Walvis Bay hat knapp 103.000 Einwohner (Stand 2023; 62.096 Einwohner mit Stand 2011[1]) auf einer Fläche von 1121 Quadratkilometern.[2] Sie ist die drittgrößte Stadt des Landes und mit einer Einwohnerdichte von 91,6 Einwohnern pro km².
Das angenehm milde Küstenklima macht die Stadt und ihre Umgebung vor allem während der Monate Oktober bis März zu einem beliebten Ziel am Südatlantik, auch wenn die Wassertemperatur als Folge des aus der Antarktis kommenden kalten Benguela-Stroms kaum über 20 °C steigt.
Zwischen 1482 und 1489 erforschte der portugiesische Seefahrer Diogo Cão die Westküste Afrikas und segelte auch in die Walfischbucht. Wegen der reichen Wal- und Fischvorkommen fand die Bucht seit dem frühen 18. Jahrhundert bei europäischen und nordamerikanischen Fischern Interesse. Die Niederlande richteten im Januar 1793 einen Versorgungsposten auf dem Weg zur Kapkolonie ein. Aufgrund eines sich entwickelnden Handels mit den hier ansässigen Topnaar – eine Nama-Gesellschaft – wuchs der Ort nach 1850 zu einer größeren Siedlung. Am 12. März 1878 wurde die Walfischbucht mit einem umliegenden Landstreifen für die britische Krone durch Richard C. Dyer in Besitz genommen. Zum einen hatten sich dort britische Fischer und Guano-Händler der Pinguininseln einen Stützpunkt aufgebaut, zum anderen spielten strategische Überlegungen eine Rolle, den Seeweg nach Indien zu sichern. 1884 wurde das Umland der Bucht Schutzgebiet des Deutschen Reiches und Walvis Bay somit zur britischen Enklave. Noch 1889 landeten Soldaten der deutschen Schutztruppe unter Führung des Hauptmanns Curt von François in Walvis Bay, da der Sandwichhafen nicht zur Verfügung stand.
1910 wurde das Gebiet als Teil der Kapprovinz Bestandteil der neugegründeten Südafrikanischen Union. 1914/15 befand es sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs kurzzeitig unter deutscher Besatzung. Nachdem Deutsch-Südwestafrika 1919 als Völkerbund-Mandatsgebiet unter südafrikanische Verwaltung gestellt worden war, wurde der Ort 1922 per Beschluss des Kapstädter Parlaments administrativ dem Territorium Südwestafrika zugeordnet. 1931 erhielt Walvis Bay das Stadtrecht; erster Bürgermeister der Stadt wurde S. Blyth. Bis 1977 folgten ihm im Amt W.G. Neate, J.C. Harris, M.C. Botma und A. Prinsloo.[3] Ab Mitte der 1970er Jahre zeichnete sich ein Transitionsprozess ab, der langfristig zur Unabhängigkeit Namibias führen sollte; 1977 wurde das „Gebiet Walvis Bay“ direkt der Kapprovinz unterstellt, was de facto eine Annektierung des Gebietes durch die Republik Südafrika bedeutete. Entgegen einem Beschluss der UNO[4] hielt Südafrika jedoch auch nach der Unabhängigkeit Namibias 1990 Walvis Bay und die Pinguin-Inseln besetzt. Erst nach dem Ende der Apartheid wurden sie am 1. März 1994 übergeben.
Die namibische Marine hat Schiffe in Walvis Bay stationiert. Zudem startet/endet hier nördlich des Kuisebmund-Stadion der von Mosambik am Indischen Ozean kommende, den ganzen Kontinent durchkreuzende, Trans-Kalahari-Highway. Andere Straßen sind der Trans-Caprivi-Highway, die Nationalstraße B2 und die Hauptstraße C14. Seit wenigen Jahren sind bescheidene Anfänge von Tourismus festzustellen, veranlasst und gefördert durch die Nähe der Stadt Swakopmund und durch die von Walfischbucht aus angebotenen Touren in das Umland. Die Walfischbucht ist aufgrund des stetigen, verlässlichen Windes gut zum Wind- und Kitesurfen geeignet, was lediglich durch das relativ kalte Wasser des Benguelastroms eingeschränkt wird. Die große Sandbank in der Bucht ist darüber hinaus ein geeignetes Spezialrevier zum Hochgeschwindigkeitssegeln. Man kann sowohl Kurse über die 500-m-Distanz als auch über die Nautische Meile in Flachwasser bei ablandigem Wind legen. Deshalb wurden bereits einige Speedsurfing World Cups an der Sandbank der Walfischbucht ausgetragen und sogar vorübergehend Rekorde gebrochen, gerade auf die Nautische Meile.
