Theodor DistelErnst August Theodor Distel (* 8. Januar 1849 in Hainichen; † 29. Juli 1912 in Blasewitz) war ein deutscher Jurist und Archivar. LebenTheodor Distel studierte Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig und wurde zum Dr. jur. promoviert. Das Studienumfeld in Leipzig und die Persönlichkeit Distels beschreibt sein Kommilitone Carl von Ledebur in seinem Tagebuch
– Carl von Ledebur Er trat nach dem Studium in den Archivdienst des Königreichs Sachsen ein und wurde 1883 zum Archivrat am Hauptstaatsarchiv Dresden ernannt.[1] Er verfasste zahlreiche Veröffentlichungen zur Landesgeschichte Sachsens und hatte sich als Rechtshistoriker auf die alten Schöffengerichte spezialisiert. Distel war auch Autor der Allgemeinen Deutschen Biographie. Krankheitsbedingt schied er 1907 als Staatsarchivar aus dem Dienst und wurde nach seinem Tod im Familiengrab der Familie Souchay in Lübeck bestattet.[2] Das klassizistische Grabmal ist ein Werk des Architekten Joseph Christian Lillie, entstanden um 1814, und steht unter Denkmalschutz.[3] FamilieTheodor Distel heiratete Theodora (Dora), geb. Souchay (1857–1945). Seine Frau entstammte dem Lübecker Zweig der erfolgreichen hugenottischen Kaufmannsdynastie Souchay. Sie war eine Tochter von Marc André Souchay (1824–1880) und seiner Frau Mathilde, geb. Irsengarten (1829–1916). Theodor Souchay war ihr Großonkel.[4] Aus der Ehe von Theodor und Dora Distel gingen zwei Töchter hervor. Hilde Distel (1880–1917) war Sängerin und blieb unverheiratet. Die zwei Jahre jüngere Lilly Distel war Pianistin und heiratete früh nach Lübeck. Beide Schwestern waren ungewöhnlich musikbegabt.[5] Sie wuchsen gemeinsam mit den Brüdern Paul und Carl Ehrenberg, die früh ihre Mutter verloren hatten, in der Villa Distelheim in Blasewitz auf.[6] Die Distels, die Ehrenbergs und die Familie MannTheodor Distels älteste Tochter Hilde war eine Jugendfreundin von Thomas Manns Schwester Julia. In der Johannstraße 15 in Dresden, der heutigen Regerstraße 27, lebte nach ihrer zweiten Scheidung Julias Tante Elisabeth mit ihren Kindern Alice und Henry. Als Julia Mann einen Besuch dort machte, lernte sie die weitläufig verschwägerte Familie Distel, die in der Nähe wohnte, kennen. Später vermittelte sie wohl auch die Bekanntschaft der Familie des Staatsarchivars Theodor Distel, in der auch die Brüder Carl und Paul Ehrenberg lebten, mit ihrem Bruder Thomas. Infolgedessen konnte sich Thomas Mann 1902 bei Hilde Distel nach den Einzelheiten des Mordes in der Trambahn an dem Musiker Gustav Adolf Gunkel (1901) erkundigen, die er dann Jahrzehnte später im Doktor Faustus verwertete; auch Thomas Manns Korrespondenz mit ihrer Schwester Lilly findet so seine Einordnung. Paul Ehrenberg hatte von 1899 bis 1904 eine intensive Freundschaft mit Thomas Mann. Diese Freundschaft mit ihrer unerfüllten Homoerotik beschäftigte Thomas Mann noch bis ins hohe Alter, in dessen Tagebuch Ehrenberg als die „zentrale Herzenserfahrung meiner 25 Jahre“ bezeichnet wird. Er ist das Modell des Rudi Schwerdtfeger im Roman Doktor Faustus. Die Distels und Wilhelm FurtwänglerDer überlieferte Briefwechsel zwischen Mutter Dora in Dresden und Tochter Lilly als Salonnière in Lübeck ist beredtes Dokument der frühen Jahre Wilhelm Furtwänglers und seiner ersten Dirigentenstelle in Lübeck.[7] Auszeichnungen
Literatur
WeblinksWikisource: Theodor Distel – Quellen und Volltexte
Einzelnachweise
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