Der Kernort Allmendingen liegt an der Schmiech in einem ursprünglich von der Urdonau ausgewaschenen Tal, welches das östlich gelegene Hochsträß vom Rest der Schwäbischen Alb trennt. Der höchste Punkt auf den Lutherischen Bergen (Ennahofen) liegt 750 m ü. NN.
Nachbargemeinden
Die Gemeinde grenzt im Norden an die Stadt Schelklingen, im Osten an Altheim, im Süden und Westen an die Stadt Ehingen. Die Exklave Niederhofen grenzt im Norden und Osten an die Stadt Erbach, im Süden an Oberdischingen und Öpfingen an.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Allmendingen besteht aus den Teilorten Allmendingen (3513 Einwohner am 31. Dezember 2021), Ennahofen (275 Einwohner), Grötzingen (267 Einwohner), Niederhofen (388 Einwohner) und Weilersteußlingen (236 Einwohner).[2] Zum Teilort Allmendingen gehören die Ortsteile Großallmendingen, Kleinallmendingen und Schwenksweiler, der Weiler Hausen ob Allmendingen sowie das Gehöft Siegentalhof. Zu den Teilorten Ennahofen und Grötzingen gehören jeweils nur die gleichnamigen Dörfer. Zum Teilort Niederhofen gehören die Weiler Niederhofen, Pfraunstetten und Schwörzkirch sowie das Gehöft Ziegelei. Dieser Teilort bildet eine Exklave, da zwischen seiner Fläche und dem restlichen Allmendinger Gemeindegebiet ein zur Stadt Ehingen gehörender Streifen liegt. Zum Teilort Weilersteußlingen gehören das Dorf Weilersteußlingen und der Weiler Ermelau.
Im Gemeindegebiet liegen mehrere abgegangene, heute nicht mehr bestehende Ortschaften. Im Ortsteil Allmendingen nördlich von Hausen liegt die Wüstung Augsdorf. Ebenso wird auf dem Waffensberg eine abgegangene Burg vermutet. Im Ortsteil Grötzingen liegen die Wüstungen Hohenbuch, das 1152 als Hohonbuach erstmals genannt wird, und Kaltinwil, das um 1200 als Caltiwil erstmals erwähnt wird. Hohenbuch wird im 13. Jahrhundert und Kaltinwil im 14. Jahrhundert nicht mehr erwähnt.[3]
Das Gebiet gehörte im Hochmittelalter zum Herzogtum Schwaben und war Teil der Swerzenhuntare. 961 wurde der Ort als Alamuntinga genannt. Ein Adel vor Ort in Allmendingen wurde für das 12. und 13. Jahrhundert erwähnt. Östlich am Häusleberg (bzw. Heilenberg) befand sich die Burg Allmendingen. 1343 ging Allmendingen von den Grafen von Berg an die schwäbischen Vorlande der Habsburger über, die es als Lehensherren an verschiedene Adelshäuser verliehen.
Neuzeit
Seit 1520 gehörte Allmendingen ins kaiserliche Lehen der Familie Renner, die 1593 ihre Anteile an die Stadt Ehingen verkauften, die dafür garantierte, dass Allmendingen katholisch blieb. Ehingen verkaufte noch im selben Jahr das Lehen der Familie Renner an Hans Walter von Freyberg zu Altheim. Somit bestimmte seither eine Linie des Geschlechts derer von Freyberg-Eisenberg die Geschicke Allmendingens. Auf die Zeit der Herrschaft der Freiherren von Freyberg-Eisenberg gehen auch die beiden Schlösser am Ort zurück.
Allmendingen ist von jeher katholisch geprägt. Die Gemeinden Mariä Himmelfahrt in Allmendingen und St. Stephanus in Schwörzkirch gehören zum Dekanat Ehingen-Ulm der Diözese Rottenburg-Stuttgart. 2018 ernannte der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst Allmendingen zum Sitz der neu gegründeten polnisch-muttersprachlichen Kirchengemeinde Jesus Christus Guter Hirte. Deren Einzugsgebiet umfasst die Stadt Ulm, den Alb-Donau-Kreis und den Kreis Biberach mit etwa 3.000 polnischen Katholiken.
1963 entstand durch zugezogene evangelische Bewohner auch in Allmendingen eine eigene evangelische Kirchengemeinde, der zudem die evangelischen Bewohner in Großallmendingen, Kleinallmendingen, Niederhofen, Pfraunstetten, Schwörzkirch sowie Altheim angehören.
