Abzeichen (Pferd)Als Abzeichen bezeichnet man bei Pferden unveränderliche und angeborene Identifizierungsmerkmale. Man unterscheidet dabei zwischen den Fellwirbeln, Weißen Abzeichen und farbigen Abzeichen. Alle angeborenen Abzeichen sind so individuell, dass sie zur Identifizierung herangezogen werden (wie der Fingerabdruck beim Menschen). Sie werden vom Tierarzt in die Abstammungspapiere eingetragen. Erworbene Abzeichen, wie Brandzeichen oder Narben von Verletzungen können zusätzlich aufgenommen werden. Hat ein Pferd keinerlei weiße Abzeichen, so wird in den Identifikationspapieren „ohne Abzeichen“ eingetragen. Diese Tiere können dann nur über Fellwirbel und nicht angeborene Zeichen identifiziert werden. Weiße AbzeichenAussehenAbzeichen am KopfKleine weiße Abzeichen auf der Stirn nennt man je nach Größe und Form unterschiedlich.
Abzeichen, die sich von der Stirn bis zum Maul ziehen, werden als Blesse bezeichnet.
Schmale Blesse, Breite Blesse und Strich können durchgehend und unterbrochen sein. Alle Formen können in symmetrischer, aber auch in sehr unregelmäßiger Form auftreten.
Abzeichen können auch kombiniert auftreten, zum Beispiel als Flocke gemeinsam mit einer Schnippe.
Abzeichen an den GliedmaßenDie Bezeichnung gibt stets zunächst den Ort beginnend mit der Seite an, beispielsweise „links vorne“ und benennt dann das Abzeichen. Es zählt immer der höchste Punkt, der vom weißen Abzeichen erreicht wird. Ist der Verlauf nicht einheitlich, spricht man von unregelmäßig. Die Unterteilung erfolgt nach Gliedmaßenabschnitten (aufsteigende Liste):
Einfluss der Fellfärbung auf AbzeichenBei Schimmeln sind die Abzeichen bei jungen Tieren, die noch dunkel sind, noch gut zu erkennen. Im Laufe des Lebens wird das Fell jedoch weiß und nur noch an der Haut kann man die Abzeichen als rosa Flecken auf schwarzem Grund sehen, während das Fell überall weiß ist. Wenn ein Pferd durch Farbaufhellungen des Albinismusspektrums fast weiß ist, also fast kein Farbstoff (Melanin) produziert werden kann, wird der Mechanismus, der zur Entstehung von Abzeichen und Scheckungen führt, dadurch nicht beeinflusst. Das heißt, auch Weißisabellen können Abzeichen haben, diese sind aber kaum zu erkennen, weil die Pferde fast weiß sind. Die Häufigkeit und Größe von Abzeichen hängt auch mit der zugrunde liegenden Farbe zusammen: Füchse haben häufig größere Abzeichen als Braune, die heterozygot für das Fuchsgen sind und diese haben wiederum meist größere Abzeichen als Braune, die kein Fuchsgen besitzen.[1][2] Schimmel und Rappen haben seltener Abzeichen. GenetikWeiße Abzeichen gehören dem leuzistischen Formenkreis an und entstehen ähnlich wie Scheckungsmuster. Tatsächlich äußern sich Scheckungsmuster bei Pferden, wenn sie minimal ausgeprägt sind, manchmal nur in großen Abzeichen. Es gibt aber neben den Scheck-Genen auch mehrere weitere Gene, die ausschließlich Abzeichen hervorrufen können. Die Variationsbreite der Abzeichengröße hängt zu etwa 2/3 von genetischen Faktoren ab und zu etwa 1/3 von anderen Faktoren.[1][3][4][5] Araber haben durchschnittlich hinten stärker ausgeprägte Abzeichen an den Beinen als vorne und links mehr Abzeichen als rechts. Beides ist durch Zucht beeinflussbar, jedoch die Asymmetrie zwischen Vorder- und Hinterbein stärker als die zwischen rechtem und linken Bein.[5] Das Gen für weiße Abzeichen der Freiberger befindet sich am Kit-Locus.[2] RassenBei manchen Pferderassen, wie zum Beispiel den Friesen, sind Abzeichen aufgrund des Zuchtstandards nicht erlaubt. Die Abzeichen an den Beinen können sich auch auf die Hufe erstrecken, was dann zu weißen Hufen führt. WildfarbigkeitsabzeichenAalstrich, Schulterkreuz und ZebrastreifenEs gibt auch Abzeichen, die nicht weiß sind, beispielsweise einen Aalstrich. Das ist ein von der Mähne bis zum Schweif über der Wirbelsäule verlaufender dunklerer Strich. Ist der Aalstrich sehr ausgeprägt, kann er über dem Widerrist von einem zweiten dunklen Streifen gekreuzt werden. Dies wird Schulterkreuz genannt. Oft treten in Kombination mit einem Aalstrich auch Zebrastreifen auf. Diese waagerechten Streifen befinden sich auf dem Unterarm zwischen Karpal- und Ellenbogengelenk. Sie sind wie der Aalstrich dunkler als das übrige Fell. Zusammengefasst nennt man diese drei Abzeichen Wildfarbigkeitsabzeichen. Sie sind mit der Farbe des Falben verbunden. Die Wildfarbigkeitsabzeichen kommen bei vielen Hauspferderassen und bei Wildpferden vor.