Willanzheim (Willanzheim)
Willanzheim ist der Hauptort des Marktes Willanzheim im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Geografische LageWillanzheim liegt im Norden der politischen Gemeinde. Weiter nördlich beginnt das Gebiet der Stadt Mainbernheim, mit dem der Ort über die Staatsstraße 2419 verbunden ist. Nordöstlich und östlich befindet sich die Stadt Iphofen, das Areal der Knaufwerke liegt Willanzheim am nächsten. In einiger Entfernung liegt im Osten Markt Einersheim, im Südosten Mönchsondheim, im Süden befindet sich der Willanzheimer Ortsteil Markt Herrnsheim. Südwestlich beginnt mit Tiefenstockheim die Gemeinde Seinsheim. Im äußersten Westen der Gemarkung stößt das Gebiet von Willanzheim an das der Gemeinde Marktsteft mit dem Ortsteil Michelfeld. Der Breitbach durchfließt von Osten her die Willanzheimer Gemarkung mit mehreren Mühlen, wobei die Domherrnmühle die letzte auf dem Gebiet von Iphofen ist. Zu Willanzheim gehören die Weidenmühle, die Zapfenmühle unmittelbar südlich der bebauten Fläche, die Brückenmühle und die Hagenmühle weiter bachabwärts. Alle Mühlen waren noch im 19. Jahrhundert eigene Ortsteile der Gemeinde. Dazu gehörten auch zwei Ziegeleien (Helm’sche und Rahner’sche Ziegelei).[2] Naturräumlich liegt Willanzheim in der Mainbernheimer Ebene des Steigerwaldvorlandes mit ihren flachwelligen Lettenkeuperhöhen. Im Ort haben sich mehrere Naturdenkmäler, vor allem bedeutende alte Bäume bzw. Baumgruppen erhalten. GeschichteDer Ortsname Willanzheim verweist auf eine Besiedelung durch die fränkischen Kolonisatoren zu Beginn des 6. Jahrhunderts. Das Präfix Willanz- geht wohl auf den fränkischen Vornamen Wieland zurück. Der Ort war also das Heim eines Wieland. Willanzheim unterschied sich früh von den Orten in seiner Umgebung, weil hier ein fränkisch-königlicher Fronhof oder sogar ein Königshof angesiedelt wurde. Erstmals erwähnt wurde der Ort als Uueolendishaim im Jahr 741, als die Karolinger das neugegründete Bistum Würzburg mit mehreren Kirchen ausstatteten.[3] Mit einer Schenkung durch den Ortsadeligen Gerung von Wielandesheim an das Domstift Würzburg im Jahr 1137 wird das Dorf neuerlich in den Quellen fassbar. Damals gelangte die örtliche Burg an Würzburg, das die Schenkung wiederum als Lehen an kleinere Adelsgeschlechter übergab. So gelangten auch die Grafen zu Castell 1315 an die Vogtei über das Dorf. Sie vergaben allerdings ebenfalls Lehen, sodass die Grundherrschaft in Willanzheim bald stark zersplittert war.[4] Unter Kaiser Karl IV., der einen Landweg zwischen seinen Besitzungen in Böhmen und Luxemburg schaffen wollte, spaltete sich die Dorfherrschaft im 14. Jahrhundert noch weiter. Insgesamt sind zu dieser Zeit zwei befestigte Anlagen um den Ort auszumachen (Turmhügel und Burgstall Willanzheim). Im 15. Jahrhundert besaßen die Ritter von Heidingsfeld, die Fuchsen von Dornheim und die Wenkheim Lehengüter vor Ort. Schließlich gelang es den Wenkheim den Großteil der Lehen auf sich zu vereinen, man gab einen Adelssitz wieder auf.[5] Erst 1628 konnte das mächtige Hochstift Würzburg die Vogtei und Dorfherrschaft über Willanzheim erwerben. Bis zur Säkularisation unterstanden die Bewohner nun dem Fürstbischof von Würzburg. Anschließend wurde der Ort Teil des Kurfürstentums, später des Königreichs Bayern. In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs wurde das Dorf von amerikanischen Truppen bombardiert und die Kirche weitgehend zerstört. Seit 1978 ist Willanzheim der Hauptort der Marktgemeinde Willanzheim. Kultur und SehenswürdigkeitenBoden- und BaudenkmälerAls Bodendenkmal wird die sogenannte „Pfaffenburg“ in der Nähe von Willanzheim geführt. Es handelt sich um eine latènezeitliche Viereckschanze, die der