Katholische Pfarrer in Groß-Allmendingen
Eine Pfarrei in Allmendingen wird erstmals im Liber decimationis 1275 genannt, ohne zu sagen, ob es sich um die Pfarrei von Groß- oder Klein-Allmendingen oder um beide Pfarreien handelte. Später hatten beide Ortsteile jeweils eine eigene Pfarrei bis zum Jahre 1818, als die Pfarrei Klein-Allmendingen aufgelöst und als Kaplanei der Pfarrei Groß-Allmendingen angegliedert wurde. Folgende Liste enthält die Geistlichen von Groß-Allmendingen:[8]
1275 sein Rektor ist Scholar und residiert nicht
1471 Konrad Sailer († 1471)
1471 Johann Eger (Ehingen)
1488 Johann Veser (Ehingen)
1497 Johann Neser, Leutpriester
1575 NN Huber, Pfarrer
1663–1676 Johann Gall, Pfarrer
1676–1682 Georg Volz
1682–1687 Johann Schneller, Pfarrer
1687–1693 Johann Gall, Pfarrer
1693–1703 Johann Michael Dochtermann
1701–1713 Christoph Leichtle
1712–1748 Johann Max Stöcker (Ehingen) (* 1678)
1748–1759 Jakob Rauch (Ehingen) (* 1719)
1759–1781 Johann Jakob Moriz Birkle (Rottenburg) (* 1721)
1781–1799 Anton Hummel (Ehingen) (* 1745)
1799–1820 Johann Evangelist Koch (Ehingen) (* 1768, † 1833)
1820–1823 Peter Paul Letzgus (Rottenburg) (* 1786, † 1858)
1823–1832 Johann Nepomuk Meyer (Günzburg, Bayern) (* 1766, † 1842)
1833–1839 Franz Xaver Baumann (Ellwangen), Schulinspektor (* 1801, † 1879)
Der Gemeinderat besteht aus den ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Gemeinderat in Allmendingen hat 19 Mitglieder. Zusätzlich ist der Bürgermeister im Gemeinderat stimmberechtigt.
Schultheißen bis 1930, Bürgermeister seit 1930[11][12]
1806–1818 Johannes Sontheimer
1818–1827 Alois Marquart
1827–1847 Xaver Sontheimer
1847–1866 Thomas Freudenreich
1866–1883 Philipp Pfinder
1883–1900 Gustav Pfinder
1900–1933 Philipp Pfinder
Mai 1933–Febr. 1934 Karl Köpf
Febr. 1934–Dez. 1934 Karl Schilling
Jan. 1935–Sept. 1942 Eugen Pfitzer
Okt. 1942–April 1945 Eduard Kneer
April 1945 Paul Fensterle
Nov. 1945–März 1957 Paul Pfinder
1. April 1958–nach Juni 1961 Karl Spitzmüller
1994-April 2018 Robert Rewitz
Derzeit ist Florian Teichmann Bürgermeister.
Wappen
Blasonierung: „In Silber unter blauen Schildhaupt, darin drei goldene Kugeln (Laibe), ein schwarzes, rotbezungtes, steigendes Pferd.“
Das Wappen vereint Elemente der Wappen der Herren von Freyberg (Kugeln), deren Geschichte eng mit der Allmendingens verbunden ist, und der briefadeligen Familie Renner (steigendes Ross), die in Allmendingen ebenfalls Besitztümer hatte.
Größter Arbeitgeber ist der Automobilzulieferer Burgmaier. Weitere Unternehmen sind der Formenhersteller Rampf, nach eigenen Angaben Weltmarktführer seiner Branche, der Allgaier Agrarhandel sowie das Zementwerk Schwenk, das auch optisch das Ortsbild prägt.
Freizeit- und Sportanlagen
Allmendingen besaß als erste Gemeinde der Umgebung, noch vor der Stadt Ehingen, ein Freibad. Zudem gibt es einen Tennisplatz, eine Turn- und Sporthalle und das Fußballstadion des TSV Allmendingen.
Entwicklung des Gemeindegebiets
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1974 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Ennahofen, Grötzingen, Niederhofen und Weilersteußlingen eingemeindet.[13]
Ortskernsanierung
Die Gemeinde Allmendingen führt seit dem Jahr 2000 eine Sanierung ihres Ortskerns durch.
Neben öffentlichen werden auch private Maßnahmen gefördert. Innerhalb des Sanierungsabschnitts I wurde das Alte Schulhaus, erbaut 1885, zu einem Bürgerhaus umgebaut. Das Land Baden-Württemberg stellte für den ersten Sanierungsabschnitt insgesamt Zuwendungen in Höhe von 1,68 Millionen Euro zur Verfügung. Das entspricht einer Förderung von 60 % aus zuschussfähigen Gesamtkosten von 2,8 Millionen Euro. Mit diesen Mitteln wurden öffentliche und private Maßnahmen städtebauliche Mängel und Missstände behoben und die Lebens-, Arbeits- und Wohnbedingungen in der Ortsmitte verbessert.
Folgende öffentliche Bauabschnitte wurden realisiert:
Nördliche Hauptstraße (2001/2002)
Kirchplatz (2003)
Südliche Hauptstraße (2004)
Gestaltung des Rathausplatzes (2006)
Gemeindemarketing
Seit 1998 gibt es in Allmendingen einen Arbeitskreis Gemeindemarketing, einen Zusammenschluss engagierter und interessierter Bürger aus der Gemeinde. Gemeindemarketing möchte eine Brücke sein zwischen Gemeindeverwaltung, Handel- und Gewerbe, örtlichen Vereinen und Bürgern.
