Alfred stammte aus einer Familie, die sich um die Gartenkunst kümmerten. Sein Vater, Metaphius Theodor August Langenbuch (* 4. September 1842 in Eutin; † 2. Mai 1907 in Lübeck), war ein deutscher Gartenarchitekt und Stadtgärtner. Von ihm wurden die Anlagen am Kanal und als Hauptwerk den Stadtpark Lübeck angelegt.[1]
Im Vorjahr in die städtische Parkverwaltung Lübecks gewechselt wurde Langenbuch 1897 zum Friedhofsinspektor des Allgemeinen Gottesackers in der Israelsdorfer Allee ernannt. Ab 1898, am 15. November 1897 wurde er von der Friedhofsbehörde zu deren Friedhofsaufseher erwählt, wurden von ihm die vier städtischen Friedhöfe, das waren neben dem bereits genannten der St. Lorenz- und St. Jürgen-Friedhof und der später eingegangene St. Gertrud-Kirchhof, verwaltet.
Vorwerker Friedhof 1906
Blick auf Lübeck
Blick in die Gegenrichtung
Langenbuchs Verwaltungsspektrum erweiterte sich 1906 um den Vorwerker Friedhof. Dessen Anlage wurde ihm, nach dem Entwurf des Stadtgärtners Erwin Barths,[6] übertragen. Auch hier zeichnete er sich der Oberbeamte mit Sorgfalt und Umsicht aus.[7]
Eröffnung am 13. Mai 1907
Leichenzug
Erstes Begräbnis
Mit dem ersten Begräbnis am 13. Mai 1907 wurde der nun größte Friedhof der Stadt eröffnet. Zu dem Begräbnis des bejahrten Mitbürgers aus St. Lorenz waren die Mitglieder der Friedhofsbehörde sowie die Vorstände der St. Lorenz- und St. Matthäi-Gemeinde eingeladen gewesen.
Leichenhalle
Vorraum
Außenansicht
Aus der der Form nach wie eine alte Vicelinkirche wirkenden Leichenhalle[8] überführte man den Sarg auf den rechts des Kolumbariums bereits sorgfältig mit Tannen und Koniferen eingefassten Friedhofsteil. Um die Arbeit der Sargträger zu erleichtern, wurde der Sarg hierfür erstmals auf einen Bahrwagen gehoben. PastorJohannes Evers war ein Mitglied der Friedhofsbehörde und vollzog nun die Einweihung.
Die mannigfachen Anlagen und die zweckmäßige Aufteilung in Einzelfelder und Begräbnisstätten waren Langenbuchs Werk.
Kapelle
Außenansicht von vorne
Orgelempore und Türen zum Vorraum
Altarempore
Außenansicht vom Chor
Der per Rats- und Bürgerschluss vom 17. April 1907 beschlossene Bau einer Kapelle, deren Bau die Bürgerschaft am 18. Juli 1904 vorerst noch nicht genehmigte, wurde in den Jahren 1908 und 1909 erbaut. Sie bildet im Inneren einen einschiffigen, kreuzförmigen Raum mit halbkreisförmigen Chorabschluss. Der Innenraum ist in allen Teilen gewölbt. Die Höhe über der Vierung beträgt 9 Meter. Im Turm befindet sich eine fast die gesamte Breite des Schiffes einnehmender Vorraum. Über ihm befindet sich eine Orgelempore, die einem bis zu 78-köpfigem Männerchor Platz bietet. Die Gestühle im Kirchenraum boten 108 Personen Platz.
Die Kapelle wurde im Stil der Heimatschutzarchitektur erbaut. Ihre geschnitzte Kanzel befindet sich erhöht auf den Stufen am Ende des Chores. Neben dem Chor befindet sich eine auch von außen erreichbare kleine Sakristei sowie ein Sargträgerraum. Die zwei Anbauten wurden jedoch schon zur Eröffnung der Kapelle als Dissonanzen zur Harmonie der Kapelle empfunden. Entgegen der Erwartung, dass alle Bauteile, die ein Ganzes bildeten, in der äußeren Architekturentwicklung einheitlich ausgebildet wären, waren jene äußerlich als nicht zugehörige Bauteile charakterisiert. Im Gegensatz zur Kapelle, deren Außenwände Backsteine bildeten, waren die Außenwände der beiden Anbauten verputzt worden.
