Der Prešeren-Preis (slowenisch: Prešernova nagrada; auch Großer Prešeren-Preis) und der Preis der Prešeren-Stiftung (slowenisch: Nagrada Prešernovega sklada) sind die höchsten Auszeichnungen, die der slowenische Staat für herausragende künstlerische Leistungen vergibt. Sie sind benannt nach dem slowenischen Dichter France Prešeren.
Der Prešerenpreis, mit dem Leistungen im Rahmen eines Lebenswerks ausgezeichnet werden, kann nach heutiger Gesetzeslage nur einmal erhalten werden, wurde bis in die 1980er Jahre in Einzelfällen aber auch mehrfach verliehen; der Preis der Prešeren-Stiftung ist für künstlerische Leistungen im Lauf der letzten drei Jahre vorgesehen.[1] Der Große Prešerenpreis wurde erstmals 1947 vergeben und 1955 per Gesetz nach dem slowenischen Dichter France Prešeren benannt, dessen Todestag am 8. Februar seit 1945 als slowenischer Kulturfeiertag (Prešernov dan, slovenski kulturni praznik) begangen wird. Bis 1961 wurde eine stark variierende Anzahl an Preisen an Akademiker, Wissenschaftler, Künstler, Persönlichkeiten und Organisatoren aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen verliehen, aus dem Bereich der reproduzierenden Künste wurden auch Rollen in Dramen- und Opernaufführungen, Deklamationen, Dirigate usw. prämiert. Seit 1961 werden die Preise – der Große Prešerenpreis und der damals gegründete Preis der Prešeren-Stiftung – ausschließlich für künstlerische Leistungen vergeben. 1981 wurde die Zahl der Preise auf drei (Prešeren-Preis) bzw. zehn (Preis der Prešeren-Stiftung), 1991 auf zwei bzw. sechs begrenzt.[2] Die zeremonielle Verleihung der Preise, die heute im Cankarjev dom stattfindet, stellt eine zentrale Feierlichkeit im Rahmen des slowenischen Kulturfeiertags dar.
Über den Preis
Ausgeschrieben und vergeben wird der Preis vom Verwaltungsausschuss der Prešeren-Stiftung (Upravni odbor Prešernovega sklada), dessen fünfzehn Mitglieder vom slowenischen Parlament für vier Jahre bestellt werden. Der Verwaltungsausschuss nominiert seinerseits bis zu sechs Fachbeiräte für Literatur, Musik, darstellende und audiovisuelle Kunst, für Design und Architektur sowie für bildende und Medienkunst.[3] Die Fachbeiräte sammeln die Vorschläge für die Nominierung, die bis zum Ende der Ausschreibungsfrist einlangen, und treffen aus ihnen und ihren eigenen Vorschlägen eine endgültige Auswahl für die Nominierung, die dem Verwaltungsausschuss zur Entscheidung vorgelegt wird.[1] Die Preise sind im Verhältnis 3:1 dotiert, 2017 belief sich das Preisgeld auf 20.000 bzw. jeweils 7.000 Euro.[4] In Einzelfällen wurde der Preis nicht angenommen.
Preisträger
Literatur
Prešeren-Preis
1947
Igo Gruden für die Gedichtbände V pregnanstvo [In die Verbannung] und Pesnikovo srce [Das Dichterherz]
Matej Bor (Vladimir Pavšič) für das Drama Raztrganci [Die Zerlumpten]
Vitomil Zupan für das Drama Rojstvo v nevihti [Geboren im Sturm]
Ivan Potrč für das Drama Kreflova kmetija [Der Krefl-Hof]
Prežihov Voranc für den Erzählband Solzice (dt. Maiglöckchen. Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Klagenfurt/Celovec: Drava, Triest: Editoriale stampa Triestina 1985)
Ervin Fritz für den Gedichtband Okruški sveta [Bruchstücke der Welt]
Drago Jančar für den Novellenband O bledem hudodelcu [Von dem bleichen Übeltäter] und den Roman Galjot (dt. Der Galeot. Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Klagenfurt/Celovec, Salzburg: Wieser 1991)
Saša Vuga für den Roman Erazem Predjamski [Erasmus von Lueg]
1980
Niko Grafenauer für den Gedichtband Pesmi [Gedichte]
Tone Partljič für seine satirischen Komödien
Marjan Rožanc für den Roman Ljubezen (dt. Liebe. Aus dem Slowenischen von Metka Wakounig. Klagenfurt/Celovec: Drava, Hermagoras/Mohorjeva, Wieser 2013)
1981
Andrej Inkret für die Sammlung von Buchbesprechungen Spomini na branje [Erinnerte Lektüren] und Novi spomini na branje [Neue erinnerte Lektüren]
Marko Kravos für den Gedichtband Tretje oko [Das dritte Auge]
1982
Branko Gradišnik für die Erzählung Zemlja-zemlja-zemlja [Erde – Erde – Erde]
1983
Andrej Kokot für den Gedichtband Kaplje žgoče zavesti [Tropfen brennenden Gewissens]
Aleš Berger für die Übersetzung Lautréamont: Maldororjevih spevov [Les Chants de Maldoror]
Alojz Ihan für den Gedichtband Srebrnik [Die Silbermünze]
1988
Niko Košir für die Übersetzung Junaška pesem o Cidu [Poema de mio Cid]
Ivo Svetina für den Prosaband Peti rokopis [Das fünfte Manuskript]
1989
Milan Dekleva für den Gedichtband Zapriseženi prah [Eingeschworener Staub]
Maja Haderlap für den Gedichtband Bajalice (dt. Wünschelruten. Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. In: Maja Haderlap: Gedichte Pesmi Poems. Klagenfurt/Celovec: Drava 1998, 69-133)
1990
Aleš Debeljak für die Werke Slovar tišine [Wörterbuch der Stille] und Postmoderna sfinga [Die postmoderne Sphinx]
Franček Rudolf für den Roman Odpiram mlin, zapiram mlin [Ich öffne die Mühle, ich schließe die Mühle]
1991
Drago Bajt für seine Übersetzungen moderner russischer Literatur
Andrej Brvar für den Gedichtband Pesnitve in pesmi [Dichtungen und Lieder]
1992
Marjan Tomšič für die Romane Oštrigeca (dt. Oštrigeca. Eine magische Novelle aus Istrien. Aus dem Slowenischen von Hemma Schaar. Klagenfurt/Celovec, Wien: Hermagoras/Mohorjeva 1995) und Kažuni [Kažuni].