Das Kreisgebiet von Walvis Bay ist 1.124 km² groß. Heute leben hier etwa 52.000 Menschen – jedoch mit großen Schwankungen, da die Fischindustrie nur saisonal Arbeit gibt. Der internationale Flughafen Walvis Bay wird derzeit aufwändig erweitert. Ziel der Entwicklung sind Nonstop-Frachtflüge nach Europa. Zurzeit bestehen tägliche Flugverbindungen mit Air Namibia nach Windhoek und via Lüderitz und Oranjemund nach Kapstadt und mit South African Airways nach Johannesburg und Kapstadt. Über die Bahnstrecke Kranzberg–Walvis Bay ist die Stadt an das namibische Schienennetz angebunden.
Bildungseinrichtungen
In Walvis Bay befinden sich mehrere Grundschulen sowie weiterführende Schulen.
Tertiäre Bildungseinrichtungen in Walvis Bay ist das Namibian Maritime and Fisheries Institute (Maritim- und Fischerei-Institut), das der Ausbildung von Ingenieuren und Kapitänen dient. Ferner unterhält die private, staatlich anerkannte International University of Management einen Campus in Walvis Bay.
Von Walvis Bay wird eine Reihe von Touren angeboten, teilweise kann man auch selbst zu den Zielen fahren. Dazu gehören:
Die Lagune; sie befindet sich am Südrand der Stadt, ist über 5000 Jahre alt und damit die älteste Namibias und ein international bekanntes Vogelschutzgebiet mit dem bedeutendsten Wattbereich im südlichen Afrika. Sie bietet bis zu 160.000 Vögeln Schutz und für über 200.000 Seeschwalben Nahrung bei ihren Zügen von und zu antarktischen Regionen. Lebensnotwendig ist die Lagune für etwa 70 % aller auf der Welt vorkommenden Fahlregenpfeifer (Charadrius pallidus). Über 80 % aller Flamingos im südlichen Afrika ernähren sich aus dieser Lagune. Mit einem Kajak kann man durch die Lagune paddeln.
Die Guano-Plattform Bird Island; sie liegt neun Kilometer nördlich von Walvis Bay im Meer. Es ist der einzige Ort in Namibia, an dem der Rosapelikan (Pelicanus onocrotalus) brütet. Außerdem ist die Plattform ein beliebter Sitzplatz für Weißbrustkormorane (Phalacrocorax lucidus) und Kronenscharben (Microcarbo coronatus).
Ausflüge mit Booten oder Allradfahrzeugen zu den Vogelkolonien der Sandwich Harbour, einer 10 km lange Lagune; auf der Fahrt dorthin kommt man vorbei an dem einst von portugiesischen Seefahrern gesetzten steinernen Kreuz (Padrão), das von der Anlandung und Inbesitznahme Portugals kündet. Es ist etwa 20 km südlich von Walvis Bay an einer kleinen Bucht zu finden.
Fahrt mit Allradfahrzeugen zum Delta des Kuiseb südlich der Lagune
Besuch der 80 km entfernten Wüstenforschungsstation Gobabeb am Kuiseb
Melinda Silverman: Between the Atlantic and the Namib. An Environmental History of Walvis Bay. Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG), Windhoek 2004.
Charles de Beer: Namibia Marine Life. @tidude Graphix, Swakopmund o. J.
Andreas Vogt: Nationale Denkmäler in Namibia. Gamsberg Macmillan, Windhoek 2006.