Tongern liegt im Süden der belgischen Provinz Limburg, etwa 15 km nördlich von Lüttich, 15 km westlich von Maastricht und ungefähr 20 km südlich von Hasselt.
Geschichte
Das antike Aduatuca Tungrorum ist wohl nicht identisch mit dem befestigten Platz Aduatuca, bei dem Quintus Titurius Sabinus, ein Feldherr Caesars, 54 v. Chr. eine empfindliche Niederlage gegen die von Ambiorix geführten Eburonen erlitt und fiel. Während der Regierungszeit von Kaiser Augustus entstand um 15 v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Tongern ein römisches Militärlager und in dessen Nähe bald darauf eine zivile Siedlung. Aduatuca Tungrorum wurde Hauptort der Tungerer und der römischen Civitas Tungrorum. Gegen Ende der Herrschaft des Augustus wurde das Militärlager aufgegeben, doch der Ort blieb ein wichtiges Handelszentrum. Während der Revolte des Iulius Civilis 69/70 n. Chr. scheint Aduatuca Tungrorum zerstört worden zu sein, wurde aber bald wieder aufgebaut. Es entwickelte sich zu einem wichtigen Straßenknotenpunkt und zum nach Köln bedeutendsten Ort der Provinz Germania inferior. Trajan oder Hadrian ließ es von einer Mauer von etwa 4,5 km Umfang umgeben. Um 275 plünderten Franken die Stadt. Nach deren Vertreibung legten die Römer eine neue, aber deutlich kleinere Umfassungsmauer an. Die Stadt kam nun zur Provinz Germania secunda. 451 wurde sie vielleicht während des Einfalls Attilas von den Hunnen zerstört. Jedenfalls endete kurz nach diesem Zeitpunkt die römische Periode in Tongern. Reste der im 2. Jahrhundert errichteten Stadtmauer, ferner von Häusern, eines Heiligtums und eines Aquädukts sowie viele Gräber blieben erhalten.[2]
Die Stadt war schon seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts Sitz eines Bischofs gewesen, der um 595 nach Maastricht und 718/19 nach Lüttich übersiedelte.[3] Im Jahre 881 wurde Tongern von den Normannen gebrandschatzt.[4]
Ehemaliges Gefängnis: Der Bau des ehemaligen Gefängnisses ist für das Publikum geöffnet und gibt Einblick in das „Leben hinter Mauern“ zwischen 1880 und 2005.
Teseum: Museum der Liebfrauenbasilika (Schatzkammer und Archäologische Ausgrabungen).
Bauwerke
Erste Römische Mauer, gebaut im 2. Jahrhundert n. Chr., von ihrer ursprünglichen Länge von 4.544 m sind noch etwa 1.500 m erhalten.
Zweite Römische Mauer, im 4. Jahrhundert n. Chr. zur Verteidigung gegen die Franken gebaut, umschloss ein wesentlich kleineres Areal als die erste. Von dieser Mauer haben sich keine oberirdischen Reste erhalten.
Mittelalterliche Mauer: die Mauer umgibt das Zentrum Tongerns und datiert aus der Zeit von 1257–1264. Sie wurde auf römischen Fundamenten gebaut und ist heute noch erhalten.
Standbild des Ambiorix: Das bekannteste Denkmal Tongerns zeigt den belgischen Nationalhelden Ambiorix.
Moerenpoort: Waffenmuseum, befindet sich in historischem Stadttor
Onze-Lieve-Vrouw-Basilika (Liebfrauenbasilika), erbaut in der heutigen Form in den Jahren 1240–1541, gotisch.
Pliniusbrunnen
Regelmäßige Veranstaltungen
Trödelmarkt: Jeden Sonntag von 6 bis 13 Uhr findet in Tongern ein überregional beliebter Trödelmarkt statt. Dort werden überwiegend von professionellen Händlern antike Dinge aller Art angeboten.
Onze-Lieve-Vrouw-Basilika - Prozession: Alle sieben Jahre wird eine große Prozession mit dem Muttergottesbild gehalten, das als wundertätig betrachtet wird. Das letzte Prozessionsjahr war 2015, 2023 findet die nächste Prozession statt.
Petrus Nicolartius (1587–unbekannt), römisch-katholischer Theologe, Generalvikar im Bistum Münster, Weihbischof in Hildesheim und Rektor der Universität zu Köln
Belgien. Verlag Karl Baedeker Ostfildern, 3. Auflage 1998, ISBN 3-87504-417-7, S. 363–367.
Alain Vanderhoeven: Die römische Stadt Tongeren. In: Raban von Haehling, Andreas Schaub (Hrsg.): Römisches Aachen. Archäologisch-historische Aspekte zu Aachen und der Euregio. Schnell und Steiner Verlag, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2598-2, S. 387–411.
↑Sigfried Jan de Laet: Atuatuca Tungrorum. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).