Ruby (Programmiersprache)
Ruby (englisch für Rubin) ist eine höhere Programmiersprache, die Mitte der 1990er Jahre vom Japaner Yukihiro Matsumoto entworfen wurde. Ruby ist objektorientiert, unterstützt aber mehrere weitere Programmierparadigmen (unter anderem prozedurale und funktionale Programmierung sowie Nebenläufigkeit), bietet dynamische Typisierung, Reflexion und automatische Speicherbereinigung. Ein Programm in Ruby wird zur Laufzeit interpretiert. 2012 wurde die Ruby-Spezifikation als internationale Norm ISO/IEC 30170 standardisiert.[4] Entstehung und GeschichteYukihiro „Matz“ Matsumoto begann 1993 an einer eigenen Sprache zu arbeiten und gab am 21. Dezember 1995 die erste Version von Ruby, 0.95, frei.[5] Den Namen, hergeleitet vom Edelstein Rubin, wählte er als Anspielung auf die Programmiersprache Perl.[6] Matsumotos Ziel bei der Erschaffung der neuen Sprache war, eine Synthese aus Elementen der von ihm geschätzten Programmiersprachen Perl, Smalltalk, Eiffel, Ada und Lisp zu bilden und funktionale und imperative Programmierparadigmen in Einklang zu bringen. Darüber hinaus sollte die Sprache objektorientierter als Python und zugleich mächtiger als Perl sein. Auch Flexibilität, Ausdrucksstärke und Einfachheit spielten bereits eine gewichtige Rolle.[7] Besonders wichtig, neben den technischen Eigenschaften, war Matsumoto an Ruby auch die emotionale Wirkung auf Anwender, Mitentwickler und sich selbst. Matsumotos Auffassung dazu ist folgende:
– Yukihiro Matsumoto: Vorwort des Sprachschöpfers in „Rubyプログラミング入門“ (übersetzt) In Japan erlangte Ruby nach Erscheinen rasch an Bekanntheit. Im Westen verhalfen der Programmiersprache das Buch Programming Ruby (2000) (bekannt als Pickaxe book als Anspielung auf die Illustration auf dem Buchdeckel) und das Webframework Ruby on Rails (2004) zum Durchbruch. In den folgenden Jahren mehrte sich auch die englisch- und deutschsprachige Dokumentation sowie Literatur. Die Verkehrssprache der Kern-Entwickler wechselte von Japanisch zu Englisch. Heute wird die Sprache als Open-Source-Projekt weitergepflegt und ist Gegenstand diverser Publikationen und Kurse. Veröffentlichungen mit neuen Funktionen geschehen üblicherweise im Jahresrhythmus zur Weihnachtszeit. Ein Meilenstein in der Entwicklung von Ruby war die Version 1.9 im Jahr 2007, welche mit vielen Änderungen ziemlich inkompatibel zu den Vorgängerversionen wurde. Die Semantik einiger Konstrukte hat sich in dieser Version geändert.[8] Der Interpreter wurde komplett neu geschrieben, womit Rubyprogramme wesentlich schneller wurden. Zeichenketten bekamen separate Zeichenkodierungen, Variablen in Blöcken wurden block-lokal, IPv6-Unterstützung und einige syntaktische Erleichterungen fanden Einzug. Mit Ruby 2.0 wurden Schlüsselwortparameter eingeführt (bspw.: Ruby 3.0, erschienen am 25. Dez. 2020, ist die erste Version, welche die „Ruby 3x3“ genannten Forderungen erfüllt: Dreimal höhere Ausführungsgeschwindigkeit zu Ruby 2.0 (durch JIT-Compiler), Nebenläufigkeit ohne GIL (allerdings noch experimentell) und statische Typanalyse (optional). Das eigentliche Update 3.0 stellt allerdings keinen größeren Sprung als die vorherigen jährlichen Veröffentlichungen dar und ist abwärtskompatibel zu Ruby 2.x. MerkmaleAlles ist ein ObjektRuby ist eine Programmiersprache, die, obwohl sie auch viele andere Programmierparadigmen unterstützt, von Grund auf objektorientiert ist. Das bedeutet konkret, dass in Ruby ausnahmslos jeder Wert ein Objekt und jede Funktion eine Methode ist (d. h. einer Klasse zugeordnet ist). Ausnahmen für primitive Datentypen wie in vielen anderen objektorientierten Programmiersprachen gibt es nicht. Auch Klassen sind Objekte. Objekte speichern Instanzvariablen und haben eine Klasse. Klassen sind Objekte, die Methoden speichern und eine Vererbungshierarchie besitzen. Auf Instanzvariablen kann ausschließlich über Methoden zugegriffen werden. class TestKlasse
