Rudolf EgelhoferRudolf Egelhofer (* 13. April 1896 in München[1][2]; † 3. Mai 1919 ebenda) war ein bayerischer Matrose. Er war Stadtkommandant von München (13.–17. April 1919) und Oberkommandierender der Roten Armee (16. April–2. Mai 1919) während der Münchner Räterepublik und wurde deshalb am 3. Mai 1919 ohne ein Gerichtsurteil erschossen. LebenHerkunft und MarineGeboren wurde er in der Münchner Frauenklinik als Sohn der zu der Zeit in Unterviechtach wohnhaften Katholikin Maria Kargus. Als Egelhofer wurde er später durch die Ehe seiner Mutter mit dem Schildermaler Friedrich Egelhofer legitimiert. Die Familie lebte offenbar in kargen Verhältnissen. Rudolf Egelhofer trat in die Kaiserliche Marine ein. Im März 1913 entfernte er sich als 17-jähriger Schiffsjunge in Swinemünde unerlaubt von seinem Schulschiff Victoria Louise, wie aus Polizeiakten hervorgeht. Im September 1913 erkrankte er auf der Flucht in Italien, wurde verhaftet und kehrte danach zur Marine zurück. Seit 1914 diente Rudolf Egelhofer im Ersten Weltkrieg auch als Marineinfanterist an der Westfront in Flandern. Einem Gedicht in seinem Notizbuch nach nahm er an der Ypernschlacht teil und verurteilte das feige Verhalten von Offizieren.[3] 1917 wurde er wegen Achtungsverletzung gegenüber einem Feldwebel zu einem Jahr Haft verurteilt, konnte aber aus dem fahrenden Transportzug springen und entkommen. Danach wurde er wieder festgenommen und saß seine Strafe ab, zuletzt in Köln-Mülmersdorf. Revolutionäre AktivitätenIm November 1918 wurde Rudolf Egelhofer während der Revolution aus dem Gefängnis befreit. (Eine angebliche Beteiligung am Kieler Matrosenaufstand 1918 ist wahrscheinlich falsch.[4]) Danach war er bei mehreren revolutionären Aktivitäten führend beteiligt. Am 10. Januar 1919 stieg er während einer Protestdemonstration des Spartakusbundes in das Arbeitszimmer des Ministerpräsidenten Kurt Eisner im ersten Stock des Bayerischen Außenministeriums ein. Dort erklärte er dem versammelten Ministerrat die Forderungen von etwa 5000 demonstrierenden Arbeitern: nach Ausrufung der Räterepublik, der Absetzung des Stadtkommandanten Oskar Dürr, diplomatischen Beziehungen zu den Räten in Russland und der Gründung einer Roten Armee.[5] Er konnte die Freilassung einiger Gefangener erreichen. Nach der Ermordung des Ministerpräsidenten Kurt Eisners am 21. Februar 1919 engagierte sich Rudolf Egelhofer sofort in der revolutionären Soldatenratsbewegung und trat der KPD bei. Am 7. April 1919 wurde die Münchner Räterepublik aus gemäßigt sozialistischen Vertretern gebildet. Am 13. April leitete Rudolf Egelhofer die militärischen Verteidigungsaktivitäten der Räterepublik gegen den versuchten Palmsonntagsputsch der abgesetzten Regierung. Unter seiner Führung stürmten revolutionäre Truppen den Münchner Hauptbahnhof, der von gegnerischen Truppen gehalten wurde. Der Putsch konnte abgewendet werden. Stadtkommandant und Oberkommandierender der Roten ArmeeNoch gleichen Tag wurde Rudolf Egelhofer zum Münchner Stadtkommandanten der nunmehr kommunistischen Räteregierung um Eugen Leviné und Max Levien ernannt. In dieser Funktion erließ er einige Anordnungen, unter anderem zum sofortigen Abgabe aller Waffen von Privatpersonen. Rudolf Egelhofer galt als mutig, tatkräftig und verfügte offenbar über ein gewisses Redetalent.
Am 16. April wurde er Oberkommandant der „Roten Armee“ der Münchner Rätepublik und gab das Amt des Stadtkommandanten am folgenden Tag ab. Die Aufgabe, mit den schätzungsweise 20.000 kaum ausgebildeten, schlecht bewaffneten und höchst unterschiedlich motivierten Soldaten und Arbeitern innerhalb weniger Tage die Verteidigung Münchens gegen die heranrückende Übermacht der „weißen“ Truppen aus Reichswehrverbänden und rechtsnationalistischen Freikorps mit etwa 30.000 Soldaten zu organisieren, war für den jungen Matrosen nicht lösbar. Seine Idee, Angehörige der „Bourgeoisie“ auf der Theresienwiese zusammenzutreiben und bei einem erfolgenden Einmarsch der „Weißen“ als Geiseln zu erschießen, konnte er in der Stadtkommandantur nicht durchsetzen. Am 30. April 1919 gab Rudolf Engelhofer wahrscheinlich schriftlich den Befehl zur Erschießung von Gefangenen im Münchner Luitpold-Gymnasium, vor allem von Angehörigen der völkisch-antisemitischen Thule-Gesellschaft, ohne jede formale Gerichtsverhandlung. Dieser „Geiselmord im Luitpold-Gymnasium“ löste Entsetzen bei der Bevölkerung aus und führte bei der Rückeroberung München am 1.–3. Mai durch Reichswehr und kontrarevolutionäre Freikorps zu maßloser Gewalt und Morden an Unschuldigen. ErmordungDiese wurde als Anlass für grausame Racheaktionen der Regierungs- und Freikorps-Truppen bei der nun folgenden Einnahme Münchens genommen. Insgesamt wurden mehr als 2.200 Unterstützer der Räterepublik von Standgerichten zum Tode oder zu Haftstrafen verurteilt. Rudolf Egelhofer wurde am 1. Mai 1919 in seinem Versteck in der Wohnung der Ärztin Hildegard Menzi in der Maximilianstraße 22 entdeckt und festgenommen. Nach schweren Misshandlungen wurde er am 3. Mai in der Münchner Residenz, wo er festgehalten wurde, ohne Gerichtsverfahren erschossen. EhrungenDDRIn der Deutschen Demokratischen Republik gab es mehrere Benennungen nach Rudolf Egelhofer:
MünchenSeit dem 29. Oktober 2016 steht auf dem Münchner Nordfriedhof auf dem Grab Nr. 6 in Sektion 105, Reihe 5 eine Gedenktafel, welche durch das „Plenum-R“ errichtet wurde.[9] Daneben gibt es bisher in München kein weiteres Gedenken an ihn.[10] Kunst
Literatur
WeblinksCommons: Rudolf Egelhofer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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