Die Radboud-Universität Nijmegen (niederländischRadboud Universiteit Nijmegen, kurz RU) ist eine forschungsorientierte Universität in den Niederlanden. Die Universität wurde im Jahre 1923 in Nijmegen gegründet und hieß bis zum 1. September 2004 Katholieke Universiteit Nijmegen (KUN). An sieben Fakultäten studieren ca. 22.000 Studenten. Mit der Universität verbunden ist das Universitätsklinikum Radboudumc.
1655 war in Nijmegen eine frühere Universität unter dem Namen Kwartierlijke Academie Nijmegen gegründet worden, deren Existenz jedoch aufgrund ungünstiger Ereignisse auf einen kurzen Zeitraum beschränkt blieb. 1665 wurde die Stadt und damit auch die Universität von der Pest heimgesucht, 1672 folgte die Besetzung Nijmegens durch französische Truppen. Die Universität wurde schließlich 1679 wegen Geldmangels geschlossen, nachdem sie mit Gerhard Noodt ihren letzten Professor verloren hatte.
Während des Zweiten Weltkriegs litt die Universität stark: Am 22. Februar 1944 wurde fast die gesamte Innenstadt Nijmegens durch irrtümliches alliiertes Bombardement fast vollständig zerstört darunter auch viele Gebäude der Universität. Da der damalige Rektor Bernardus Hubertus Dominicus Hermesdorf sich (als einziger Rektor einer niederländischen Universität) gegenüber der deutschen Besatzungsmacht weigerte, alle Studenten eine Loyalitätserklärung unterschreiben zu lassen, wurde im April 1943 die Schließung erzwungen.
Nach dem Krieg wurde das ehemalige Landgut Heyendaal im Süden der Stadt erworben, um einen neuen Campus zu errichten. Als erste Fakultät zog 1951 die Medizinische Fakultät auf das neue Gelände. Im Jahr 2004 erfolgte die Umbenennung nach dem ehemaligen Bischof Radbod von Utrecht. Es folgen Jahre des Wachstums und der Bau vieler neuer Fakultäts- und Forschungseinrichtungen. Im Jahr 2013 feierte die Universität ihr neunzigjähriges Bestehen. Im Zuge der Feierlichkeiten wurde u. a. Bundeskanzlerin Angela Merkel die Ehrendoktorwürde verliehen „aufgrund ihrer internationalen gesellschaftlichen Verdienste, ihres Einsatzes für Europa und wegen ihres Engagements für die Wissenschaft“.[8]
Entzug der kirchlichen Anerkennung der Katholisch-Theologischen Fakultät
Die Kongregation für das Katholische Bildungswesen entzog der Katholisch-Theologischen Fakultät im Jahr 2006 das Recht, kanonische (das heißt: von der Römischen Kurie anerkannte) Titel zu verleihen. Begründet wird dieser Beschluss damit, dass die katholische Fakultät seit 1980 der Forderung der Römischen Kurie nach einer Anpassung ihrer Satzung an kirchliche Richtlinien nicht nachgekommen sei. Im Kirchenrecht sei festgelegt, dass jede Ernennung eines Theologieprofessors der Zustimmung der kirchlichen Behörde bedürfe. Diese Pflicht hatte die Universität als Einschränkung ihrer akademischen Freiheit betrachtet. Der Entzug der kirchlichen Anerkennung hatte zur Folge, dass an der Universität ausgebildete Theologen nicht mehr katholische Priester oder Pastoralreferenten werden können. Als einzige anerkannte akademische Priesterausbildung in den Niederlanden verblieb die Fakultät für Theologie und Religion – Universität Tilburg.[9]
Wappen
Das Wappen wurde zur Zeit der Gründung entworfen von der Goldschmiedewerkstatt der Familie Brom aus Utrecht. Der untere Teil stellt das Wappen der katholischen Kirche in den Niederlanden dar; die Taube darüber ist das Symbol des Heiligen Geists. Der Schild wird gekrönt von der Krone Karls des Großen. Umrundet wird das Wappen vom Wahlspruch In Dei Nomine Feliciter, der dem heiligen Willibrord zugeschrieben wird.[10]
Infrastruktur und Organisation
Das Universitätsgelände befindet sich im Stadtteil Heyendaal. Die Universität und das Universitätsklinikum („Radboudumc“) haben etwa 10.000 Mitarbeiter und rund 19.000 Studenten.
Fakultäten
107 Studiengänge (40 Bachelor- und 67 Masterstudiengänge) werden an sieben Fakultäten unterrichtet:
Der Radboud Universiteit angeschlossen ist das gemeinsam mit der Sint-Willibrordsabdij in Doetinchem betriebene Benedictine Centre for Liturgical Studies (BCL).[11]
↑Judith van Beukering (Red.): 80 jaar KU Nijmegen – 80 objecten. Tachtig jaar Katholieke Universiteit Nijmegen in voorwerpen van wetenschap, geschiedenis en kunst. Nijmegen 2003, S. 15.
↑Benediktinisches Zentrum für Liturgische Studien an der Universität Nijmegen. In: Erbe und Auftrag, Jg. 94 (2018), S. 344–345.