Ungeheuer von Loch NessDas Ungeheuer von Loch Ness, auch Nessie genannt, soll ein Tier oder eine Gruppe von Tieren sein, die im Loch Ness, einem See in Schottland, in der Nähe der Stadt Inverness leben. Nessie wird üblicherweise als Plesiosaurier beschrieben, mit einer Länge von bis zu 20 Metern. Ihre Existenz wäre als so genanntes Kryptid erklärbar, ein dem Menschen unzugängliches und somit unerforschtes Tier, vergleichbar mit Bigfoot und Yeti. Die meisten Wissenschaftler und Experten erklären die Berichte über Nessies Existenz allerdings als absichtliche wie unabsichtliche Falschmeldungen oder Fehlbestimmungen von gewöhnlichen Tieren. Regional ist der Mythos eine wichtige Einnahmequelle, da der See eines der Hauptziele für den Tourismus in Schottland ist. Nessie wird gelegentlich in der Presse thematisiert, besonders während des Sommerlochs. Geschichte angeblicher SichtungenVor 1800
Sichtungen nach 1800
TheorienManche Berichte vom Erscheinungsbild des Monsters, einschließlich der historischen Berichte, weisen auf eine Ähnlichkeit zum ausgestorbenen Plesiosaurus hin. Aus dem vorliegenden Material dieser Kreatur aus dem Mesozoikum lässt sich ein großes Tier mit langem Hals und kleinem Kopf konstruieren, das sich mit Flossen fortbewegt. Die angebliche Verbindung zwischen Plesiosaurus und Monster von Loch Ness wurde zu einem bekannten Thema der Kryptozoologie. Doch sowohl die meisten Wissenschaftler als auch die allermeisten ernsthaften Kryptozoologen halten die Idee, das Monster von Loch Ness sei ein Überrest des Mesozoikums, für sehr unwahrscheinlich: Es müsste eine große Kolonie solcher Tiere existieren, um die langzeitige Existenz zu sichern. Da Plesiosaurier als Reptilien zum Luftholen an die Oberfläche müssten, würde das weitaus häufigere Sichtungen ergeben, als das tatsächlich der Fall sei. Viele Biologen sind auch der Meinung, dass Loch Ness nicht groß oder produktiv genug sei, um auch nur eine kleine Familie dieser Tiere am Leben zu erhalten. Auch viele andere Gründe, etwa die geologische Entstehung von Loch Ness nach der letzten Kaltzeit, sprechen klar gegen ein großes Reptil im See. Andere Sichtungen passen nicht zum Erscheinungsbild der Plesiosaurier oder zu einem anderen Wassertier: Im April 1923 behauptete Alfred Cruickshank, ein drei bis dreieinhalb Meter langes Tier mit gekrümmtem Rücken und vier elefantenartigen Füßen gesehen zu haben, welches vor seinem Fahrzeug die Straße überquert habe. Andere mutmaßliche Sichtungen sprechen eher für kamel- oder pferdeähnliche Tiere. Die Erklärungsversuche der Wissenschaft für die Ungeheuersichtungen sind sehr unterschiedlich: Fehlerkennungen von Robben, springende oder dicht an der Wasseroberfläche schwimmende Fische, Wasservögel, Holzstämme, Luftspiegelungen oder unübliche Wellenmuster, letzteres, da Loch Ness aufgrund seiner symmetrischen Topographie prädestiniert für stehende Wellen (so genannte Seiches) ist. Auch schwimmende Hirsche könnten für einige Sichtungen des Monsters mit aus dem Wasser gereckten Hals verantwortlich sein. Wahrscheinlich ist, dass jede dieser Erklärungen ihren Teil zu dem längst zum Massenphänomen gewordenen Monstermythos beigetragen hat. In Flüssen in der Nähe von Loch Ness gibt es sehr große Störe, die wegen ihrer Körpermaße und ihres ungewöhnlichen Erscheinungsbildes leicht für Monster gehalten werden könnten. Eine neue Theorie besagt, das Monster sei bloß eine Sinnestäuschung, ausgelöst durch sprudelndes Wasser, das durch kleinere vulkanische Aktivität am Boden des Lochs verursacht wird. Dieses Argument wird – zu einem kleinen Teil – dadurch unterstützt, dass es einen Zusammenhang zwischen den Sichtungen und tektonischen Bewegungen zu geben scheint. Neuere umfangreiche DNA-Analysen des organischen Materials aus dem See bestätigen die in Forschungskreisen bereits 1933 bekannt gewordene Annahme, es handle sich bei den Sichtungen höchstwahrscheinlich um größere Aale.