Richard BrautiganRichard Gary Brautigan[1] (* 30. Januar 1935 in Tacoma, Washington; † September 1984 in Bolinas, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Brautigan gilt als einer der Hauptvertreter des amerikanischen Westküsten-Underground der 1960er und 1970er Jahre. LebenBrautigan wurde in der Zeit der Weltwirtschaftskrise geboren. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen und verlebte eine unstete, von vielen Ortswechseln und Armut geprägte Jugend. Ab 1950 begann er eine Ausbildung an der Eugene High School in Eugene, Oregon, die er 1953 beendete. Um 1954 zog er das erste Mal nach San Francisco, wo er sich 1956 endgültig niederließ und mit den dortigen literarischen Kreisen Kontakt aufnahm. Hier erschienen auch seine ersten Publikationen in Off-Beat-Magazinen im Kreis der City-Lights-Literaten. Mit seinen Roman- und Gedichtbänden wurde er in den späten Sechzigern zu einer kleinen Ikone der Hippie-Generation. 1967 amtierte er als „Poet in Residence“ am California Institute of Technology. Er unternahm mehrere Japan-Reisen. Indes konnte er in den späten 1970ern nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen, was ihn zunehmend verbitterte. Um 1982/83 kaufte er ein großes, altes Haus in Bolinas, Kalifornien, 6 Terrace Avenue.[2] Dort lebte er zuletzt zurückgezogen und alkoholabhängig. TodEr starb an einer (vermutlich selbst zugefügten) Schusswunde am Kopf. Seine verweste Leiche wurde am 25. Oktober 1984 von Robert Yench, einem Freund und Privatdetektiv, gefunden. Die Leiche lag auf dem Boden des Wohnzimmers vor einem großen Fenster, das, obwohl es von Bäumen verdeckt war, auf den Pazifischen Ozean blickte. Aufgrund der Zersetzung des Körpers wurde angenommen, dass Brautigan sein Leben über einen Monat zuvor, am 16. September 1984, beendet hatte, am selben Tag, als er zum letzten Mal mit seiner Ex-Freundin Marcia Clay in San Francisco telefonierte (Nachbarn hörten an diesem Sonntag ein lautes Geräusch, als sie sich ein NFL-Spiel ansahen). SchaffenGrößte Beachtung fand sein 1967 erschienener Roman Forellenfischen in Amerika (Trout Fishing in America), dessen gleichermaßen poetischer wie kulturpessimistischer Ton vielfach als Abgesang auf den amerikanischen Traum gewertet wird. Nach seinem Tod geriet er fast völlig in Vergessenheit, doch fand in den 1990er Jahren ein kleines Brautigan-Revival statt. Bisher war er kaum Gegenstand der literaturwissenschaftlichen Forschung. Seine Tochter Ianthe Brautigan veröffentlichte 2000 eine Biografie über ihn mit dem Titel You Can't Catch Death. ThemenDie Tatsache, dass im Werk Brautigans nur schwer ein thematischer Schwerpunkt erkennbar ist, ist von der Kritik vielfach als Beleg für eine Haltung der Beliebigkeit, sein schriftstellerisches Leichtgewicht und somit seine literarische Zweitrangigkeit bewertet worden. Tatsächlich nutzte Brautigan die Handlungsstränge meist als Kulisse für das, allerdings höchst originelle, Abarbeiten persönlicher Eindrücke, Seelennöte und innerer realer Phantasien. Damit lag er im Trend des radikal subjektiven Gestus seiner Zeit. Zugleich lehnte er – anders als seine von den Beatniks und später den Hippies geprägte Umwelt – ein offenes politisches Engagement in seinen Texten ab. Seine Romane greifen in oft ironischer und parodierender Weise Genres der amerikanischen Populärkultur auf und sezieren diese sprachlich und thematisch (Beispiele sind die Verarbeitung von Western-Topoi in The Hawkline Monster sowie von Hard-Boiled- und Film-Noir-Elementen in Dreaming of Babylon). Zu Themen seiner Romane und Gedichte werden häufig absurd-tragische Liebesgeschichten, Sex sowie auch das Schreiben selbst. Die oft radikale und schonungslose Selbstbespiegelung wird immer wieder humorvoll-lakonisch durchbrochen und gleitet so nie ins bloß Innerliche ab. In späteren Werken zeigt sich ein besonderes Faible für die japanische Kultur, was sich auch im Aufgreifen der japanischen Haiku-Dichtung äußert. SpracheEines der Hauptthemen der Dichtung Brautigans ist die Sprache selbst. Der auf den ersten Eindruck schlichte Ton der Texte ist das Ergebnis systematischer Reduktion des Ausdrucks unter konsequenter Konzentrierung und Verdichtung der inhaltlichen Substanz. In seinen Gedichten erinnert dies bisweilen an die Methodik und Ausdrucksform der Imagisten. Wichtigstes Stilmittel seiner Prosa wie Lyrik ist die Analogie, die zur Beschreibung sinnhafter Zusammenhänge oft abstrakte und mehrfach verschachtelte Gedankenbrücken zum Gemeinten baut. Das Sprachspiel verliert dabei selten den vergnügt-augenzwinkernden Duktus. Die hohe Qualität seines sprachexperimentellen Stils zeigt sich in der vermeintlichen Leichtigkeit seiner Texte und der Tatsache, dass seine Reduktionsarbeit nie zum Manierismus absinkt. Brautigan zeichnet sich durch sprachliche Treffsicherheit und Vielseitigkeit aus. Deutsche ÜbersetzungenBrautigans Werk liegt auf Deutsch in der Übersetzung von Ilse und Günter Ohnemus vor und war lange Zeit vergriffen. Die Werke erschienen als Buchreihe zuerst beim Eichborn Verlag, dann in Taschenbuchform bei Rowohlt. Die Wiederauflage einzelner Werke hat der Kartaus Verlag in Angriff genommen. Beim Maro Verlag ist aus dem Nachlass Eine unglückliche Frau erschienen. Beim schweizerischen Theodor Boder Verlag erschienen 2008 Willard und seine Bowlingtrophäen. Ein grotesker Kriminalroman und 2009 Von Babylon träumen ... – Eine Kriminalgeschichte im San Francisco von 1942 in neuer Übersetzung von Christiane Bergfeld. 2018 erschien Forellenfischen in Amerika und 2019 In Wassermelonen Zucker im Taschenbuch bei Kein & Aber. WerkeProsawerke
Lyrik
Anthologie
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
Information related to Richard Brautigan |