[6] Die Wildfarbigkeitsabzeichen sind ein Rest der für Zebras typischen Streifung.[6] Bei vielen Arten der Gattung Pferde (Equus) kommen unterschiedlich stark ausgeprägte Streifen vor. Bei Zebras ist der gesamte Körper gestreift. Das Streifenmuster setzt sich aus dem Aalstrich, dem Schulterkreuz und weiteren senkrechten Streifen an Hals und Rumpf, waagerechten Streifen an den Beinen und Längsstreifen am Kopf zusammen. Bei anderen Arten ist diese Streifung mehr oder weniger zurückgebildet, ähnelt aber in ihrem Verlauf der Streifung der Zebras. So ist beim Hausesel von den senkrechten Streifen nur noch das Schulterkreuz erhalten, das aber oft sehr klar ausgeprägt. Außerdem haben sie einen Aalstrich. Die Beine tragen keine oder wenige Streifen. Beim Afrikanischen Esel fehlt zwar das Schulterkreuz, dafür sind die Beine sehr deutlich schwarz-weiß gestreift.[6] Bei Haus- und Wildpferden ist die Streifung stärker zurückgebildet als bei anderen Equiden. Fast immer zu erkennen ist der Aalstrich. Zebrastreifen an den Beinen sind das nächsthäufige Element. Noch seltener sieht man Reste des Schulterkreuzes und senkrechte Flecken an Hals und Rumpf. Nur in Ausnahmefällen sieht man auch am Kopf noch Reste der Gesichtzeichnung der Zebras. Die vorhandenen Streifen entsprechen jedoch in Richtung und Lage denen des Zebras.[6]
Dunkle Gesichtsmaske
Bei Falben tritt manchmal eine dunkle Gesichtsmaske auf. Sie ist auch typisch für den Konik. MehlmaulDas Mehlmaul kommt oft bei Pony- und Pferderassen, die dem Wildpferd noch recht nahestehen und durch eine Steuerung der Melaninsynthese hervorgerufen wird. Sie erkennt man an der schwarzen Haut an der Nase und daran, dass bei dem Pferd gleichzeitig der Bauch und die Innenseiten der Beine aufgehellt sind. Dem Mehlmaul ähnlich sind weiße Gesichtsabzeichen, die durch Leuzismus hervorgerufen werden und mit rosa Haut verbunden sind. Weitere AbzeichenKupfermaulDas Maul ist bei Schwarzbraunen von schwarz oder dunkelbraun zu braun oder hellbraun aufgehellt. Ein Pferd mit Kupfermaul ist genetisch ein Brauner.
Dunkle Flecken: Bend Or SpotsBend Or Spots, auch Mandelflecken oder Fliegenflecken genannt, sind kleine, runde, dunkle Flecken. Benannt sind sie nach einem Englischen Vollblüter namens Bend Or, bei dem diese Punkte erstmals beschrieben wurden. Sie treten häufig auf, vor allem bei Füchsen und Palominos. Die Vererbung ist bisher völlig unbekannt. Helle Flecken: Birdcatcher spotsAuch diese Flecken sind nach dem 1833 geborenen Englischen Vollblüter Irish Birdcatcher benannt. Die Sprenkelflecken sind klein, rund und weiß und treten zufällig verteilt auf. Typischerweise treten sie erst im Verlauf des Lebens in Erscheinung. Da diese Flecken auch bei Birdcatchers Nachkommen beobachtet wurden, wird eine Vererbung angenommen, der Erbgang und die beteiligten Gene sind allerdings unbekannt.[7] Chubari spots
Sobald die Birdcatcher spots im Durchmesser größer als etwa 3–4 cm sind, werden sie Chubari spots genannt. Auch hier ist nichts zur Vererbung bekannt. Ihren Namen bekamen die Flecken vom englischen Vollblüter Chubari. Tetrarch spotsTetrarch spots sind weiße Flecken, die größer als Chubari spots sind. Benannt sind sie nach The Tetrarch (Englischer Vollblüter). BloodmarkEin Bloodmark, auch bloody shoulder genannt, ist ein Bereich aus roten oder braunen Stichelhaaren im hellen Fell, meist an der Schulter oder dem Hals. Es tritt bei Schimmeln auf, insbesondere bei Arabischen Vollblütern, aber auch bei Quarter Horses und Englischen Vollblütern. Es entsteht entweder durch das nicht vollständige Ausschimmeln an der Stelle des späteren Bloodmarks oder durch die allmähliche Anhäufung farbiger Haare bei jedem Fellwechsel eines Schimmels. Reverse BloodmarkEin Reverse Bloodmark ist die umgekehrte Zeichnung des Bloodmark, also eine helle, stichelhaarige Stelle im dunklen Fell. Reverse Blaze und Medicine Hat
Wenn ein Schecke in weiten Bereichen seinen Körpers weiß ist, bleiben manchmal kleine dunkle Fellbereiche zurück, die wie umgedrehte Abzeichen wirken. Als Medicine Hat (wörtlich übersetzt: Medizinhut) wird es bezeichnet, wenn nur die Ohren und ein kleiner Bereich um sie herum dunkel bleibt. Reverse Blaze (wörtlich: umgedrehte Blesse) wird ein dunkles Abzeichen genannt, das so geformt ist wie eine Blesse oder Laterne. Siehe auchWeblinksCommons: Horse markings – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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