Während des Zweiten Weltkrieges beteiligte er sich auf Anfrage Robert Oppenheimers am US-Atombombenprogramm (Manhattan-Projekt). Er stand dabei im Zwiespalt zwischen der Entwicklung einer Massenvernichtungswaffe einerseits und der Angst vor einem Zuvorkommen in der Entwicklung der Atombombe durch Deutschland andererseits. Seine Skrupel machten ihn im Jahr 1944 zum Mitbegründer der Federation of Atomic Scientists und er sprach sich für eine zivile Nutzung der Kernenergie aus. Am 16. Juli 1945 war er Zeuge des ersten Atombombentests. Dieser prägte ihn nachhaltig und er beschloss, sich nicht mehr an der Entwicklung von Waffen zu beteiligen.
Mit James Bruce French (1921–2002) stellte er Ende der 1940er Jahre eine korrekte Berechnung der Lamb-Verschiebung an,[4] damals der erste exakte Prüfstein der Quantenelektrodynamik. Er ist für seine vielen Beiträge zur theoretischen Kernphysik bekannt, insbesondere von Kernreaktionen, häufig in Zusammenarbeit mit Herman Feshbach.[5] Sein Lehrbuch mit John Blatt galt lange Zeit als Standardwerk der theoretischen Kernphysik. In den 70er Jahren war er an der Entwicklung des „MIT-Bag“-Modells von in Hadronen gebundenen Quarks beteiligt.[6]
Weisskopf war für seine große physikalische Intuition bekannt, die er auch in einigen pädagogischen Aufsätzen und Büchern demonstriert.[7]
In den Jahren 1961–1965 war Weisskopf als Direktor des Europäischen Forschungszentrums CERN in Genf tätig.
mit John M. Blatt: Theoretical nuclear physics.Wiley u. a., New York NY 1952.
Knowledge and Wonder. The Natural World as Man knows it. (= Science Study Series. S 31, ZDB-ID 919775-8). Anchor, Garden City NY 1962, (In deutscher Sprache: Das Wunder des Wissens. Von der Universalität der Naturwissenschaften (= Natur und Wissen. W 30/31, ZDB-ID 599889-x). Desch, München u. a. 1964), (populär).
The Joy of Insight. Passions of a Physicist. Basic Books, New York NY u. a. 1991, ISBN 0-465-03678-3 (In deutscher Sprache: Mein Leben. Ein Physiker, Zeitzeuge und Humanist erinnert sich an unser Jahrhundert. Scherz, Bern u. a. 1991, ISBN 3-502-18840-8).[13]
Literatur
Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 1231.
Victor Frederick Weisskopf – Publications. In: The Academic Genealogy of Physics. Abgerufen am 24. September 2018 (englisch, umfangreiche, aber nicht komplette Liste der Veröffentlichungen von Weisskopf (mit DOI)).
Victor Weisskopf. In: Physics History Network. AIP; abgerufen am 24. September 2018 (Biographische Daten und Links).
Thomas S. Kuhn und John L. Heilbron: Interview mit V. Weisskopf. In: Oral History Interviews. AIP, 10. Juli 1963; abgerufen am 24. September 2018.
↑Über die Selbstenergie des Elektrons. In: Zeitschrift für Physik. Band 89, Nr. 1/2, 1934, S. 27–39, doi:10.1007/BF01333228, (Korrektur: Berichtigung zu der Arbeit: Über die Selbstenergie des Elektrons. In: Zeitschrift für Physik. Band 90, Nr. 11/12, S. 817–818, doi:10.1007/BF01340744); On the self energy and the electromagnetic field of the electron. In: Physical Review. Band 56, Nr. 1, 1939, S. 72–85, doi:10.1103/PhysRev.56.72.
↑The electromagnetic shift of energy levels. In: Physical Review. Band 75, Nr. 8, 1949, 1240–1248, doi:10.1103/PhysRev.75.1240. Die Rechnung wurde bereits 1948 ausgeführt in der QED Formulierung der 30er Jahre. Wie Weisskopf später bedauernd feststellte, verzögerte er aber die Publikation, weil er die Arbeiten von Feynman und Schwinger, die den Effekt mit ihren neuen QED-Methoden berechneten, abgleichen wollte. Norman Kroll und Willis Lamb kamen ihm dann mit demselben Ergebnis noch zuvor.
↑z. B. optisches Modell in Feshbach, C. E. Porter, Weisskopf Model for nuclear reactions with neutrons. In: Physical Review. Band 96, Nr. 2, 1954, S. 448–464, doi:10.1103/PhysRev.96.448.
↑mit Alan Chodos, Robert L. Jaffe, Kenneth Johnson, Charles B. Thorn: New extended model of hadrons. In: Physical Review. D. Band 9, Nr. 12, 1974, S. 3471–3495, doi:10.1103/PhysRevD.9.3471.
↑Zum Beispiel sein Buch mit Gottfried, das aus Cern lectures entstand oder die Aufsatzreihe "In search for simplicity" im American Journal of Physics 1985/1986. In einem dieser Aufsätze berechnet er z. B. die maximale Höhe von Bergen aus elementaren physikalischen Konstanten.
↑Herbert Walther: Victor Frederick Weisskopf (Nachruf). In: Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 2002, S.336–338 (online [PDF; abgerufen am 16. Mai 2017]).