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Der Begriff Slide-Gitarre (deutsch: Gleitgitarre) bezeichnet eine Technik des Gitarrenspiels. Anstatt die Gitarrensaiten mit den Fingern auf das Griffbrett zu drücken und so die Tonhöhe zu verändern, lässt die Greifhand einen harten, glatten Gegenstand – zumeist aus Glas oder Metall – über dem Griffbrett mit nur leichtem Druck über die Stahlsaiten des Instruments gleiten (englisch: to slide). Typisch für Slide-Gitarren ist deren Glissando – ein „singender“, in der Tonhöhe stufenlos modulierbarer Klang, der eine präzise Intonation erfordert. Dazu wird ein Bottleneck (deutsch: Flaschenhals) oder ein Slide bar (Gleitstab) benutzt, wodurch diese charakteristische Klangfarbe entsteht. Jede mit Stahlsaiten bespannte Gitarre ist für diese Spieltechnik geeignet.
Die Spieltechnik der Slide-Gitarre geht zurück auf zwei Musikkulturen:
Die traditionelle Hawaiimusik und damit auch die Spielweise der Slide-Gitarre war seit der Weltausstellung von 1915 in San Francisco besonders in den USA sehr populär. Die Musiker spielten mit einem Metallstab auf Gitarren (häufig aus dem Holz der Koa-Akazie), die sie im Sitzen quer über die Oberschenkel legten. Daher rührt der Begriff Lap steel (deutsch, wörtlich: „Schoß-Stahl“). Ein früher Virtuose dieser Stilrichtung war der hawaiische Gitarrist Sol Hoopii. Hawaiigitarren wurden ab den 1930er-Jahren auch als elektrische Instrumente mit massivem Korpus gebaut (Rickenbacker Model A-22 “Frying Pan”[1]). Diese pazifische Version geht vermutlich zurück auf den Indischen Subkontinent, wo die waagrecht vor dem Musiker liegende Langhalslaute Gottuvadyam mit einem Slide gespielt wird.
In Japan wird die Saite der einsaitigen Brettzither Ichigenkin mit einer auf den Mittelfinger der linken Hand geschobenen Hülse gleitend verkürzt. In Zentralafrika werden einsaitige Stab- oder Brettzithern gespielt, bei denen mittels einer gespannten Sehne und einem darauf entlanggeführten Stück Holz stufenlose Tonhöhen erzeugt werden.
US-amerikanische Bluesgitarristen wie Bukka White und Elmore James machten nach dem gleichen Prinzip auf einem gespannten Stück Draht und mittels einer Flasche eigene Klang-Experimente. Die einfach konstruierten Instrumente afrikanischer Herkunft sind als Diddley Bow bekannt und oft individuell in Handarbeit gebaut. Beide Kulturen, afrikanisch und hawaiisch, haben in gegenseitiger Inspiration die Technik der Slidegitarre auf jeweils eigene Art weiterentwickelt.
Die sitzend mit einem Metallstab in einer offenen Stimmung (Open Tuning) mit einem hohen Saitenabstand gespielte Gitarre der Hawaiier wurde von Musikern der Country-Musik übernommen. Dort werden überwiegend Instrumente vom Typ Dobro und Pedal-Steel verwendet. Bei letztgenannter, elektrisch verstärkter Weiterentwicklung der Lap-Steel-Gitarre handelt es sich um ein Tisch-ähnliches Musikinstrument, bei dem die Saiten einschließlich Hals ähnlich einer Zither horizontal auf einer Platte angeordnet sind. Mittels Pedalen (daher der Name Pedal steel), die über Stahlstangen mit dem Instrument verbunden sind, kann die Spannung der Saiten und damit deren Tonhöhe geändert werden. Pedal-Steels werden mit einem Stahlstab (Steel) in der Greifhand gespielt, der hauptsächlich die Tonhöhe beeinflusst.
Bluesmusiker spielen Slide-Gitarre vielfach in der Haltung, wie sie für Lauteninstrumente typisch ist. Als Slide wurde zunächst ein abgebrochener und geschliffener Flaschenhals benutzt (der Bottleneck), der auf einen Finger der Greifhand gesteckt oder in der Hand gehalten wurde. Daraus entstand eine eigenständige Spieltechnik. Heutige, industriell hergestellte Bottlenecks sind wenige Zentimeter lange Röhren aus Glas oder Metall, die in gleicher Weise eingesetzt werden. Auch auf E-Gitarren wird die Slide-Spieltechnik angewendet, zum Beispiel in verschiedenen Stilen des Blues, Folk und Rock.
Grundlagen
Jede mit Stahlsaiten bespannte Gitarre – akustisch oder elektrisch – ist für die Slide-Spieltechnik geeignet. Dabei kommt es besonders auf die Saitenlage an, also auf den Abstand zwischen Griffbrett und Saiten. Während der Abstand zwischen Saiten und Griffbrett bei Greiftechniken möglichst gering sein sollte, ist es bei der Slide-Technik genau umgekehrt: bei einer tiefen Saitenlage kommen die Saiten durch den Auflagedruck des Slides in Berührung mit den Bundstäbchen und erzeugen beim Spielen unerwünschte Nebengeräusche. Als Kompromiss ermöglicht ein nur leicht erhöhter Saitenabstand von 1–2 mm die Kombination beider Spieltechniken – sowohl Slide als auch gegriffene Akkorde und Einzeltöne.
Für die Slide-Spieltechnik sind mit Bronze-, Phosphor- oder Bronze/Nickel-Draht umwickelte Saiten mittlerer oder hoher Saitenstärke gut geeignet. Auch das Material der Saiten ist eine Klang-Komponente. Bedeutender für den Klang des Slide-Spiels und die Länge des Nachhalls (englisch: Sustain) ist jedoch das Material der verwendeten Slides. Neben Ausführungen aus verchromtem Stahl gibt es Slides aus Messing, Glas, Keramik und anderen harten Materialien.