örtlichen Bevölkerung in vorgeschichtlicher Zeit einen Rückzugsort bot. Die Seitenlänge der Anlage beträgt 110 m. Die Wälle sind 5 m breit. Mehrere Baudenkmäler haben sich in Willanzheim erhalten. Den Mittelpunkt des Ortes bildet noch heute die Martinskirche, die bereits im 8. Jahrhundert zur Grundausstattung des Bistums Würzburg gehörte. Besonders prägnant ist das achteckige Turmobergeschoss und die Welsche Haube mit Laterne. Im Inneren prägen moderne Erneuerungen nach dem Zweiten Weltkrieg und seinen Zerstörungen das Gotteshaus. Ältestes Stück der Ausstattung ist die Kanzel aus der Zeit um 1800. Um die Kirche besteht noch heute eine gut erhaltene Kirchenburg. Bereits seit 1303 schützte eine Ummauerung mit Gadenhäuschen das Gotteshaus und bot auch der Gemeinde in Notzeiten Schutz. Man betritt heute die Kirchenburg über einen Durchgang an der sogenannten Rathausgade, in der die Gemeindeverwaltung von Willanzheim untergebracht ist. Eindrucksvoll sind auch die Mauern, die im Süden teilweise noch mit den typischen Schlitzfenstern ausgestattet sind. Aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen zwei Feldkapellen, die an den Ortsrändern von Willanzheim errichtet wurden. Daneben haben sich mehrere Bildstöcke und andere Kleindenkmäler erhalten, die von der Volksfrömmigkeit vergangener Jahrhunderte zeugen und typisch für ein katholisches, fränkisches Dorf sind. Besonders eindrucksvoll ist ein Bildstock aus dem Jahr 1501, der in der Nähe der Zapfenmühle aufgestellt wurde. SagenEinige Sagen haben das sogenannte Greutholz zwischen Iphofen und Willanzheim zum Thema. Man erzählte sich, dass dort ein verwunschener Mann umgehe, der laut „hu hu“ rufen soll. Ebenso soll dort eine Frau gesehen worden sein, die ihre weiße Wäsche schüttelte und an einem Baum aufhängte. Während der Adventszeit und um Ostern wurde man auch im Wald oft in die Irre geführt und kam erst am nächsten Morgen wieder nach Willanzheim zurück. Eine Kitzinger Metzgersfrau soll nach ihrem Tod in den Wald verbannt worden sein. Sie hatte beim Fleischabwiegen ihren Daumen auf die Waage gelegt, weshalb sie noch als Verwunschene immer wieder rief: „Drei Viertel und a Damma it a a Pfund!“ Außerdem vermutete man im Wald ein altes Kloster, welches im Hunnenkrieg zerstört worden sein soll. Wahrscheinlich spielt diese Sage auf ein altes Schanzwerk an, das dort verortet wird.[6] WeinbauWillanzheim ist heute Weinbauort im Anbaugebiet Franken. Allerdings besitzt die Lage um das Dorf keinen eigenen Namen. Willanzheim ist Teil des Bereichs Weinparadies, bis 2017 waren die Winzer im Bereich Steigerwald zusammengefasst. Die Gipskeuperböden um Willanzheim eignen sich ebenso für den Anbau von Wein, wie die Lage in der Maingauklimazone, die zu den wärmsten Deutschlands gehört. Bereits seit dem Frühmittelalter betreiben die Menschen um Willanzheim Weinbau. Die fränkischen Siedler brachten wohl im 7. Jahrhundert die Rebe mit an den Main. Der Weinbau erlebte nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Niedergang. Vor allem klimatisch weniger begünstige Lagen gab man vollständig auf. Zusätzlich erschwerte das Aufkommen von Schädlingen wie der Reblaus den Anbau. Konsolidieren konnte sich die Weinbauregion Franken erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Einsatz von Düngern und verbesserte Anbaumethoden hatten dazu ebenso beigetragen wie die Organisation in Genossenschaften und die Flurbereinigung der 1970er Jahre.[7] Erst seit den 2000er Jahren wird in Willanzheim wieder in begrenztem Umfang Weinbau betrieben.
Persönlichkeiten
Literatur
WeblinksCommons: Willanzheim (Willanzheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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