Die Westdeutsche Zeitung (WZ) ist eine regionale Abonnement-Zeitung. Sie wird seit 1887 herausgegeben. Ihr Leitsatz lautet „Westdeutsche Zeitung – unabhängig, kritisch, überparteilich“. Die Tageszeitung wird vom VerlagWestdeutsche Zeitung GmbH & Co. KG herausgegeben und hat ihren Hauptsitz in Wuppertal. Weitere Standorte sind Düsseldorf und Krefeld.
Ihr Verbreitungsgebiet liegt im Herzen Nordrhein-Westfalens, von Wuppertal über Düsseldorf und Krefeld bis zur niederländischen Grenze, dort leben rund vier Millionen Menschen. Hauptaugenmerk liegt auf der lokalen und regionalen Berichterstattung rund um das Verbreitungsgebiet.
Die verkaufte Auflage beträgt 38.154 Exemplare[2], welche sich auf drei Regionen bzw. acht Lokalausgaben verteilt, darunter u. a. Mettmann und Neuss. Die WZ hat rund 150 Mitarbeiter, davon sind ca. 70 in der Redaktion tätig. Der überregionale, redaktionelle Mantelteil wird seit April 2020 von den Westfälischen Nachrichten aus Münster bezogen und auch an das Solinger Tageblatt und den Remscheider General-Anzeiger geliefert. Es besteht ebenfalls eine Kooperation mit der Rheinischen Post, von der lokale Inhalte für die kleineren Randausgaben bezogen werden, die aber auch Inhalte von der WZ erhält.
In den vergangenen Jahren hat die Westdeutsche Zeitung erheblich an Auflage einbüßen müssen. Die verkaufte Auflage ist in den vergangenen 10 Jahren um durchschnittlich 8,1 % pro Jahr gesunken. Im vergangenen Jahr hat sie um 8,9 % abgenommen.[3] Sie beträgt gegenwärtig 38.154 Exemplare.[4] Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 89,9 Prozent. Die Reichweite beträgt 302.000 Leser pro Ausgabe (lt. Media-Analyse 2017).
Die WZ besitzt in Wuppertal eine Alleinstellungsposition mit einer verkauften Auflage von 20.363 Exemplaren[5]. In Krefeld ist sie mit 12.620 Exemplaren[6] verkaufter Auflage die größte Abonnement-Zeitung, in Düsseldorf (5171 Exemplare[7]) die zweitgrößte Abozeitung.
Geschichte
Vorgänger
1876 wurde der General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgegend gegründet und 1887 gab KommerzienratWilhelm Girardet die erste Ausgabe des General-Anzeigers für Elberfeld-Barmen heraus. 1903 übernahm er mit seinem Sohn Paul den seit 1876 erscheinenden General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgegend, den sie ab 1917 unter dem neuen Titel Düsseldorfer Nachrichten fortführten. Von 1905 bis 1909 wurde in Düsseldorf das Girardet-Verlagshaus auf einem Eckgrundstück an der Königsallee (heute Königsallee 27–31) nach Entwürfen von Hermann vom Endt erbaut.
Von 1934 an erschienen in Krefeld ein General-Anzeiger, der erstmals 1876 von Edmund Busch-du Fallois herausgegeben wurde, und die Crefelder Zeitung (mindestens seit 1855) sowie einige weitere lokale Zeitungen (die Niederrheinisches Echo, die Viersener Zeitung, die Linksrheinische Rundschau und Die Wacht) des Verlags C. Busch-du Fallois Söhne unter dem gemeinsamen Titel Westdeutsche Zeitung.[8]
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges stellten die Düsseldorfer Nachrichten ihr Erscheinen ein.
