Sie war im Jahr 1833 die erste von einem demokratischen Staatswesen gegründete Universität Europas und ist bis dato mit insgesamt dreizehn Nobelpreisträgern assoziiert.[6]
Die Universität Zürich bietet neben eigenen Einrichtungen auch Zugang zu Archiven, Bibliotheken und Instituten der ETH Zürich sowie privater Institutionen. Ausserdem sind eine Reihe von Museen und Sammlungen innerhalb der Stadt Zürich, von der Anthropologie bis zur Zoologie, der Universität angegliedert, darunter das Völkerkundemuseum.
Im Jahre 1832 beschloss der Regierungsrat des Kantons Zürich, in Zürich eine Universität zu gründen. Am 29. April 1833 war die Gründungsfeier. Die bereits bestehenden Höheren Schulen für Theologie (seit 1525), Jurisprudenz und Medizin wurden mit einer neu gegründeten Philosophischen Fakultät zur Universitas Turicensis zusammengefasst (Turicum ist der antike Name Zürichs). Sie war die erste Universität Europas, die von einem demokratischen Staatswesen gegründet wurde und nicht von der Kirche oder einem Landesfürsten.[7] Sie wurde fast vierhundert Jahre nach der ersten Universität der Schweiz in Basel (1460) gegründet, die ihrerseits noch vor der Reformation durch eine päpstliche Bulle ins Leben gerufen worden war.[8]
Erster Sitz der Universität war 1835 das umgebaute «Hinteramt» des ehemaligen Augustinerklosters. Im ersten Semester waren 161 Studenten immatrikuliert (16 Theologie, 26 Jurisprudenz, 98 Medizin und 21 Philosophie), die von 26 Professoren und 29 Privatdozenten unterrichtet wurden. Im Jahre 1840 bereits wurden die ersten Frauen als Hörer an der Philosophischen Fakultät zugelassen. Damit nahm die Universität Zürich eine Pionierrolle hinsichtlich des Frauenstudiums im deutschen Sprachraum ein. 1859 wurde die Philosophische Fakultät in zwei Abteilungen aufgespalten, in eine mit philosophischer, sprachlicher sowie historischer Ausrichtung (phil. I) und in eine mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung (phil. II).
Im Polytechnikum
Im Jahre 1864 zog die Universität aus Platzgründen in den Südflügel des neu errichteten Polytechnikums um. 1867 wurde mit Nadeschda Suslowa (1843–1918) die erste Frau im deutschen Sprachraum an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich promoviert; Marie Heim-Vögtlin (1845–1916) war die erste Schweizerin, die an der Universität Zürich das Studium der Medizin absolvierte, 1874 ihre Promotion ablegte und 1889 das erste Schweizer Frauenspital mit der angegliederten «Pflägi» (1901) gründete.
1883, fünfzig Jahre nach der Gründung, wurden 463 Studenten von 91 Dozenten (davon 37 ordentliche Professoren) betreut. 1901 wurde die Veterinärmedizinische Fakultät gegründet. Zusammen mit derjenigen der Universität Bern gilt sie als älteste veterinärmedizinische Fakultät der Welt.
1908 regelte ein Aussonderungsvertrag zwischen dem Kanton Zürich und dem Bund die Besitzverhältnisse zwischen der Universität und der ETH. Dadurch wurde die Zusammenlegung gemeinsamer Institute und Sammlungen ermöglicht. Im gleichen Jahr stimmten Stadt und Kanton Zürich in einer Volksabstimmung einem Neubau für die Universität zu.
Ab 1909 war Albert Einstein für zwei Jahre als Dozent für Theoretische Physik an der Universität Zürich tätig.[10]
Hauptgebäude Rämistrasse
1914 bezog die Universität ihr neues Hauptgebäude an der Rämistrasse. Dem Neubau und dem notwendigen Kredit hatten 1908 die Stimmberechtigten der Stadt und des Kantons Zürich in einer Volksabstimmung zugestimmt. 1917 wurde die Zentralbibliothek Zürich eröffnet, die gleichzeitig Stadt-, Kantons- und Universitätsbibliothek ist.