end
test_objekt = TestKlasse.new
puts 1.class # => Integer
puts "text".class # => String
puts test_objekt.class # => TestKlasse
puts TestKlasse.class # => Class
puts Class.class # => Class
Werden in Ruby „Funktionen“ definiert, so sind das in Wirklichkeit Methoden, die dem Objekt Object hinzugefügt werden. In Ruby erben alle Objekte implizit von Object, weswegen so definierte „Funktionen“ in jedem Objekt und damit allgegenwärtig verfügbar sind. Allerdings werden diese Funktionen als private markiert, das heißt, sie können nicht von außen auf einem Objekt aufgerufen werden. # Definiere „Funktion“
def meine_funktion
puts "Hier bin ich"
end
# Kann in andern Objekten wie eine Funktion benutzt werden
class ABC
def gib_meine_funktion_aus
meine_funktion
end
end
mein_abc = ABC.new
mein_abc.gib_meine_funktion_aus # => Hier bin ich
mein_abc.meine_funktion # => Fehlermeldung, private method `meine_funktion' called
Da in Ruby Objekte dynamisch sind, kann man mit Ruby auch prototypbasiert programmieren. Das bedeutet grob, dass Objekte eigene Methoden haben können (außerhalb der von der Klasse vorgegebenen) und kopiert und verändert werden können (da nur Klassen Methoden beinhalten können, wird im Hintergrund eine versteckte neue Klasse nur für das eine Objekt angelegt). auto1 = Object.new
def auto1.beschleunigen
puts "brumm brumm brumm"
end
auto1.beschleunigen # => "brumm brumm brumm"
auto2 = auto1.clone
def auto2.bremsen
puts "quietsch"
end
auto2.beschleunigen # => "brumm brumm brumm"
auto2.bremsen # => "quietsch"
BlöckeIn den meisten höheren Programmiersprachen ist es möglich, Funktionen in irgendeiner Form zusätzlich als Parameter Logik zu übergeben, sei es durch First-Class-Funktionen oder First-Class-Objekte (deren Methoden dann die Logik bereitstellen). Das ist in Ruby nicht anders, allerdings hat Ruby den Spezialfall, dass genau eine Funktion übergeben wird, syntaktisch (und auch von der Rechenleistung) stark optimiert. Dieser Spezialfall wird Block genannt, gemeint als ein Block Programmierlogik, den die Funktion zu benutzen hat. Blöcke werden Funktionen als separate Parameter übergeben und folgen als letztes Argument, eingegrenzt durch geschwungene Klammern oder die Schlüsselworte do und end. Im Folgenden wird die Methode times des Objekts 10 aufgerufen und ein Block übergeben. Beide Aufrufe sind identisch. 10.times {
puts "Hallo Welt!"
}
10.times do
puts "Hallo Welt!"
end
Zusätzlich können Blöcken Parameter übergeben werden und sie haben auch einen Rückgabewert. Zum Aufrufen des übergebenen Blocks wird innerhalb der aufgerufenen Methode das Schlüsselwort yield verwendet. Werden yield Parameter angegeben, so werden diese dem Block übergeben, der sie zu Beginn als lokale Variablen deklarieren oder ignorieren kann. Blöcke (ebenso wie Methoden) geben automatisch den letzten Ausdruck des Blockes als Rückgabewert zurück (mittels break und next kann aber auch an anderen Stellen zurückgesprungen werden). def methode_die_block_aufruft(übergebener_parameter)
eigene_variable = "Hallo"
rückgabe = yield eigene_variable, übergebener_parameter
if rückgabe == "ok"
puts "☺"
end
end
# Aufruf
methode_die_block_aufruft("aus Ruby") do |p1,p2| # die Blockargumente werden innerhalb || in Block-lokale Variablen umgewandelt
puts p1 + " " + p2 + "!"
