Seine erste musikalische Ausbildung begann er in Bechyně mit dem Lehrer Jan Pokorny. Im Zeitraum von 1752 bis 1758 arbeitete er als Sänger an der Jesuitenschule in Březnice. Später war er in Prag Geiger am Jesuitenseminar von St. Vaclav und studierte an der Karl-Ferdinands-UniversitätPhilosophie, Theologie und Jura. An der Teynkirche wurde er im Jahre 1762 als ersten Geiger angestellt, während er mit dem Organisten Josef Seger Kontrapunkt studierte.
1765 war er bei dem Komponisten Carl Ditters von Dittersdorf als Geiger für das Privatorchester von Bischof Adam Patachich in Großwardein, dem heutigen Oradea in Rumänien, beschäftigt. Das Orchester löste sich im Jahre 1769 allerdings auf, woraufhin Pichl Kapellmeister des Grafen Ludwig Hartig in Prag wurde. Schon 1770 kam er als Geiger in das Orchester des Kärntnertor-Theaters in Wien. Im Jahre 1775 erhielt er die Stelle des Kapellmeisters bei ErzherzogFerdinand Karl, dem österreichischen Gouverneur von Mailand und zweitjüngstem Sohn von Kaiserin Maria Theresia, wo er rund zwanzig Jahre wirkte. Von 1790 bis 1796 war er Musikdirektor der Oper in Monza und kehrte beim Einfall der französischen Italienarmee nach Wien zurück. Hier erlitt er am 23. Januar 1805 einen tödlichen Schlaganfall, als er im Palais Lobkowitz ein Violinkonzert spielte.
Pichl komponierte 20 Opern, 30 Solokonzerte, 20 Messen, 89 Sinfonien, von denen allerdings etliche verloren sind, und zahlreiche Kammermusikwerke, darunter 148 Stücke für das seltene Baryton-Instrument im Auftrag von Fürst Nikolaus I. Joseph Esterházy de Galantha in Eisenstadt.
Werke (Auswahl)
6 Symphonien op. 1
6 Streichquartette op. 2 (1780)
3 Violinkonzerte op. 3 (1775)
6 Duets für 2 Violinen op. 4
6 Divertimenti op. 5 (1781)
6 Streichtrios op. 7 (1783)
3 Symphonien op. 8
3 Serenaden op. 9 (1783)
Andante mit 100 Variationen op. 11: Cento Variazioni sulla Scala del Basso fermo per esercizio del Violino (1787)
3 Flötenquartette op. 12 (1790)
3 Streichquartette op. 13
3 Duets für Viola und Cello op.14 (1790)
3 Quartette op. 16
6 Duos für Violine und Viola op.18 (1795)
12 Caprices op. 19: Douze Caprices à Violon seul (um 1795)
3 Triosonaten op. 26 (1796)
Etude pour le violon : formant 12 caprices op. 46 (um 1801)
Johann Hárich: Das Opernensemble zu Eszterháza im Jahr 1780. In: Das Haydn-Jahrbuch 1970, ZDB-ID 214184-x, S. 5–46, besonders 26.
Rudolf Pečman (Hrsg.): Böhmen und Italien. In: Rudolf Pečman (Hrsg.): Musica bohemica et europaea. International Musical Festival, Brünn 1970, S. 289–297.
Jitřenka Pešková: Václav Pichl. Žák březnické jesuitské koleje. In Hudební věda 9, 1972, S. 160–161.
Antonín Myslík: Repertoire und Besetzung der Harmoniemusiken an den Höfen Schwarzenberg, Pachta und Clams-Gallas. In: Das Haydn-Jahrbuch 1978, ZDB-ID 214184-x, S. 110–119.
Anita Zakin: A Checklist of Authentic Symphonies by Wenzel Pichl (1741-1805), Ballston (NY) 1983
Dies.: Wenzel Pichl, Three Symphonies, in The Symphony 1720-1840, hrsg. von Barry S. Brook, Serie B. Band 7, New York/London 1984
Zdeňka Pilková: Doba osvícenského absolutismu (1740–1810). In: Jaromír Černý: Hudba v českých dějinách. Od strědověku do nové doby. 2. ergänzte Auflage. Editio Supraphon, Prag 1989, ISBN 80-7058-163-8, S. 211–284, besonders: 266, 272.