Die Wehratalbahn war eine 19,66 Kilometer lange Nebenbahn von Schopfheim nach Bad Säckingen. Sie folgte teilweise dem gleichnamigen Fluss Wehra. An der Strecke befand sich mit dem „Fahrnauer Tunnel“ (3,169 km) einer der damals längsten Eisenbahntunnel Deutschlands.
Die Wehratalbahn wurde als Strategische Bahn zur Umgehung der Schweiz bei Basel ausgeführt und war für die Verlegung eines zweiten Gleises vorbereitet.
Der Bahnhof Brennet (Wehratal) wurde zum 1. Februar 1924 aufgelassen.[1]
Stilllegung
Am 23. Mai 1971 wurde der Personenverkehr auf der Wehratalbahn eingestellt und damit auch die Bahnhöfe Hasel (Baden), Wehr (Baden), Öflingen und Brennet (Wehratal) geschlossen; 1977 wurde die Oberleitung demontiert.[3] Güterverkehr zwischen Bad Säckingen und Wehr (Baden) wurde noch bis zum 1. September 1990 durchgeführt. Zum 31. Dezember 1994 wurde die Strecke stillgelegt.[4]
Zunächst sollte die Trasse geschützt werden: Einerseits durch Verhindern einer Überbauung, andererseits durch den Denkmalschutz. So konnte die Wehra-Brücke unter Denkmalschutz gestellt und das Gleis im Fahrnauer Tunnel als Kulturdenkmal anerkannt werden. Derzeit wird die Reaktivierbarkeit des Fahrnauer Tunnels untersucht. Die Übernahme des Bauwerks durch die Stadt Schopfheim ist jedoch nicht beabsichtigt.[5]
Reaktivierung
Mit Beschluss auf der Gemeinderatssitzung vom 19. April 2005 hatte die Stadt Wehr (Baden) ein Gutachten in Auftrag gegeben, das zeigen sollte, ob eine Wiederinbetriebnahme möglich sei. Das vom Tübinger Nahverkehrsberater Ulrich Grosse erarbeitete Gutachten fiel positiv aus, allerdings sei ein Wiederaufbau relativ teuer und nur langfristig möglich. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangte eine technische Machbarkeitsstudie der Firma Pöyry Infra aus Lörrach.[6]
Ein im Sommer 2020 vorgestelltes, wiederum im Auftrag der Stadt Wehr vom Nahverkehrsberater Grosse erarbeitetes Gutachten sieht für eine Wiederinbetriebnahme ein Potenzial von täglich bis zu 12.000 Fahrgästen, auch durch ein Ringzugkonzept mit einer S-Bahn-Linie von Basel über Weil, Schopfheim, Wehr, Bad Säckingen und Rheinfelden. Wehr ist mit den weiteren Wehratalgemeinden, den Landkreisen und dem Regionalverband Hochrhein-Bodensee an der Wiedereröffnung interessiert für eine leistungsfähige Verkehrsverbindung zwischen Wiesen- und Hochrheintal sowie zwischen Lörrach, Wiesental und Bodensee. In dieser Studie werden Reaktivierungskosten von rund 100 Mio. Euro veranschlagt.[7] Am 23. Juli 2020 übergab diese Machbarkeitsstudie als Vertreterin der Hochrheinregion die baden-württembergische LandtagsabgeordneteSabine Hartmann-Müller (CDU) dem LandesverkehrsministerWinfried Hermann.[8]
Literatur
Peter-Michael Mihailescu, Matthias Michalke: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0413-6, S.117–121.
August von Würthenau (Bearbeiter): Denkschrift über die Erbauung der Bahnen im badischen Oberland : Leopoldshöhe – Lörrach, Schopfheim – Säckingen, Weizen – Immendingen zur Umgehung des Schweizergebiets, Karlsruhe 1890 Digitalisat
Julius Kraus: Die Wehratalbahn, eine strategische Umgehungsbahn. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1987, S. 156–172 Digitalisat der UB Freiburg
↑Einig im Ziel, die Trasse der Wehratalbahn zu sichern. Bürgermeister Christof Nitz, Beigeordneter Ruthard Hirschner und Wehrs Bürgermeister Michael Thater räumen Irritationen aus. In: Badische Zeitung. Badischer Verlag GmbH & Co. KG, 2. März 2013, abgerufen am 8. September 2013.