"ok"
end
# Zuerst wird im Block „Hallo aus Ruby!“ ausgegeben,
# dann in der Methode ☺, da der Rückgabewert „ok“ war
Blöcke können auch in Funktionsobjekte umgewandelt werden. Wird innerhalb der Parameterliste einer Methode vor den letzten Parameter ein & geschrieben, wandelt Ruby den übergebenen Block in ein Proc (ein Funktions-Objekt) um. Alternativ können Procs auch manuell durch die Schlüsselworte proc, lambda und -> angelegt werden. Aufgerufen werde diese Objekte durch die Methoden call, [] oder .(). Da Ruby runde Klammern lediglich zum Gruppieren nutzt, können Procs nicht (wie in anderen Programmiersprachen üblich) mit def mache_block_zu_proc &block
block # ist der Rückgabewert, da letzter Ausdruck
end
a = mache_block_zu_proc{|a,b| a + b}
b = proc {|a,b| a - b} # ein return innerhalb des Blocks verlässt die beinhaltende Methode, break nur den Block
c = lambda {|a,b| a * b} # wie proc, aber return innerhalb des lambdas verlässt nur diesen Block
d = -> (a,b) {a / b} # neue Schreibweise für lambda, runde Klammern sind optional
a.call(1,2) # => 3
b[1,2] # => -1
c.(1,2) # => 2
# Beispiel für funktionale Programmierung
e = d.curry.(8) # neues Proc das den (oder die) ersten Parameter (den Dividenden hier) als 8 setzt
e.(2) # => 4
# mit & können Proc-Objekte (eigentlich jede Klasse die eine call Methode hat) wieder in Blöcke umgewandelt werden
[8,4,2,1].map(&e) # => [1, 2, 4, 8]
Alle Blöcke sind Closures, sie speichern also z. B. den Zustand lokaler Variablen, wenn sie innerhalb des Blocks dauerhaft benötigt werden. MixinsRuby beherrscht bewusst keine Mehrfachvererbung, bietet stattdessen aber ein Konzept namens Mixin (deutsch: Beimischung). Mixins sind Sammlungen von Methoden, die beliebigen Klassen beigemischt werden können. Eine Klasse kann beliebig viele Mixins beinhalten. Mixins werden in der Vererbungshierarchie zwischen Klasse und Superklasse in der Reihenfolge eingehängt, in der sie geschrieben wurden. Alternativ ist es auch möglich, Mixins vor die eigentliche Klasse zu hängen (u. a. hilfreich für Aspektorientierte Programmierung). Um Mixins zu definieren, werden in Ruby Module benutzt, das sind quasi Klassen (d. h. Sammlungen von Methoden) die nicht instanziiert werden können und Namensräume in einem. class Tier
def sagt
puts "#{self.class} sagt nichts" # "text#{logik}text" ist Rubys Textinterpolation
end
end
module KannSchwimmen # Module, d. h. KannSchwimmen.new geht nicht
def schwimmt
puts "#{self.class} schwimmt" # self gibt die Instanz zurück,
end # jedes Objekt hat eine Methode .class, die das Klassenobjekt zurückgibt
end
module KannNichtSchwimmen
def schwimmt
puts "#{self.class} geht unter"
end
end
class Fisch < Tier # Vererbung wird durch den Kleiner-Als-Operator gekennzeichnet
include KannSchwimmen # füge KannSchwimmen zwischen Fisch und Tier ein
end
class Vogel < Tier
include KannNichtSchwimmen
def sagt # übliches Vererben, überdecke sagt-Methode von Tier
puts "#{self.class}: Piep"
end
end
class Mensch < Tier
include KannSchwimmen
def sagt
puts "#{self.class}: Ich kann mich besser ausdrücken"
end
end
class NichtSchwimmer < Mensch
prepend KannNichtSchwimmen # hänge KannNichtSchwimmen vor NichtSchwimmer ein,
end # dh, überdecke die schwimmt-Methode
fisch = Fisch.new
mensch = Mensch.new
vogel = Vogel.new
nicht_schwimmer = NichtSchwimmer.new
fisch.sagt # => Fisch sagt nichts
vogel.sagt # => Vogel: Piep
mensch.sagt # => Mensch: Ich kann mich besser ausdrücken