1993
Evald Flisar für den Roman Popotnik v kraljestvu senc [Wanderer im Reich der Schatten] und die Stücke Kaj pa Leonardo? [Und was ist mit Leonardo?] und Jutri bo lepše [Morgen wird’s schöner]
Zorko Simčič für den Roman Človek na obeh straneh stene [Der Mensch auf beiden Seiten der Wand]
1995
Mate Dolenc für den Prosaband Rum in šah [Rum und Schach] und den Roman Pes z Atlantide [Der Hund aus Atlantida]
Feri Lainšček für sein literarisches Werk der letzten Jahre
1996
Uroš Zupan für den Gedichtband Odpiranje delte [Die Öffnung des Deltas]
Vlado Žabot für den Roman Pastorala [Pastorale]
1997
Maja Novak für den Roman Cimre [Zimmerkolleginnen] und den Kurzprosaband Zverjad [Raubtiere]
Milan Kleč für den Kurzprosaband Srčno dober človek in zvest prijatelj [Ein herzensguter Mensch und treuer Freund]
Maja Vidmar für den Gedichtband Prisotnost [Anwesenheit]
2007
Suzana Tratnik für den Kurzprosaband Vzporednice (dt. Farbfernsehen und sterben. Aus dem Slowenischen von Andrej Leben. Wien: Zaglossus 2011)
2008
Primož Čučnik für den Gedichtband Delo in dom [Arbeit und Heim]
2009
Goran Vojnović für den Roman Čefurji raus! (dt. Tschefuren raus! oder warum ich wieder mal zu Fuß bis in den zehnten Stock musste. Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Wien, Bozen: Folio 2021)
2010
Miklavž Komelj für den Gedichtband Nenaslovljiva [Die Untitulierbare]
Andrej Rozman Roza für die Theaterproduktion Najemnina ali We are the nation on the best location [Die Miete oder We are the nation on the best location], für die Sammlung von Rätselgedichten Uganke 100+1 [Rätsel 100+1] und für das Libretto der Pop-Rock-Oper Neron [Nero].
Andrej E. Skubic für den Roman Koliko si moja? (dt. Wie viel von dir gehört mir? Aus dem Slowenischen von Erwin Köstler. Klagenfurt/Celovec: Drava 2015)
2013
Gorazd Kocijančič für den Gedichtband Primož Trubar zapušča Ljubljano [Primož Trubar verlässt Ljubljana]
Marija Javoršek für die Übersetzung Pierre Corneille: Rimske politične tragedije [Horace; Cinna, Pompée]
2014
Vladimir Kos für die Gedichtbände Pesmi z japonskih otokov [Gedichte von den Inseln Japans] und Ob rahlo tresoči se tokijski harfi [Beim Klang der leicht bebenden Tokioter Harfe]
2015
Marjan Strojan, Lyriker, Journalist, Übersetzer und langjähriger Redakteur der Radiosendung Gremo v kino [Gehen wir in ins Kino]
2016
Cvetka Lipuš für den Gedichtband Kaj smo, ko smo (dt. Was wir sind, wenn wir sind. Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Klagenfurt/Celovec: Drava 2017)
2017
Mojca Kumerdej für den Roman Kronosova žetev (dt. Chronos erntet. Aus dem Slowenischen von Erwin Köstler. Göttingen: Wallstein 2019)
Suzana Koncut für ihr übersetzerisches Schaffen der letzten drei Jahre
2021
Brane Senegačnik für die Gedichtsammlung Pogovori z nikomer [Gespräche mit niemandem]
2022
Anja Štefan für ihr Schaffen der letzten drei Jahre auf dem Gebiet der Kinderliteratur, insbesondere für die Märchensammlung Tristo zajcev [Dreihundert Hasen], den Gedichtband Imam zelene čeveljčke [Ich habe grüne Schuhe] und das Märchen Zajčkova hišica [Häschens Häuschen].
2023
Dušan Jelinčič für den Roman Šepet nevidnega morja, dvanajst tablet svinca [Das Flüstern des unsichtbaren Meeres, zwölf Bleitabletten].