In der Nachkriegszeit
Seit 1947 verhandelte Wilhelm Elfes mit der britischen Militärverwaltung über die Herausgabe einer überparteilichen Tageszeitung. Im Juli 1948 konnte er mit dem Journalisten Heinrich Hermes den „Westdeutschen Zeitungsverlag“ gründen und die Westdeutsche Zeitung herausbringen. Als Lizenzzeitung kooperierte die WZ stark mit Altverlegern: Sie wurde nicht nur bei ihnen gedruckt und vertrieben, sondern auch von deren Redaktionen geschrieben. Die Altverlage traten als „General-Agenturen“ auf und umgingen so das Betätigungsverbot. Die Lokalausgaben betonten teilweise, dass es sich um neu lizenzierte Zeitungen handele, während sie andererseits bewusst an Vorkriegstraditionen anknüpften.[9]
Am 27. September 1949 erwarb der Altverleger Paul Girardet eine Minderheitsbeteiligung am Verlag der WZ, die Düsseldorfer Ausgabe erschien seitdem wieder als Düsseldorfer Nachrichten. Als im Oktober 1949 die Pressefreiheit wiederhergestellt wurde, gab die WZ alle Lokalausgaben, außer denen in Krefeld und Mönchengladbach, an die Altverlage zurück. So erschienen wieder der Kölner Stadt-Anzeiger bei M. DuMont Schauberg in Köln, der Bonner General-Anzeiger bei Neusser in Bonn, der Wuppertaler General-Anzeiger bei W. Girardet in Wuppertal und das Solinger Tageblatt bei Boll in Solingen. Hermes übernahm die Chefredaktion der Düsseldorfer Nachrichten von Elfes, der sich 1950 teilweise und 1951 ganz aus dem Verlag zurückzog.[9]
Die Westdeutsche Zeitung und Düsseldorfer Nachrichten schlossen sich zusammen, die in Krefeld und Mönchengladbach erscheinende Westdeutsche Zeitung übernahm politische Mantelseiten aus Düsseldorf. Lokal- und Anzeigenseiten wurden in Krefeld erstellt und auch der Druck der Zeitung erfolgte dort. 1970 wurde der Verlag C. Busch-du Fallois Söhne vom Verlag W. Girardet übernommen,[8] neuer Herausgeber wurde Michael Girardet. Seit 1973 erscheinen alle drei Zeitungen des Verlages unter dem gemeinsamen Obertitel Westdeutsche Zeitung. Während die für den Mantel zuständige Chefredaktion ihren Sitz im Girardethaus an der Königsallee in Düsseldorf hatte, saß die Verwaltung im 1963 errichteten Pressehaus in Wuppertal-Varresbeck, in dem sich auch die Rotationsdruckerei für die Gesamtausgabe und die Wuppertaler Lokalredaktion befand.
Ende 2009 arbeiteten rund 300 Journalisten für die Westdeutsche Zeitung, Ende 2012 sollten es nur noch knapp 200 sein. Innerhalb von zehn Jahren war die Auflage um über 36 Prozent gesunken.[10] Ende März 2014 wurde bekannt, dass die Anzahl der Redakteure nochmals auf 50 reduziert werden sollte. Die Inhalte für die bislang von der WZ erstellten Lokalausgaben für den Kreis Mettmann, den Niederrhein und Neuss werden seitdem von der Rheinischen Post bezogen.[11][12] Im Januar 2020 wurde bekannt, dass auch der Düsseldorfer Lokalteil von der RP geliefert und die dortige Lokalredaktion geschlossen werden soll.[13]
Im Jahr 2017 wurde das Pressehaus aufgegeben. Der Druck wurde in das Druckhaus der Rheinisch-Bergischen Druckerei in Düsseldorf-Heerdt verlagert, in dem auch die Rheinische Post produziert wird, die Redaktion (inklusive des Restes der zuvor in Düsseldorf angesiedelten Mantelredaktion) und Verwaltung bezogen eine Etage in einem neuen Bürogebäude an der Ohligsmühle in der Innenstadt von Wuppertal-Elberfeld.[14]
Gegenwart
Der Girardet-Verlag ist heute mit 6,7 % an der Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH, der Holding der Rheinischen Post, direkt beteiligt.[15] Obwohl beide Zeitungen im Bereich Düsseldorf Konkurrenten sind, kooperieren sie: Die Rheinische Post druckt die Westdeutsche Zeitung in der eigenen Rheinisch-Bergischen Druckerei,[16] außerdem organisiert die Rheinische Post die Verteilung und beide Zeitungen geben gemeinsame Anzeigenblätter heraus.[10]
Redaktion