nicht_schwimmer.sagt # => NichtSchwimmer: Ich kann mich besser ausdrücken
puts
fisch.schwimmt # => Fisch schwimmt
vogel.schwimmt # => Vogel geht unter
mensch.schwimmt # => Mensch schwimmt
nicht_schwimmer.schwimmt # => NichtSchwimmer geht unter
Offene KlassenIn Ruby sind alle Klassen offen, das heißt sämtliche Methoden können im späteren Programmverlauf ausgetauscht werden. Das gilt auch für alle ruby-internen Klassen. Um Methoden zu überschreiben, muss lediglich eine neue Klasse mit demselben Namen wie die zu überschreibende Klasse angelegt werden. Ruby tauscht dann die neu definierten Methoden aus oder fügt sie hinzu. Diese Technik ist sehr mächtig, ermöglicht aber auch schwer auffindbare Fehler, besonders in größeren Projekten. Aus diesem Grund wird sie auch leicht abwertend Monkey-Patching genannt. Etwas Abhilfe zu den auftretenden Problemen schaffen Refinements, eine Möglichkeit die Überschreibungen lokal einzuschränken. Die zuvor vorgestellte Methode, Module den gewünschten Klassen vorzuhängen (prepend), ist meist die sichere Variante (und bietet außerdem die Möglichkeit die überdeckte Methode direkt aufzurufen). class Numeric # ruby-interne Klasse
def inverse # neue Methode, berechne den Kehrwert
1.0 / self
end
end
5.inverse # => 0.2
Domänenspezifische SpracheRuby wird gerne benutzt zum Erzeugen von domänenspezifischen Sprachen. Das sind Textbausteine, die weniger wie Programmcode aussehen, sondern mehr wie eine Auszeichnungssprache, in Wirklichkeit aber normaler Ruby-Code sind. Möglich macht das zum einen die flexible Schreibweise von Ruby, bspw. sind Klammern hinter Methodenaufrufen oder Semikola am Ende der Zeile optional. Zum anderen bietet Ruby viele Möglichkeiten zur Metaprogrammierung, die es möglich machen, redundante Ausdrücke verschwinden zu lassen und hinter den Kulissen das Programm zu verändern. Hier als Beispiel die Konfiguration einer Testfabrik für FactoryBot: FactoryBot.define do
factory :user do
first_name "Max"
last_name "Mustermann"
admin false
end
factory :admin, class: User do
first_name "Admin"
last_name "Root"
admin true
end
end
Mächtige StandardbibliothekDie Kern-Klassen (String, Integer, Float, Array, Hash, Range, Regexp) bringen eine Fülle an Methoden mit, die in jedem Rubyprogramm sofort verwendet werden können. Insbesondere durch die häufige Nutzung von Blöcken können mit diesen Methoden lange Programme auf wenige Zeilen reduziert werden, weshalb sich Ruby gut zum Zeigen von Proof of Concepts eignet. Besonders hervor hebt sich das Modul Enumerable, welches viele Konzepte der funktionalen Programmierung direkt in den Ruby-Kern bringt. Enumerable kann in jedes Objekt eingebunden werden, welches einen iterierbaren Container darstellt und die Methode each implementiert, bspw. die Klassen Array, Hash und Range. For-Schleifen sind in Ruby deshalb meist unnötig. Die im Folgenden gezeigten Methoden reduce, count, sort_by, each_slice und map sind alles Methoden aus Enumerable und können somit selbst erstellten Klassen leicht hinzugefügt werden. # summiere die zahlen 1 bis 100 (ohne Summenformel), reduce entspricht fold aus der funktionalen Programmierung
(1..100).reduce{|counter,number| counter + number} # (1..100).sum geht auch
# Array aus den Zahlen von 0 bis 30 in 5er Schritten
(0..30).step(5).to_a
# Anzahl der Zeilen einer Datei die leer sind (ohne die Datei komplett in den Arbeitsspeicher zu laden)
IO.foreach("Dateiname").count{|line| line =~ /^\s*$/}
