es ist eine geringere Scherkraft erforderlich, um eine plastische Verformung hervorzurufen, indem einzelne Defekte (Versetzungen) durch den Festkörper wandern, als sämtliche Atomreihen gleichzeitig zu bewegen. Als Analogie wird oft ein großer Teppich betrachtet, der nur um ein kleines Stück verschoben werden soll. Dies ist sehr kraftsparend möglich, indem eine kleine Falte durch den Teppich getrieben wird, statt den gesamten Teppich auf einmal zu verschieben. (Siehe auch Festigkeit)
Technische Bedeutung
Hinsichtlich der technischen Eigenschaften eines Materials kann die Plastizität je nach Kraftangriff unterteilt werden in
einen dünnen Metalldraht kann man in jede beliebige Form biegen
typische Bingham-Fluide wie Zahnpasta, Mayonnaise oder Butter kann man schon mit geringem Druck auf die Tube oder mit dem Messer erweichen und zum Fließen bringen.
Bei sehr hohem Druck wird Eis plastisch und kann als Gletscher fließen.
Bei noch höheren Drücken wird Halit (Steinsalz) ebenfalls plastisch und kann Salzstöcke und sogar Salzgletscher bilden.
Geringe Plastizität:
Ein Gummiband ist sehr elastisch und kehrt daher nach Lastrücknahme zu seiner ursprünglichen Form zurück.
Keramiken brechen meist spröde ohne plastische Verformung.