Im Jahre 1933, hundert Jahre nach der Gründung, zählte die Universität Zürich 2'033 Studierende.
1946 hielt Winston Churchill in der Aula der Universität Zürich seine bekannte Rede an die akademische Jugend der Welt. Die Rede gipfelte im bekannt gewordenen Aufruf an Europa: «Therefore I say to you: let Europe arise!»
Universität Zürich-Irchel
Seit den 1950er Jahren nahm die Zahl der Studenten drastisch zu, und die Platzverhältnisse wurden immer knapper. 1962 schlug die Naturwissenschaftliche Fakultät vor, einen Teil der Universität in den Norden der Stadt zu verlegen. 1973 wurde mit den Bauarbeiten für die Universität Zürich-Irchel begonnen, die 1979 eingeweiht wurde (siehe auch: Irchelpark). In der Folge wurde der Campus Irchel schrittweise erweitert. 25 Jahre nach der Eröffnung suchten ihn rund 6000 Personen täglich auf. Von 2024 bis 2033 werden hintereinander die Kantonsschule Zürich Nord, die Kantonsschule Rämibühl (MNG und RG) sowie die Kantonsschulen Enge und Freudenberg Gebäude auf dem Campus provisorisch als Ausweichstandort nutzen, während die Schulen renoviert werden.[11]
1983, hundertfünfzig Jahre nach ihrer Gründung, zählte die Universität Zürich 15'000 Studierende. 1984 wurde die Universitätsleitung ausgebaut, indem das Rektorat zu einem Hauptamt aufgewertet und zwei Prorektorate geschaffen wurden. 1992 wurde die Rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät in eine Rechtswissenschaftliche und eine Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät aufgespalten.
Im Jahre 2016 wurde ein ganz der Muttermilchforschung gewidmeter Medizin-Lehrstuhl an der Universität Zürich geschaffen. Er ist der erste dieser Art weltweit.[12]
Ab 2024 bis voraussichtlich 2033 werden mehrere Gebäude auf dem Campus Irchel von Stadtzürcher Gymnasien benutzt als Überbrückungsräumlichkeiten während deren originale Schulanlagen renoviert werden.[13][14]
Neues Universitätsgesetz
1998 stimmten die Stimmberechtigten des Kantons Zürich dem neuen Universitätsgesetz zu. Damit wurde der Universität Zürich der Status einer eigenständigen Rechtspersönlichkeit zuerkannt. Innerhalb eines Globalbudgets kann sie seither eigenständig über ihre finanziellen Mittel verfügen und sich selbständig organisieren.
2008 feierte die Universität ihr 175-Jahr-Jubiläum.[15]
Am 10. Oktober 2009 unterzeichneten die Aussenminister von Armenien und der Türkei in der Universität Zürich ein von der Schweiz vermitteltes Protokoll zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, die amerikanische Aussenministerin Hillary Clinton, der russische Aussenminister Sergei Lawrow, der französische Aussenminister Bernard Kouchner, der slowenische Aussenminister und Präsident des Ministerkomitees des Europarats Samuel Žbogar sowie der Generalsekretär des Rates der Europäischen Union Javier Solana wohnten der Zeremonie bei.
Im Herbstsemester 2009 waren erstmals mehr als 25'000 Studierende eingeschrieben.[16][17] Im August 2010 wurde die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich mit dem amerikanischen Gütesiegel AACSB ausgezeichnet.[18] Somit ist die Universität Zürich neben der Hochschule St. Gallen und der Universität Mannheim als einzige deutschsprachige Universität sowohl beim EQUIS als auch beim AACSB akkreditiert.
