Walter Cannon, Sohn eines Eisenbahners, studierte am Harvard College bis 1896 Biologie und wurde dort 1897 promoviert. Von 1896 bis 1900 hatte er die Harvard Medical School besucht. Er unterrichtete dort Zoologie und wurde 1902 Assistant Professor.[2]
Im Jahr 1906 wurde er Nachfolger von Henry Pickering Bowditch als George Higginson Professor of Physiology an der Harvard University. Diese Professur für Physiologie behielt er bis 1942.
In den 1930er Jahren erforschte er mit Arturo RosenbluethKatecholamine und bezeichnete 1933 das Adrenalin als Sympathin.[3] Er prägte den Begriff Fight-or-flight-Response, der die Reaktion von Tieren auf Bedrohung beschreibt, und veröffentlichte zu dem Thema (1915) Bodily Changes in Pain, Hunger, Fear and Rage.[4]
Das Konzept der Homöostase (homoestasis) entwickelte er in seinem Buch The Wisdom of the Body (1932).
Die Cannon-Bard-Theorie – die Cannon mit seinem Schüler Philip Bard (1898–1977) erarbeitete – besagt, dass ein „Emotionsreiz“ zwei gleichzeitig ablaufende Reaktionen hervorbringt, die physiologische Erregung und die Wahrnehmung der Emotion. Keine der beiden Reaktionen bedingt die andere. Die Theorie geht davon aus, dass die körperlichen Prozesse von den psychologischen unabhängig sind.
Cannon stellte seine Röntgen-Untersuchungen zum Schluck- und Verdauungsvorgang mit den Röntgen-Kontrastmitteln Bariumsubnitrat und Bariumsulfat an. Er starb 1945 an Strahlenkrebs.[8]
Schriften (Auswahl)
The mechanical factors of digestion. London 1911.
Bodily Changes in Pain, Hunger, Fear and Rage: An Account of Recent Researches into the Function of Emotional Excitement. Appleton, New York 1915.
The James-Lange theory of emotion: A critical examination and an alternative theory. In: American Journal of Psychology, 39, 1927, S. 106–124.
The Wisdom of the Body. W. W. Norton, New York 1932.
Der Weg eines Forschers. Erlebnisse und Erfahrungen eines Mediziners, München 1945
DS Goldstein, IJ Kopin: Evolution of concepts of stress. In: Stress, 2007 Jun, 10(2), S. 109–120, PMID 17514579. Clinical Neurocardiology Section, National Institute of Neurological Disorders and Stroke, Bethesda MD 20892-1620
Jakob Tanner: "Weisheit des Körpers" und soziale Homöostase. Physiologie und das Konzept der Selbstregulation, in: Philipp Sarasin/Jakob Tanner (Hg.): Physiologie und industrielle Gesellschaft – Studien zur Verwissenschaftlichung des Körpers im 19. und 20. Jahrhundert Suhrkamp, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-518-28943-8, S. 129–169
Chandler McC. Brooks et al.: (Hg.): The Life and Contributions of Walter Bradford Cannon, 1871-1945, New York 1975
↑Barbara I. Tshisuaka: Cannon, Walter Bradford. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 229.
↑Paul Martini: Über das Wesen und die Behandlung des essentiellen Hochdrucks. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. 33–42 (O. Bollinger-Vorlesung, gehalten in München am 11. Dezember 1952), hier: S. 34.
↑Walter B. Cannon: Wut, Hunger, Angst und Schmerz: eine Physiologie der Emotionen. Aus d. Engl. übers. von Helmut Junker, hrsg. von Thure von Uexküll. Urban & Schwarzenberg, München / Berlin / Wien 1975, Erste engl. Ausgabe 1915