Standortfaktoren sind maßgeblich für die Attraktivität von (potenziellen oder bereits tatsächlich genutzten) Unternehmensstandorten verantwortlich und beeinflussen diese damit bei ihrer Standortwahl. Wenn sich die Standortfaktoren geändert haben, muss auch eine Entscheidung darüber getroffen werden, einen Standort zu verlassen. Die räumlichen Unterschiede in der Ausprägung von Standortfaktoren führen zu einer räumlichen Differenzierung von Standortqualitäten, insbesondere zu einer räumlichen Differenzierung von Kosten und/oder Erlösen einer wirtschaftlichen Tätigkeit. Dabei gibt es deutliche Unterschiede in der Bewertung der Bedeutung der einzelnen Standortfaktoren durch die Unternehmen (branchen- und größenspezifische Unterschiede).
Arten
Es wird zwischen harten und weichen Standortfaktoren unterschieden:[1]
Harte Standortfaktoren (z. B. Steuern, Abgaben, Subventionen, Absatzmarkt, Infrastruktur, Arbeitskräftepotential, Ressourcenverfügbarkeit oder Verkehrsanbindung) sind quantifizierbar und können direkt in die Markt- und Standortanalyse für ein Unternehmen einbezogen werden. Sie können zur Ermittlung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit von Standorten genutzt werden, da sie engere betriebswirtschaftliche Kosten- und Umsatzrelationen beinhalten. Die harten Standortfaktoren sind in manchen Fällen auch eine unabdingbare Voraussetzung zur Errichtung eines Unternehmens (zum Beispiel die Nähe eines ausreichend großen Gewässers als Kühlmittellieferant für ein Kraftwerk).
Im zunehmenden europäischen Wettbewerb der Regionen sehen sich Kommunen eines Lebens- oder Wirtschaftsraumes (z. B. Rhein-Main-Gebiet) vor die Herausforderung gestellt, die eigenen attraktiven Standortfaktoren durch regionsweit abgestimmte Maßnahmen der Wirtschaftsförderung zu bewerben. Da die harten Standortfaktoren in der Regel nicht oder nur in begrenztem Maße ihrer Beeinflussung unterliegen, konzentriert sich die Wirtschaftsförderung in zunehmendem Maße auf die weichen Standortfaktoren.
In der Ökologie (insbesondere der Vegetationsökologie) gibt es ebenfalls diesen Begriff, der allerdings als ökologischer Standortsfaktor bezeichnet wird.
Das Marktpotenzial muss bei laufkundenorientierten Unternehmen ausreichend hoch sein, damit eine angemessene Umschlagshäufigkeit erreicht werden kann. Standorte mit hoher Passantenfrequenz am Tage und hohem innerstädtischen Freizeitwert am Abend und Wochenende sind die als optimal angesehenen Lagen.[4]Fast Food muss ins Auge fallen oder auf dem Weg zu wichtigen Zielpunkten liegen.[5] Filialen schaffen bei Kunden räumliche Präferenzen (Standortvorteil durch kurze Wege von der Wohnung zur Filiale), das gilt insbesondere für Stammkunden. Die zufallsbedingte Laufkundschaft erreichen Filialen dagegen nur durch Standorte, an denen eine hohe Passantenfrequenz herrscht (Einkaufszentren, Fußgängerzonen, Bahnhöfe, Häfen oder Flughäfen).
Thomas Glatte: Die internationale Produktionsstandortsuche im immobilienwirtschaftlichen Kontext Expert Verlag, Renningen 2012, ISBN 978-3-8169-3086-0
Thomas Glatte: Entwicklung betrieblicher Immobilien – Beschaffung & Verwertung von Immobilien im Corporate Real Estate Management Springer Vieweg, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-05686-5
Martin Godau: Die Bedeutung weicher Standortfaktoren bei Auslandsinvestitionen mit besonderer Berücksichtigung des Fallbeispiels Thailand Dimplomica-Verlag, Hamburg, 2006
Peter Goette: Standortpolitik internationaler Unternehmen Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden, 1994
Theodor Sabathil: Standortprobleme internationaler Industrieunternehmungen Dissertation, Universität Erlangen-Nürnberg, 1969