Hans Franz Wolf Beneckendorff ist bürgerlicher Herkunft, steht in keinem Kontext mit der gleichnamigen Adelsfamilie,[2] und wurde geboren als Sohn des Kaufmanns Johann Karl Ulrich Beneckendorff und seiner Ehefrau Julie Klara geb. Stubbe.[3][4][5][6][7]
Beneckendorff wurde Schauspieler und debütierte 1909. Er absolvierte ein Studium an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin. 1910 führte er seinen Geburtsnamen als Künstlername und war am Märkischen Wander-Theater in Berlin, welches als Wanderbühne agierte.[8] Beneckendorff war in den Zwanziger Jahren ein bekannter Darsteller auf Berliner Bühnen, spielte aber auch in Hamburg, Köln, München und Düsseldorf. Dort stellte er, wie auch in einigen Filmen, prädestiniert durch Erziehung und Aussehen, vorwiegend den Typus des Aristokraten dar. Während der Endphase des Zweiten Weltkrieges gastierte er längere Zeit in der Schweiz.
Bei seiner Rückkehr nach Berlin ging er an das Theater am Schiffbauerdamm, wo er von Bertolt Brecht ins Berliner Ensemble übernommen wurde. Der Bühnenschauspieler Beneckendorff wurde durch filmische Inszenierungen, wie zum Beispiel des Stückes Mutter Courage und ihre Kinder, auch dem Kinopublikum bekannt. Daneben wirkte Beneckendorff in Hörspielproduktionen mit und trat seit 1953 meist im Fach des komischen Alten oder des Adligen in Nebenrollen in zahlreichen DEFA-Filmen und in Produktionen des DDR-Fernsehens auf. 1956 ist sein bürgerlicher Geburtsname als Künstler nachgewiesen. Im Juni 1959 feierte er sein 50-jähriges Bühnenjubiläum.
In der Absicht, ihn auszurauben, schlugen vier 19- bis 22-jährige Männer Beneckendorff am 27. Januar 1960 in seiner Wohnung in Berlin-Adlershof nieder. Dabei erstickte er an seiner zerbrochenen Zahnprothese.[9] Die Täter wurden am 28. April 1960 zu je 13 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Ein Nachruf findet sich im Deutschen Bühnenjahrbuch von 1961, in dem er als Wolf Beneckendorff, Spielleiter und Schauspieler geführt wird.[12][13] Der Filmhistoriker Günter Peter Straschek verfügte über eine zehnseitige Beneckendorff-Sammlung.
1957: Walter Karl Schweickert/Gerhard Rentzsch: Der Weihnachtsmann lebt hinterm Mond (Leiter der Zentrale „Spielwaren“) – Regie: Herwart Grosse (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
1958: Henrik Ibsen: Stützen der Gesellschaft (Hilmar Tönnesen) – Regie: Herwart Grosse (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
Literatur
Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners Biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel. Oper. Film. Rundfunk. Deutschland–Österreich–Schweiz, Druck Thormann & Goetsch, de Gruyter, Berlin 1956. Reprint-Ausgabe (Online-Ressource), de Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-166783-6, S. 43.
Wolf (von) Beneckendorff. In: F.-B. Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7, S. 23.
Paul S. Ulrich: Theater, Tanz und Musik im Deutschen Bühnenjahrbuch, Teil: Band 1, Berlin-Verlag Spitz, Berlin 1985, ISBN 3-87061-266-5, S. 94.
↑Fehlerhaft: Thomas Blubacher formulierte 2005 nicht korrekt: „eigentlich Wolfram von Beneckendorff und von Hindenburg. Neffe des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg“.
↑Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): 1910. Neuer Theater-Almanach. Theatergeschichtliches Jahr-und Adressen-Buch, 21. Jahrgang, F. A. Günther & Sohn AG, Berlin 1910, S. 521.
↑Raubüberfall gesühnt. In: Hamburger Abendblatt. 29. April 1960, abgerufen am 7. Juni 2023 (Die Darstellung folgt der damaligen Berichterstattung im Hamburger Abendblatt).
↑Alfred Etzold, Wolfgang Türk: Der Dorotheenstädtische Friedhof. Die Begräbnisstätten an der Berliner Chausseestrasse, 2. Auflage, Ch. Links Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-86153-261-1, S. 38.
↑Jens Gerlach: Dorotheenstädtische Monologe. Aufbau Verlag, Berlin 1972, S. 11/12.
↑Deutsches Bühnen Jahrbuch 1961, 69. Jahrgang, Hrsg. Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehörigen, Selbstverlag, Hamburg 1961, S. 83., S. 91.
↑Vgl. Anm. 70, In: Gottfried Lorenz: Töv, di schiet ik an. Beiträge zur Hamburger Schwulengeschichte, In: Gender-Diskussion; Band 20, LIT, Münster/Berlin 2013, ISBN 978-3-643-12173-8, S. 510.