Nach der Französischen Revolution wurde eine staatliche Polizei eingerichtet. Unter Napoleon Bonaparte erfuhr diese Organisation eine Vereinheitlichung: Das Polizeiministerium berief für jede Stadt mit mehr 5000 Einwohnern einen Polizeikommissar, der dem örtlichen Präfekten unterstellt war. Allerdings durfte der Polizeikommissar als einziger regionaler Beamter direkten Kontakt mit dem Polizeiministerium aufnehmen. Dadurch übte er Kontrolle über den Präfekten, die Bürgermeister, örtliche Richter und die in der Region stationierten Mitglieder der Gendarmerie impériale aus, wurde seinerseits aber auch von diesen kontrolliert. Zugleich konnte der Polizeikommissar die Gendarmerie zur Unterstützung verpflichten. Oft rekrutierten sich die Polizeikommissaren aus ehemaligen revolutionären Politikern. Sie waren befugt, verdächtige Personen und Unruhestifter auch ohne Gerichtsentscheidung unter Polizeiüberwachung zu stellen oder zum Militärdienst einziehen zu lassen.[1]
Ein weiterer Vorläufer der Police nationale ist die Ende 1811 von Eugène François Vidocq ins Leben gerufene Sicherheitsbehörde Sûreté unter dem Dach der Pariser Polizei. Die Sûreté gilt heute als Vorreiter aller kriminalpolizeilichen Organisationen in der Welt. Am 23. April 1941 wurde die französische Polizei unter dem Vichy-Regime verstaatlicht und erstmals als Police nationale bezeichnet. Von der Verstaatlichung ausgenommen war nur die Polizeipräfektur von Paris. 1944 wurde die Police nationale von der Sûreté Nationale ersetzt, die Organisationsform aber im Großen und Ganzen beibehalten. Am 9. Juli 1964 wurde die Polizeipräfektur von Paris ebenfalls der Sûreté Nationale unterstellt, und am 10. Juli 1966 erfolgte die endgültige Umorganisation in die Police nationale in der heutigen Form.
Nachdem Beamte der Police nationale ein Camp von mehreren Tausend Migranten auf dem Platz der Republik in Paris gewaltsam geräumt hatten, ordnete Innenminister Gérald Darmanin eine interne Untersuchung der Generalinspektion der Nationalpolizei (IGPN) an. Auf zahlreichen Videos war zu sehen, wie Beamte der PN Personen aus ihren Zelten ziehen, mit Schlagstöcken traktieren und Tränengas gegen Migranten und Demonstrierende einsetzten.[3]
Aufbau
Der Generaldirektion der Police nationale (DGPN, Direction générale de la police nationale) sind fünf Zentraldirektionen, drei Direktionen, zwei Dienste sowie die Generalinspektion und die Polizeipräfektur nachgeordnet:
Direktion für die Verwaltung der Police nationale (Direction de l'administration de la police nationale, DAPN)
Direktion für die Ausbildung der Police nationale (Direction de la formation de police nationale, DFPN)
Zentraldirektion für die Kriminalpolizei (Direction centrale de la police judiciaire, DCPJ)
Dienst für internationale technische Zusammenarbeit (Service de coopération technique internationale de police, SCTIP), gegen grenzüberschreitende Kriminalität
Bis zum Jahr 1953 und erneut seit 1972 wurden Beamte des gehobenen Dienstes als Inspecteur de police bezeichnet (in verschiedenen Gradabstufungen). 1995 wurden die Laufbahnen der Inspecteurs de police (Kriminalpolizei) und jener der Officiers de paix (Schutzpolizei) zum Corps de commandement vereinigt, das die Dienstgradbezeichnungen der Officiers de paix übernahm. Die zuletzt genutzten Dienstgradbezeichnungen Inspecteur (seit 1995 Lieutenant), Inspecteur principal (Capitaine), Inspecteur divisionnaire (Commandant), Chef inspecteur divisionnaire (Commandant) entfielen.[4]
Unterhalb des Corps des inspecteurs de police existierte zwischen 1972 und 1995 das Corps des enquêteurs (Enquêteur de 2e classe, Enquêteur de 1ère classe und Chef-enquêteur), die als Verhörbeamte fungierten. Rangmäßig waren sie den Angehörigen des Corps des gardiens de la paix et des gradés bei der Schutzpolizei gleichgestellt. 1995 wurden die Enquêteurs als Gardien de la paix, Brigadier und in dem damals neuen Dienstgrad (Brigadier-)Major eingestuft.[5][6]
Die Polizeibeamten werden heute in vier Laufbahnen eingeordnet:
Les adjoints de sécurité (Sicherheitsassistenten; entspricht dem einfachen Dienst in Deutschland)
Corps d'application et d'encadrement (Korps der Ausbildung und Betreuung; entspricht dem mittleren Dienst in Deutschland)
Corps de commandement (Korps des Kommandos; entspricht dem gehobenen Dienst in Deutschland)
Corps de conception et de direction (Korps der Konzeption und Führung; entspricht dem höheren Dienst in Deutschland)
Die leitenden Beamten der Generaldirektion der Police nationale ergänzen sich aus den Angehörigen des höheren Dienstes.[7]
Der Generaldirektor der Police nationale ist in der Regel ein ehemaliger Präfekt(Corps préfectoral).
↑Philippe Vénère: Les flics sont-ils devenus incompétents ?: Le commissaire aux 40.000 gardes a vue passe aux aveux. Paris 2010, ISBN 978-2-35341-095-8.
↑Malcolm Anderson: In Thrall to Political Change: Police and Gendarmerie in France. Oxford University Press 2011, ISBN 978-0-19-969364-1.