Anfang 2011 wurde eine Neuorganisation der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät durchgeführt. Die ehemals acht Institute wurden zu vier neuen Instituten zusammengelegt (in Klammern der Name des Institutsdirektors): Betriebswirtschaftslehre (Dieter Pfaff), Volkswirtschaftslehre (Ernst Fehr), Banking und Finance (Thorsten Hens) sowie Informatik (Martin Glinz).[19]
Seit Herbst 2012 fanden im Zusammenhang mit der Entlassung des Konservators des Medizinhistorischen Museums Christoph Mörgeli im Fall Mörgeli[20] öffentliche Auseinandersetzungen statt, wobei es Ende Oktober 2013 zu einer weiteren Entlassung kam. Am 29. Oktober 2013 wurde die Entlassung von Iris Ritzmann, der stellvertretenden Direktorin des Medizinhistorischen Instituts der Universität Zürich, bekannt.[21] Infolge dieser Kritik gab Andreas Fischer am 6. November 2013 seinen sofortigen Rücktritt als Rektor der Universität bekannt.[22] Zu seinem Nachfolger war bereits im Juni 2013 der Molekularbiologe Michael Hengartner gewählt worden. Er trat sein Amt vorzeitig am 1. Februar 2014 an,[23] in der Zwischenzeit leitete Prorektor Otfried Jarren die Universität interimistisch.
Nachdem die Universität im Februar 2014 einen Filter in Betrieb genommen hatte, der den Zugriff auf pornografische Internet-Inhalte erschweren sollte[24], kritisierte der Chaos Computer Club Zürich erstmals offen die Universität Zürich wegen ihrer Praxis der Netzzensur und warf ihr «Unfähigkeit im Umgang mit dem Cyberspace» vor.[25] In der Folge zog die Universität die Massnahme weitestgehend zurück und setzte eine Arbeitsgruppe ein.[26]
Bereits 2004 unterzeichnete die Universität Zürich als erste Schweizer Hochschule überhaupt die «Berliner Erklärung» über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Sie verpflichtete sich somit, die Prinzipien der Open-Science-Bewegung im universitären Alltag zu fördern.[27]
Im Rahmen erster eigener Open-Access-Leitlinien bietet die Universität mit ZORA (Zurich Open Repository and Archive) zudem bereits seit Oktober 2006 einen kostenlosen und weltweiten Zugang zu den Forschungsergebnissen der Universität an.[28]
Gemeinsam mit der ETH Zürich gründete die Universität Zürich 2017 das Citizen Science Center Zürich (CCCS). Das CCCS unterstützt die gemeinsame Durchführung von Forschungsprojekten durch Forscher und Öffentlichkeit. Damit möchte das Projekt die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit fördern, die wissenschaftliche Kompetenz der Teilnehmenden verbessern und das Vertrauen in die Wissenschaft stärken.[29]
Seit 2018 nahm die Universität Zürich – im Rahmen der nationalen Open-Access-Strategie unter der Leitung von Swissuniversities – an Verhandlungen mit den drei Grossverlagen Elsevier, Springer Nature und Wiley teil.[30] Ziel der 2021 abgeschlossenen Verhandlungen waren unter dem Namen DEAL bekannte Publish-and-Read-Verträge, die sowohl die freie Lektüre als auch die Publikation von Forschungsergebnissen im Open-Access-Format ermöglichen. Da die Universität parallel Verhandlungen mit weiteren Verlagen geführt hatte, stehen den Forschenden nun bereits fast 10'000 wissenschaftliche Zeitschriften zur Open-Access-Publikation zur Verfügung.[31] Während im Jahr 2021 57,1 % aller Forschungsergebnisse der Universität Zürich im Open-Access-Format publiziert wurden, soll dieser Wert bis 2024 auf 100 % gesteigert werden.[32][33]