[6] ArgumenteArgumente gegen die Existenz des MonstersEin typischer Fall für eine angebliche Sichtung mit unbefriedigenden „Fakten“ über Nessie ist der Fall vom Oktober 1871: Bei diesem Ereignis beschrieb D. Mackenzie etwas, das sich zuerst langsam bewegte und dann mit höherer Geschwindigkeit entfernte. Zeugen sagten, das Monster habe einen (manchmal nicht nur einen) Buckel, der wie ein umgedrehtes Boot aussehe. Diese Geschichte wird vielfach wiederholt, doch niemals wird eine Originalquelle aus dem Jahr 1871 zitiert, was die Artikel in ein schiefes Licht rückt. Im Juli 2003 berichtete die BBC von einer ausführlichen Untersuchung von Loch Ness, die von einem BBC-Team mit 600 Sonarstrahlen durchgeführt worden sei, das aber keine Spur eines „Seemonsters“ fand. Das BBC-Team schloss seinen Bericht damit, dass Nessie nicht existiere. Das berühmte Foto von 1934 wird von manchen für eine Fälschung gehalten, basierend auf den Aussagen des Fotografen Marmaduke Wetherell kurz vor seinem Tod. Wetherell behauptete, auf dem Foto, das dem Monster viel Aufmerksamkeit bescherte, sei nur Ton zu sehen, den man an ein Spielzeug-U-Boot angeklebt habe.[7] Schon vor Wetherells Aussagen hatten manche gemutmaßt, dass das Foto gar kein Ungeheuer, sondern mehrere einander folgende Otter oder einen tauchenden Vogel zeige. Es gibt allerdings zwei Fotos von 1934, die leicht unterschiedliche Posen zeigen, was zum Argument führt, dass die Fotos nicht auf diese Art gefälscht wurden. Andererseits sei hier auch zu bedenken, dass ein Modell aus Ton oder Plastilin sehr einfach geringfügig in der Pose abgeändert werden könne, so dass der Eindruck einer Bewegungsserie entstünde. Die neueste Erklärung zu den Fotos von 1933 und 1934 kommt von dem schottischen Paläontologen Neil Clark. Nach seiner Meinung sei das auf den Fotos abgebildete Tier nichts anderes als ein schwimmender Elefant des Zirkus „Olympia“ gewesen. Der damalige Direktor des Zirkus, Bertram Mills, setzte sogar ein Kopfgeld von 20.000 Pfund aus, wohl wissend, dass sich das „Ungeheuer“ in seinem Zirkus befand.[8][9] Ebenfalls für Täuschungen bzw. Fälschungen bei vielen Sichtungen und Fotografien sprechen die teilweise stark voneinander abweichenden Darstellungen von Nessie. Zuweilen wird der populäre „Plesiosaurus“-Typus mit langem Hals „gesehen“, teilweise auch der nicht minder populäre Typus der sich in Vertikalwindungen fortbewegenden „Buckelseeschlange“, die beide vollkommen unterschiedlich sind. Unter allen Wirbeltieren bewegen sich lediglich einige Säugetiere wie Wale oder Otter mit vertikalen Bewegungen fort, aber keine einzige lebende oder ausgestorbene Art wäre in der Lage, nach Art der „Buckelseeschlange“ beim Schwimmen mehrere hintereinanderliegende Buckel über der Wasseroberfläche zu erzeugen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die ersten Berichte darüber, dass Nessie einem Plesiosaurus gleiche, aus dem Jahr 1933 stammen. Erst in diesem Jahr wurde Nessie richtig berühmt. Die Sichtung aus diesem Jahr wurde kurz nach dem Erscheinen des Films Die Fabel von King Kong – Ein amerikanischer Trick- und Sensationsfilm gemacht. Auffallend ist die Ähnlichkeit der später beschriebenen Gestalt von Nessie mit einem Wesen, das die Hauptfiguren des Films an einem See im Dschungel angreift. Hält man sich vor Augen, dass die Zuschauer durch die Darstellung fremdartiger Wesen damals noch viel einfacher zu beeindrucken waren als heutzutage, so ist leicht nachzuvollziehen, wie sich ein bisher noch wenig bekanntes Gerücht über ein im Loch Ness lebendes Wesen mit der im Film gezeigten Kreatur verband und so eine äußerst werbewirksame und einträgliche Legende schuf. Argumente für die Existenz des MonstersDie Sichtungen und Videofilme (siehe #Geschichte angeblicher Sichtungen) sind Indizien für die Existenz eines großen Lebewesens im Loch Ness, allerdings konnten die meisten Foto- und Filmaufnahmen als Fälschungen oder Fehlinterpretationen identifiziert werden.[10] Literatur
Hörspiele
Verfilmungen
Attrappe aus 19691969 war bei Dreharbeiten für Das Privatleben des Sherlock Holmes (1971) eine Attrappe des Ungeheuers im See versunken. Im April 2016 berichtete die norwegische Firma Kongsberg Maritime, mittels Sonaraufnahmen ein 9 × 4 Meter großes Objekt am Grund von Loch Ness gefunden zu haben, das von der Form her an einen Schwan erinnert, also wohl diese Attrappe darstellt. Eine Legende besagt, dass sie durch das vom Regisseur Billy Wilder geforderte Entfernen von zwei Buckeln erst sinkbar wurde. Kongsberg will das Objekt nicht bergen, sondern später per Tauchroboter fotografieren.[11] WeblinksCommons: Loch Ness Monster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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