Tony Oxley (* 15. Juni1938 in Sheffield, Vereinigtes Königreich; † 26. Dezember2023[1]) war ein britischer Schlagzeuger und Komponist.
Oxley hat innovative Spieltechniken entwickelt und neue Klangmöglichkeiten auf dem Schlagzeug erforscht. Sein experimenteller Ansatz und seine Fähigkeit, in Echtzeit auf andere Musiker zu reagieren, haben ihn zu einer Schlüsselfigur im modernen Jazz gemacht. Mit den vielen Trommeln, Becken und Glocken seines Instruments erzeugte er „intrikate Klangflächen“ (Ulrich Kurth), die im Ideal als vertikale statt (wie etwa im Jazz üblich) horizontale Musik wahrnehmbar sind.
Im Alter von acht Jahren lernte er als Autodidakt Klavier; sein erstes Schlagzeug erhielt er mit 17 Jahren. Während des Militärdienstes (1957–1960) erhielt er eine Ausbildung im Schlagzeugspiel und in Musiktheorie. Von 1960 bis 1964 leitete er ein Jazzquartett in Sheffield. Zusammen mit Derek Bailey und Gavin Bryars gründete er die von 1963 bis 1966 in Sheffield bestehende Gruppe Joseph Holbrooke, die nach einer Beschäftigung mit der Neuen Wiener Schule als eine der ersten ab 1965 ausschließlich frei improvisierte Musik spielte. Anschließend in London begleitete er als Haustrommler des Ronnie Scott Club unter anderem Sonny Rollins und Bill Evans, spielte aber auch auf John McLaughlins Album „Extrapolation“. In dieser Zeit besuchte er auch den Little Theatre Club in Covent Garden, wo eine intensivere Art musikalischer Experimente vor einem kleinen Publikum stattfand. Oxley wurde von den Lesern des Melody Maker zum besten britischen Jazz-Schlagzeuger gekürt, eine Auszeichnung, die er zwischen 1969 und 1972 jedes Jahr gewann. Er nahm zwei Alben unter eigenem Namen mit einem Quintett bzw. Sextett auf, zu dem neben Bailey Kenny Wheeler, Evan Parker und Jeff Clyne gehörten.
1998 veranstaltete der WDR zu Oxleys sechzigsten Geburtstag ein großes Konzert mit diversen Jazzgrößen (Cecil Taylor und andere); dabei kam es auch zur Reunion (und ersten CD-Aufnahmen von Improvisationen) von Joseph Holbrooke.
Oxley benutzte ein sehr eigenwillig zusammengestelltes Schlagzeugset, dessen Klang er durch den Einsatz diverser elektronischer Geräte veränderte. Des Weiteren spielte er auch Violine.
Oxley starb am 26. Dezember 2023 im Alter von 85 Jahren.[2][1]
Würdigung
Oxley galt ein Meister des konventionellen Schlagzeugs sowie der Syntax und Grammatik des fortschrittlichsten modernen Jazz, schrieb Richard Williams im Guardian. Mit einer Sturheit und einer unverblümten Reaktion auf Kritik, die an seine Herkunft aus South Yorkshire erinnerte, folgte Oxley seinem eigenen Weg. Dies führte zu einer Form improvisierter Musik jenseits aller Kategorien, bei der er bei Live-Auftritten von einer wachsenden Palette an Klangquellen, einschließlich Elektronik, umgeben war. Mit ruhiger, präziser Technik und einem ausgeprägten Verständnis für die Reaktion und Resonanz jeder Oberfläche, auf die er schlug, ließ er seine Stöcke um sie herumrollen, um einen dramatischen Klangteppich aus Effekten zu erzeugen, egal ob allein oder mit Musikern wie Cecil Taylor oder Anthony Braxton.[1]
Ulrich Kurth: The 4th Quarter of the Triad: Tony Oxley. Fünf Jahrzehnte improvisierter Musik. Wolke Verlag, Hofheim am Taunus 2011, ISBN 978-3-936000-48-1
Rainer Thieme: Tony Oxley. Discography. Books on Demand, Hamburg 2020, ISBN 978-3-7519-1781-0