# Sortiere Array nach Länge der Nachnamen
["Max Mustermann", "John Doe", "Tarou Yamada"].sort_by{|name| name.split.last.length}
# Schreibe jedes dritte Wort im Satz in Großbuchstaben
"Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern.".split.each_slice(3).map{|drei_wörter| drei_wörter.last.upcase!; drei_wörter}.flatten.join(" ")
Zusätzlich zu den integrierten Modulen wird Ruby standardmäßig mit vielen Modulen ausgeliefert. Bspw. sind Unterstützung für JSON, YAML, HTTP, Benchmarks, Primzahlen, sichere Zufallszahlen, OpenSSL und Logging sofort vorhanden. MetaprogrammierungRuby bietet weitreichende Möglichkeiten zu Metaprogrammierung an. Damit ist es z. B. möglich, Methoden zu generieren, Instanzvariablen auszutauschen, die Vererbungshierachie zu verändern oder Konstanten zu bearbeiten. Die Syntax zu verändern oder weitere Operatoren hinzuzufügen geht allerdings nicht. Hier sei als Beispiel eine Methode aufgeführt, Setter und Getter automatisch zu erzeugen (unter den Namen attr_reader, attr_writer, attr_accessor bereits im Standard enthalten). class Object # Monkey-Patching aller Klassen
def self.getter *args # self ist hier Object, es wird eine Klassenmethode erzeugt
args.each do |arg| # es wird durch alle Parameter iteriert
define_method arg do # define_method(arg){block} erzeugt eine neue Methode des Namens arg mit dem Inhalt block
instance_variable_get("@#{arg}".to_sym) # instance_variable get gibt den Wert der Instanzvariablen des übergeben Namens zurück
end # \- "@#{arg}" hängt ein @ vor den Inhalt von arg, to_sym wandelt den String um in ein Symbol
end
end
def self.setter *args # *args packt alle Parameter in ein Array namens args
args.each do |arg|
define_method :"#{arg}=" do |new_value| # define_method übergibt dem Block die übergeben Parameter
instance_variable_set("@#{arg}".to_sym, new_value) # \- setter-methoden enden mit einem =
end
end
end
end
class PaarMit2
def initialize links # Konstruktor
@links = links # Instanzvariblen werden bei Erwähnung in einer beliebigen Methode automatisch erzeugt
@rechts = 2
end
getter :links, :rechts
setter :links
end
paar = PaarMit2.new(4) # new ruft immer den Konstruktor auf
paar.links # => 4
paar.rechts # => 2
paar.links = 9 # => 9
paar.links # => 9
paar.rechts = 8 # => Fehler: NoMethodError (undefined method `rechts=')
Diese Techniken eignen sich auch gut zum Debuggen von Anwendungen oder zum Analysieren schlecht dokumentierter Anwendungen oder Bibliotheken. Bspw. antwortet jedes Objekt beim Aufruf der Methode Integration in UnixRuby bietet sich, ähnlich wie Perl, an, direkt in die Pipeline der Unix-Shell integriert zu werden. Möglich machen das Kommandozeilenparameter des Rubyinterpreters, die ermöglichen Programmlogik und übliches Programmverhalten zu definieren (üblicherweise die gleiche Operation auf jeder Zeile auszuführen). Ruby erweitert die Standard-Unixwerkzeuge mit fortgeschrittenen Methoden zur Textanalyse und Textverarbeitung. Weiterhin bietet Ruby auch die Möglichkeit, innerhalb eines Programms bequem Prozesse zu starten, deren Eingabe zu steuern und Ausgabe und Rückgabewerte auszulesen. Code innerhalb `` wird direkt an die Unix-Shell übergeben. Bspw. speichert der Befehl Syntax und GrundlagenNamenskonventionRuby folgt der üblichen Konvention für Methoden- und Variablennamen, ein Name muss mit einem Kleinbuchstaben oder Unterstrich beginnen, dann