Mit der Vereinigung der beiden Zeitungen Düsseldorfer Nachrichten/Westdeutsche Zeitung und General-Anzeiger/Westdeutsche Rundschau schuf der Verlag 1971 eine Zentralredaktion in Düsseldorf, zehn Mitarbeitende aus der Mantelredaktion des General-Anzeigers wechselten nach Düsseldorf. Die bisherigen Chefredakteure Hermann Eich (Düsseldorf) und Walter Seidlitz (Wuppertal) arbeiteten zunächst nebeneinander, auch andere Posten in der Redaktion waren doppelt besetzt. Zusätzlich gab es eine Sonderredaktion, die den Mantel für unabhängige Zeitungen anpassten, die ihn vorher vom General-Anzeiger bezogen hatten.[17]
Eich ging im März 1980 in den Ruhestand. Ihm folgten als Chefredakteure (ohne kommissarische Leitung)[18]
Michael Hartmann wurde abgelöst, nachdem es Ermittlungen gegen ihn im GWG-Skandal gab. Zwei Jahre später wurde das Verfahren gegen Geldbuße eingestellt, laut Staatsanwaltschaft soll sich Hartmann in den 1990er Jahren bei der GWG für den Kauf des Bremme-Geländes eingesetzt und dafür von seinem Auftraggeber 23.000 Euro erhalten haben, außerdem soll er der GWG versprochen haben, den Kauf mit positiven Berichten in der Westdeutschen Zeitung zu begleiten. Hartmann selbst wies die Vorwürfe stets zurück.[26]
Im November 2021 schloss sich die Zeitung dem RedaktionsNetzwerk Deutschland an, von dem sie insbesondere Politik- und Wirtschaftsinhalte aus dem Hauptstadtbüro des Netzwerks bezieht.[27]
Online und Digital
Seit 1999 veröffentlicht die Westdeutsche Zeitung Nachrichten im Internet. Neben dem Online-Portal wz.de existiert unter dem Schlagwort wznewsline auch ein Verbreitungskanal z. B. für Nutzer der Dienste Facebook und Twitter. Die digitale Berichterstattung umfasst lokale, regionale und überregionale Themen. Seit 1. Mai 2015 nutzt die Westdeutsche Zeitung das Paid-Content-System des Dienstleisters PaidTime. Seither müssen die Leser nach fünf Minuten am Tag für die darüber hinausgehende Nutzung bezahlen.[28]
Mit dem WZ-E-Paper, der elektronischen Ausgabe der gedruckten Tageszeitung, ist die Westdeutsche Zeitung seit 2012 in den App-Stores von Apple und Google vertreten. Zusammen mit dem Web E-Paper erzielen die Apps für Smartphones und Tablets eine verkaufte Auflage von 3.613 Stück.[29]
Verlagsbeteiligungen
Das Unternehmen ist unter anderem am Verlag des Düsseldorf-Express, der montags bis samstags erscheint und zusammen mit der WZ eine verkaufte Auflage von 43.124 Exemplaren[30] hat, an der Programmzeitschrift Prisma und diversen Hörfunksendern im Verbreitungsgebiet beteiligt. Zusammen mit dem Solinger Tageblatt und dem Remscheider General-Anzeiger wird der überregionale Teil publiziert und ein gemeinsamer Anzeigenteil unter Westdeutsche Zeitung plus angeboten. Zudem ist die WZ Partner und Mitglied der nationalen Vermarktungsallianz Score Media Group.
Medienprojekt Texthelden
Mit dem Medienprojekt „Texthelden“ spricht die Zeitung Schüler im Verbreitungsgebiet der WZ an. Teilnehmende Klassen erhalten vier beziehungsweise sechs Wochen lang die Tageszeitung in Klassenstärke in ihre Schule geliefert. „Texthelden“ hat das Ziel, den kompetenten Umgang mit Print- und Online-Medien zu stärken und die Lese- und Schreibfähigkeit von Schülern der Klassenstufen 3 bis 10 zu fördern. Zudem sollen sie lernen, sich in den verschiedenen Medien zu orientieren, Informationen zu recherchieren, die Sprache der Zeitungen zu verstehen, Nachrichten einzuordnen und sich auf dieser Basis eine eigene Meinung zu bilden.
Wurzel
Wurzel, ein Comic Strip über einen Hund der Rasse Basset, ist seit 1975 Teil der Westdeutschen Zeitung.[31] Er ist in allen sechs Ausgaben in der Woche präsent.
↑ abMartin Stadtler: Bergische Presse nach 1945 - Pressegeschichte des Bergischen Landes seit dem zweiten Weltkrieg. In: Verein Bergische Presse (Hrsg.): Bergische Presse nach 1945: Konzentration im Zeitungswesen - Herausforderung an den Lokaljournalismus. Seidelmeier, Wuppertal 1979, ISBN 3-8130-0018-4, S.43–47.
↑Anne Grages: Wurzel ist auch nur ein Mensch. Westdeutsche Zeitung, 5. Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. August 2018; abgerufen am 22. September 2021.