Mit der am 28. September 2021 verabschiedeten Open-Science-Policy sollen die Prinzipien von Open Science in Zukunft als Norm im wissenschaftlichen Betrieb und in der Lehre der Universität etabliert werden. Unter anderem setzt die Policy Schwerpunkte in Kernbereichen der Open-Science-Bewegung wie beispielsweise in der Förderung der Replizierbarkeit von Forschungsergebnissen oder im Bereich von Open Data.[34]
Rankings
Bei den folgenden beiden Rankings wurde die gesamte Universität bewertet, dabei erzielte die Universität Zürich nach dem Times Higher Education World Universities Ranking Platz 26 in Europa und Platz 85 weltweit. 2024 gab die Universität Zürich bekannt, nicht mehr bei diesem Ranking mitzumachen.[35]Newsweek bewertete die Universität Zürich als Platz 11 in Europa und Platz 46 im weltweiten Vergleich. Beim QS Ranking belegte die Universität Zürich im Jahr 2017 den Platz 73.[36]
Ranking der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
Die Volkswirtschaftliche Fakultät der Universität Zürich wurde im Jahr 2009 vom Handelsblatt als beste im deutschsprachigen Raum gewertet.[37] Die Betriebswirtschaftliche Fakultät erreichte im deutschsprachigen Raum den vierten Platz.[38] Im europäischen Vergleich landete die Volkswirtschaftliche Fakultät gemessen am Forschungsoutput auf Platz 3 hinter der London School of Economics und dem University College London. Erklärtes Ziel ist es, in die internationale Spitzengruppe aufzuschliessen.[39]
Nobelpreisträger
Die Universität weist einige Nobelpreisträger auf, die hier promoviert oder gelehrt haben:[40]
Rolf M. Zinkernagel (* 1944), 1996 Nobelpreis für Medizin (Australian National University)
Peter Stadler: Die Universität Zürich 1933–1983: Festschrift zur 150-Jahr-Feier der Universität Zürich. Zürich 1983.
Sarah Bolleter, Heini Ringger u. a.: Rückblenden, Einsichten, Ausblicke – Universität Zürich 2008: Wissen teilen: 175 Jahre Universität Zürich. Zürich 2008.
Kunstgeschichtliches Seminar der Universität Zürich: Marco Crameri u. a.: Universität Zürich (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 270, Serie 27). Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1980, ISBN 978-3-85782-270-4.
Verena Stadler-Labhart: «Der Parnass liegt nicht in den Schweizer Alpen …»: Aspekte der Zürcher Universitätsgeschichte: Beiträge aus dem «Zürcher Taschenbuch» 1939–1988. Zürich 1991.
Else Forrer-Gutknecht: Zur Geschichte des Frauenstudiums an der Universität Zürich. Zürich 1928.
Katharina Belser u. a.: Ebenso neu als kühn: 120 Jahre Frauenstudium an der Universität Zürich. Zürich 1988.
Hans Erb: Geschichte der Studentenschaft an der Universität Zürich, 1833–1936. Zürich 1937.
Studierendenrat der Universität Zürich (Hrsg.): Wir sind, was wir erinnern: zur Geschichte der Studierenden der Uni Zürich von 1968 bis 2008. Zürich 2008.
Willy Meyer: Die Finanzgeschichte der Universität Zürich von 1833 bis 1933. Zürich 1940.
Silvia Bolliger: Im Zeichen der Nationalisierung. Die Haltung der Universität Zürich gegenüber ausländischen Studierenden in der Zwischenkriegszeit. Wien 2019.
↑Johann Jacob Wirz: Historische Darstellung der urkundlichen Verordnungen: welche die Geschichte des Kirchen- und Schulwesens in Zürich wie auch die moralische und einiger Maßen die physische Wolfart unsers Volks betreffen. Zürich 1793, S. 217.
↑Katherine Hermans, Manuela Höfler, Mark Robinson und Marc Thommen: Open Science Policy der Universität Zürich. Universität Zürich, Zürich 2021 (uzh.ch [PDF]).