dürfen beliebige Buchstaben (nach Unicode), Ziffern und Unterstriche folgen. Methoden dürfen zusätzlich mit einem Ausrufe- oder Fragezeichen enden. Nach der üblichen Konvention dient Ersteres als Hinweis, dass diese Methode eine schärfere Version der gleichen Methode ohne Ausrufezeichen ist (verändert den Zustand des Objekts, wirft Fehler, …), Letzteres bedeutet, dass die Funktion ein Boolean zurückgibt (true oder false). Fängt ein Variablenname mit einem Großbuchstaben an, so ist es eine Konstante. Variablen können zusätzlich mit einem Sonderzeichen anfangen, welches den Gültigkeitsbereich beschreibt. VariablenbezeichnerRuby unterscheidet fünf Gültigkeitsbereiche:
Methodenaufrufe und AusdrückeIn Ruby werden Methodenaufrufe nicht zwingend mit nachfolgenden Klammern gekennzeichnet. Jede Anweisung bildet einen Ausdruck, der einer Variablen zugewiesen kann. Einzelne Anweisungen werden durch Zeilenumbrüche oder Semikolons getrennt. Der letzte Ausdruck innerhalb einer Methode bildet automatisch deren Rückgabewert. Es kann aber auch schon vorher mit Schlüsselwort return frühzeitig zurückgesprungen werden. DatentypenDie elementaren Datentypen besitzen bequemere Konstruktoren als das übliche
Dynamische StringsZeichenketten sind in Ruby standardmäßig veränderbar, d. h., ein String-Objekt kann seinen Wert zur Laufzeit verändern. a = "ABC"
b = a.downcase
puts a, b # => ABC abc
a.downcase!
puts a, b # => abc abc
Strings können wie jedes Ruby-Objekt durch Aufruf der Methode SymboleDieser etwas ungewöhnliche und auch umstrittene Datentyp ist in eine Art Mischung aus Integer und String. Er dient primär als Merkhilfe für Schlüssel von Hashes, da hier dynamische Strings unpraktisch sind und Integer wenig Speicher benötigen. Symbole besitzen die Textmanipulationsmethoden von String nicht, können aber jederzeit in Strings umgewandelt werden. Werden Symbole in Hashes als Schlüssel verwendet, kann eine vereinfachte Schreibweise verwendet werden. Statt WahrheitswerteIn Ruby gibt es drei verschiedene Wahrheitswerte, FehlerbehandlungIn den meisten Programmiersprachen muss der auf Fehler zu überprüfende Programmteil explizit markiert werden (meist durch die Schlüsselwörter try und catch), in Ruby muss für die üblichsten Fälle, der Programmteil umfasst die gesamte Methode oder den gesamten Block, kein extra Bereich markiert werden. Wenn eine Abgrenzung erforderlich sein sollte, kann der Bereich mit begin und end markiert werden. def gib_summe_aus arg1, arg2
# Methodenlogik
unless arg1.is_a?(Numeric) && arg2.is_a?(Numeric)
raise ArgumentError.new("Bitte nur Zahlen eingeben") # raise wirft Fehler
end
puts arg1 + arg2
rescue ArgumentError => e # Fange ArgumentError ab
puts "Es ist ein Fehler bei der Parameterübergabe aufgetreten"
rescue => e # Fange alle weiteren Fehler ab
puts e.message
ensure # wird auf jeden Fall ausgeführt
puts 'Methodenende'
end
Alternative Bedingungen / SchleifenBedingungen und Schleifen bieten sowohl eine Postfixnotation als auch ein eigenes Schlüsselwort für das Inverse (inspiriert von Perl). a = 5
if a < 10; puts a; end
puts a if a < 10 # Suffixform
unless a >= 10; puts a; end # Invers
puts a unless a >= 10 # Invers + Suffixform
while a < 10; puts a; a += 1; end
(puts a; a+=1) while a < 20 # Suffixform
until a >= 30; puts a; a += 1; end # Invers
(puts a; a +=1) until a >= 40 # Invers + Suffixform
