Char studierte in Aix-en-Provence. 1929 begegnete er André Breton und Paul Éluard und trat der Künstlergruppe der Surrealisten bei, von der er sich ab Mitte der 1930er Jahre nach und nach wieder distanzierte. Anfang der 1940er Jahre hatte er ein Verhältnis mit der schwedischen Künstlerin Greta Knutson[1]. Char ging 1940 in den Untergrund und kämpfte zusammen mit Gilbert Lély in der Résistance gegen die deutsche Besatzung. Die Ereignisse im Widerstand arbeitete er in den Prosagedichten Feuillets d'Hypnos auf (1942–44), von Albert Camus 1946 veröffentlicht und von Paul Celan 1959 ins Deutsche übertragen. Hannah Arendt zitiert daraus als Zeugnisse akuten und aktiven revolutionären Geistes in Über die Revolution (1965), vor allem Aphorismus Nr. 62 Unserer Erbschaft ist keinerlei Testament vorausgegangen. In den 1960er Jahren engagierte er sich gegen die Stationierung von Atomraketen in der Provence.
1955 lernte René Char, vermittelt durch Jean Beaufret, den deutschen Philosophen Martin Heidegger in Paris kennen. Später lud Char Heidegger trotz dessen einstiger Haltung zum Nationalsozialismus mehrfach zu Aufenthalten in der Provence ein. So kam es zu den Seminaren in Le Thor 1966, 1968, 1969 und in Zähringen 1973. Später distanzierte sich Char von Heidegger.[2]
Seine Lyrik und sein dramatisches Werk „Le Soleil des eaux“ wurde unter anderem von Paul Celan, Franz Wurm, Curd Ochwadt, Horst Wernicke und Peter Handke ins Deutsche übersetzt. Mit den Berliner Surrealisten Johannes Hübner und Lothar Klünner, die ebenfalls große Teile seines Werkes übertrugen, stand er in freundschaftlichem Kontakt. Ebenso mit der zu diesem Kreis gehörenden Malerin Jeanne Mammen.[3] Von seinen zahlreichen Büchern liegt ein Teil der Spätwerke nicht in deutschsprachigen Ausgaben vor. Er war befreundet mit den Malern Nicolas de Staël und Joan Miró,[4] dem Dichter Paul Éluard, dem Schriftsteller und Philosophen Albert Camus und dem Althistoriker Paul Veyne. Zahlreiche bedeutende Maler, u. a. Juan Gris, Henri Matisse und Georges Braque, illustrierten die Handschriften seiner Gedichte, die teilweise anlässlich seines hundertsten Geburtstags in aufwändigen Faksimileeditionen erschienen. Seine Werke Le Soleil des eaux und Le Marteau sans maître dienten als Vorlagen für Kompositionen von Pierre Boulez.
Einen Blitz bewohnen. Ausgewählte Gedichte. Dt. von Johannes Hübner, Lothar Klünner u. a.; Fischer Tb., Frankfurt am Main 1995, ISBN 978-3-596-12675-0.
Über die Dichtung. Dt. von Manfred Bauschulte und Marion Gees; Tartin-Ed., Salzburg/Paris, ISBN 978-3-902163-16-5.
Elegien der Balandrane 1975–77. Dt. von Jean Voellmy; Legueil, Stuttgart 2005. ISBN 3-9804247-8-2.
Gute Nachbarn. Gedichte, Briefe, Texte und Bilder. Hrsg. von Katharina Pektor; Wallstein, Göttingen 2024, ISBN 978-3-8353-5578-1.
Literatur
Horst Wernicke, Hg.: Albert Camus – René Char. Einsam und gemeinsam. Spuren einer Freundschaft. Osiris, Zeitschrift für Literatur und Kunst. Heft 5, 1998, ISBN 3-89086-829-0.
Katrin Bibiella, Bilder für eine Ästhetik der Gegen-Schöpfung. Peter Huchel und René Char (Komparatistik im Gardez!; 3). Sankt Augustin: Gardez!-Verl., 2003. Zugl.: Mainz, Univ., Diss., 2003. ISBN 978-3-89796-107-4
↑Daniela Büchten: Greta Knutson, in: Britta Jürgs (Hrsg.): Etwas Wasser in der Seife: Portraits dadaistischer Künstlerinnen und Schriftstellerinnen. Aviva Verlag, Grambin 1999, ISBN 3-932338-06-5, S. 127–146
↑Eine differenzierte Untersuchung zum Verhältnis Char / Heidegger bietet Michael Worton: ‘Between’ Poetry and Philosophy: René Char and Martin Heidegger, im Volltext als pdf zum Download zur Verfügung gestellt vom Modern Languages Publications Archive unter https://core.ac.uk/download/pdf/17439.pdf
↑Johann Thun: »Tu as bien fait de partir« Jeanne Mammen, Rene Char und Arthur Rimbaud. In: Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e. V., Berlin (Hrsg.): Jeanne Mammen Paris – Bruxelles – Berlin. 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-422-07375-3, S.158–178.