Schloss der Freiherren von Freyberg, 16. Jahrhundert. Seit vielen hundert Jahren sind die Freiherren von Freyberg-Eisenberg in Allmendingen ansässig und spielen eine wichtige Rolle in der Heimatgeschichte Allmendingens. Für Oberschwaben und das Allgäu übernahmen die von Freyberg den Kesslerschutz, die Gerichtsbarkeit über das fahrende Volk. Das Alte Schloss, ein Wasserschloss mit zwei Ecktürmen und einer Zugbrücke, stammt aus der Zeit um 1593. Das Neue Schloss, das jenseits der Kleinen Schmiech steht und mit dem Alten Schloss durch einen Gang verbunden ist, wurde 1782 gebaut. Die Dreiflügelanlage mit zweistöckigem Mittelbau unter Mansardendach und Flügelbauten in Arkadenform steht surück gebaut im Parkinnern. An den Nordflügel angebaut ist die Kapelle mit Epitaph, außerdem Wirtschaftsbauteh wie das Jägerhaus zur Hauptstraße, das Gärtnerhaus im Park, die Scheune und die Mühle, die heute als Schlossgaststätte mit Freiterrasse dient. Der Park hinter dem Schloss wurde erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts geschaffen. Durch ihn fließt die Kleine Schmiech. Die von einer Mauer umgebene Anlage an der Hauptstraße in Großallmendingen wird von der Familie von Freyberg bewohnt. In der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist ein Totenschild und eine wappenverzierte Herrschaftsbank zu sehen.[14]
Bürgerhaus, Ehemaliges Schulhaus von 1887, erweitert im Jahr 1895. Als Schulhaus diente es bis 1976. 2006 Sanierung und Nutzung des ehemaligen Schulhauses als Bürgerhaus mit großem Saal und mehreren Veranstaltungsräumen.
Bücherflohmarkt (einer der größten in Süddeutschland)
Allmendinger Gesundheitstage
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Gemeinde Allmendingen hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:
Anton Hoch (1842–1919), Direktor der Zementfabrik des Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäfts in Allmendingen, Ehrenbürger am 21. November 1913
Carl Schwenk (1852–1942), Inhaber der Schwenkschen Zementfabrik in Allmendingen, Ehrenbürger November 1897
Carl Schwenk (1883–1978), Alleininhaber der Firma E. Schwenk Zementwerke GmbH, Ulm (Donau), Ehrenbürger am 26. Oktober 1952
Eberhard Schleicher (1926–2007), Inhaber der Firma E. Schwenk Zement KG, Ulm (Donau), Ehrenbürger 1982
Söhne und Töchter der Gemeinde
Die folgende Übersicht enthält bedeutende, in Allmendingen geborene Persönlichkeiten, aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Für die Nennung ist es unerheblich, ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Allmendingen hatten oder nicht.
Joseph von Sontheimer (1787–1846), königlich württembergischer Generalstabsarzt, Übersetzer der arabischen Heilmittelrezepte von Avicenna
Albrecht von Freyberg (1876–1943), Marineoffizier, Vizeadmiral der Reichsmarine, Marineattache
Friedrich Lang (1913–2004) in Grötzingen geborener Theologe, Ephorus des Tübinger Stiftes
Alfons Zinser (1914–1991), Politiker, Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg
Helmut Braig (1923–2013), Maler, Bildhauer, Grafiker, Filmemacher und Buchautor
Johannes Kopp (1927–2016), Theologe und christlicher Zen-Lehrer
Ernst Geprägs (1929–2011), geboren im Ortsteil Grötzingen, Landwirt, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes
Gemeinde Allmendingen (Hrsg.): Allmendingen: Ein Heimatbuch zur Tausendjahr-Feier. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1961.
Der Bauer und das liebe Vieh – Landwirtschaft in Allmendingen im Königreich Württemberg von 1829 bis 1918. Verlag Heimat, 2009.
„Bittet auf dem Galgenberg Kalkstein brechen zu dürfen“ – Geschichte der Zementindustrie in Allmendingen und im Aach- und Blautal. Verlag Heimat, 2011.
Allmendingen ein Blick zurück – Historische Aufnahmen – erschienen zur 1050-Jahrfeier 2011.
Allmendingen, Groß und Klein mit Hausen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ehingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band3). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, 1826, S.99–102 (Volltext [Wikisource]).
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 308–397
↑Ulrich Brandl, Emmi Federhofer: Ton + Technik. Römische Ziegel. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2403-0 (Schriften des Limesmuseums Aalen, Nr. 61)
↑Stephan Krießmann: Series Parochorum: Reihenfolge der kath. Pfarrer in den Pfarreien der Diözese Rottenburg (Württ.) nach den Dekanaten zusammengestellt. Selbstverlag des Verfassers, Altshausen (Württ.) 1950, Kapitel „Dekanat Ehingen“, „Pfarrei (Groß-)Allmendingen“; Gemeinde Allmendingen 1961, S. 80–82.
↑Wolfgang Willig: Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg. Eine kulturhistorische Spurensuche. 1. Auflage. Balingen 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S.27.