Reguläre AusdrückeReguläre Ausdrücke sind in Ruby direkt im Sprachkern enthalten. Ruby benutzt eine eigene Regex-Engine namens Onigmo, deren Syntax und Funktionsumfang zum größten Teil kompatibel mit PCRE ist. Zusätzlich ist es möglich, Rubyvariablen direkt in reguläre Ausdrücke zu interpolieren und beliebige Programmlogik durch Blöcke beim Suchen und Ersetzen zu verwenden. Bspw. addiert folgender Befehl alle Zahlen in einem Text um eins: KonstantenKonstanten sind in Ruby alle Variablen die mit einem Großbuchstaben anfangen. Alle Klassen und Module sind somit Konstanten. Das Besondere an Konstanten in Ruby ist ihre Verschachtelung. Konstanten innerhalb von Konstanten können mittels BestandteileInteraktive Ruby-ShellInteractive Ruby (irb) ist eine Read-Eval-Print Loop (REPL), mit welcher der Anwender interaktiv Ruby programmieren kann. Irb wird mit dem Ruby-Interpreter ausgeliefert und kann zum Analysieren und Testen eingesetzt werden: irb(main):001:0> (5 + 7) * 2
=> 24
irb(main):002:0> ((5 + 7) * 2).to_s.reverse
=> "42"
irb(main):003:0> "Ein Beispielstring".size
=> 18
Als Alternative zu Irb gibt es Pry, eine REPL, welche weitaus tiefgreifendere Möglichkeiten zur Introspektion und zum Debuggen mitbringt. RDoc und riRDoc ist ein Software-Dokumentationswerkzeug, welches aus Ruby- und C-Quelltexten automatisch HTML-Dokumentationsdateien erstellt. Weiterhin wird eine Datenbank aufgebaut, die mit dem Tool ri durchsucht werden kann. RDoc und ri sind Bestandteil der Standarddistribution und werden zusammen mit dem Interpreter ausgeliefert. RakeRake steht für Ruby-Make und ist eine Alternative zu Make aus C. Da es in Ruby keine Kompilationsphase gibt, dienen Rakefiles zum Automatisieren repetitiver Aufgaben, bspw. dem Generieren von Dokumentation, dem Upload von Dateien oder dem Packen von Projekten. Rake kann wie Make Abhängigkeiten auflösen, wenn für Aufgabe B erst Aufgabe A erfüllt sein muss, so führt Rake automatisch Aufgabe A aus. Rake ist eine domänenspezifische Sprache, d. h., es lässt sich bequem wie eine Auszeichnungssprache lesen, bietet aber die vollen Möglichkeiten die Ruby bietet. PaketverwaltungRuby-Bibliotheken werden üblicherweise als Gems (RubyGems) gepackt und auf rubygems.org, dem zentralen Gem-Register, veröffentlicht. RubyGems löst bei der Installation oder bei Updates die im Paket angegebenen Abhängigkeiten eigenständig rekursiv auf und bietet dabei sogar die Möglichkeit Pakete gleichzeitig in unterschiedlichen Versionen bereitzustellen. Seit Ruby 1.9 ist Rubygems Bestandteil der Standardbibliothek von Ruby. Heute wird es meist zusammen mit Bundler benutzt (ebenfalls Teil der Standardbibliothek, seit Ruby 2.6), einem Programm welches Schnappschüsse aus einer Kollektion von Gems erstellt und diese Anordnung auf anderen Maschinen (oder andern Projektordnern) wiederherstellen kann. ImplementierungenReferenzimplementierungDie Referenzimplementierung von Ruby wurde von Yukihiro „Matz“ Matsumoto als Interpreter in C entworfen. Dieser wird meist als MRI (Matz’s Ruby Interpreter) oder auch als CRuby bezeichnet und ist derzeit am weitesten verbreitet. Den Kern bildet YARV (Yet Another Ruby VM), eine virtuelle Maschine. Statt ein Rubyprogramm direkt auszuführen, wird es zunächst in Bytecode übersetzt und dann von YARV interpretiert, wodurch sich ein Geschwindigkeitsvorteil ergibt. Weiterhin enthält diese Version eine leistungsstarke Regexp-Maschine namens Oniguruma und unterstützt Multibyte-Zeichensätze wie UTF-8. Der offizielle Interpreter läuft auf den folgenden Betriebssystemen:
Alternative ImplementierungenEs gibt zahlreiche alternative Ruby-Implementierungen mit unterschiedlichem Umfang und Zielen:
Historische Ruby-Implementierungen:
Die Kompatibilität zur Referenzimplementierung wird durch das RubySpec-Projekt überprüft. Es stellt dabei sowohl eine Testsuite als auch eine Spezifikation für Ruby dar. RubySpec war ursprünglich ein Teil von Rubinius, wurde aber ausgelagert und danach auch von einer Vielzahl anderer Entwickler vorangetrieben. Es wird in vielen Ruby-Implementierungen verwendet. Mit Hilfe eines Versionsmanagers, wie beispielsweise RVM (Ruby Version Manager)[16] oder Rbenv[17], besteht die Möglichkeit, mehrere Ruby-Versionen parallel zu betreiben. Ein wichtiges Merkmal der Implementierungen ist, ob sie in der Lage sind, Ruby on Rails auszuführen. Derzeit können dies neben der Referenzimplementierung nur JRuby[18], Rubinius[19] und TruffleRuby[20]. Verbreitung und EinsatzRuby ist für alle gängigen Desktop-Betriebssysteme frei erhältlich, in den meisten Linux-Distributionen ist es in den mitgelieferten Paketquellen enthalten, unter macOS sogar vorinstalliert. Größte Verbreitung findet Ruby im Einsatz als Webserver-Skriptsprache. Das verbreitetste Framework hierbei ist Ruby on Rails, wobei es aber zahlreiche Alternativen verschiedener Größen gibt (bspw. Sinatra und Hanami). Die Liste großer Railsprojekte ist lang, am bekanntesten sind möglicherweise kommerzielle Webseiten wie GitHub, Airbnb oder Shopify oder Gemeinschaftsprojekte wie Diaspora, Redmine und Discourse. In Ruby geschriebene Webtechnologien wie Sass und Haml finden auch außerhalb des Ruby-Ökosystems Verwendung. KritikKritik an der Sprache wurde aus verschiedenen Gründen geübt:
Auch an der Referenzimplementierung bemängeln Kritiker mehrere Aspekte:
SonstigesNutzungsbedingungenRuby ist eine freie Software. Deshalb ist es kostenlos nutzbar und im Quelltext verfügbar. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, die Sprache an seine eigenen Bedürfnisse anzupassen oder sie in eigene Programme einzubinden. Der Interpreter und die Standardbibliothek von Ruby sind grundsätzlich unter den Bedingungen der 2-clause BSD-Lizenz nutzbar. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, Ruby unter einer eigenen freien Lizenz zu verwenden.[24] Die Ruby-Lizenz ist GPL-kompatibel und wird von der Free Software Foundation als „frei“ akzeptiert.[25] Ältere Versionen von Ruby (1.9.2 und früher) verwendeten anstatt der BSD-Lizenz die GPL V2. Als Begründung für den Wechsel wurden Inkompatibilitäten der alten Lizenzierung mit der GPL V3 angeführt.[26][27] RubyForgeRubyForge war ein kollaborativer Filehosting-Dienst für in Ruby geschriebene Softwareprojekte. Er wurde im Jahr 2003 von Ruby Central gestartet, um der Ruby-Community eine Heimat für ihre Open-Source-Projekte zur Verfügung zu stellen. Am 29. November 2009 wurden dort über 9.300 Projekte und mehr als 94.683 Benutzer geführt[28], am 15. Mai 2014 wurde der Dienst schließlich eingestellt.[29] LiteraturFür Programmieranfänger
Einstieg für Programmierer
Vertiefung für Programmierer
Gesamtdarstellungen
Für Fortgeschrittene
Normen und Standards
WeblinksCommons: Ruby – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Ruby-Programmierung – Lern- und Lehrmaterialien
Einzelnachweise
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