Die Pläne und Baurisse wurden vom Bauamt bearbeitet, während die Bauleitung in den Händen des Architekten Friedrich Strobelberger lag. Als ausführende Organe waren beteiligt:
Schulz $ Sohn (Maurerei), Blunk & Sohn (Zimmerei), Schubert (Klempnerei), Füllkell (Dachdecker), Meins Moislingen (Fenster), Steffens (Türen und Gestühle), Erdmann (Schnitzerei), Berkenthien (Bleiverglasung), Voht (Malerei), Eggert (Anstrich von Fenster und Türen), Köri Berlin (Zentralheizung), H. L. Behn (Lieferung der Fußbodenplatten)
Krematorium
Gesamtansicht
Haupthalle
Verbrennungsraum
erster Sarg in der Einsegnungshalle
Am äußersten Ende des Friedhofes, dicht an dem die Grenze zwischen lübeckischen und oldenburgischem bezeichnenden Landgraben, ist das neue staatliche Krematorium erbaut worden. Mit seinem hohen und massigen Granitsockel, seinem steilen Dach und seinen gefälligen Linien fügte es sich in das Landschaftsbild ein und der schaffende Baukünstler, Bauinspektor Carl Mühlenpfordt, setzte sich mit ihm ein Denkmal. Die innere Ausgestaltung der Verbrennungskirche gelang ihm jedoch nicht so gut wie die äußere.
Über eine breite mit mächtigen Quaderwangen eingefasste Freitreppe erreichte man durch das Portal eine einfache Vorhalle. Von dieser führte eine Treppe zum Chor hinauf und von dort durch eine zweite Flügeltür in die mit großen, schlanken Fenstern ausgestattete Haupt- oder Bestattungshalle. Auf der Rückseite der Haupthalle steht auf einer kleinen Erhöhung, zu der Stufen hinaufführen, unter einem sich über sie spannenden Rundbogen die Einsegnungskanzel. Dicht vor ihr befindet sich zwischen den einen Baldachin tragenden Säulen die den Sarg aufnehmende Versenkung. Nördlich der Bestattungshalle befindet sich die Sakristei und südlich ein enger Raum für die Angehörigen. Unter ihr ist der Verbrennungsraum mit dem in Schamottesteinen ausgeführten Verbrennungsofen. Im darunterliegenden Feuerungsraum wird die Asche in einer Kapsel gesammelt. Diese konnte auf dem die Verbrennungskirche von drei Seiten umgebenen Urnenfriedhofsteil des Vorwerker Friedhofs beigesetzt werden.
Am 22. März 1910[9] fand in dem neuen staatlichen Krematorium eine allseits zufriedenstellende Probeverbrennung statt.[10] Langenbuch erläuterte den das Krematorium am 12. Mai besichtigenden Bürgerschaftsmitgliedern eingehend dessen einzelne Einrichtungen und Vorgänge.[11] Die Hülle der Gräfin Louise von Baudissin, Mutter des Schriftstellers Graf Wolf von Baudissin (Freiherr von Schlicht) wurde am 17. Mai als erste Leiche verbrannt und das Krematorium somit eingeweiht. Seit ihrer späteren Entkernung dient das Krematorium nur noch der Feuerbestattung.
Die Anlage des Vorwerker Friedhofs, die als Langenbuchs Hauptwerk gilt, ist wiederholt von den Autoritäten der Friedhofskunst als „mustergültig“ anerkannt worden.
Zusätzlich wurde auf dem Vorwerker Friedhof ein Gräberfeld für verstorbene deutsche Soldaten und ein von Tannen umrahmtes Gräberfeld für über 80 in Gefangenschaft VerstorbeneRussen angelegt. Gereihte Holzkreuze in gleicher Größe bezeichneten die Soldatengräber – getypte Gräber – und beeindruckten den Betrachter. Auf dem Grab eines russischen Asiaten mohammedanischen Bekenntnisses stand unter dem Kreuz, dem Symbol des christlichen Glaubens, eine schlichte Holztafel mit der asiatischen Inschrift. Liegende Grabplatten waren, obwohl sie einen sehr ruhigen Gesamteindruck vermitteln, nicht sehr beliebt. Unter Schnee verschwanden sie und setzten schnell Moos an. Dieses Gräberfeld war jedoch, da es abseits lag, den meisten Friedhofsbesuchern unbekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte sich dies aber durch die Anlage weiterer Kriegsgräberstätten in der Nähe ändern. Gegenüber dem Feld wurde beispielsweise 1947 die Estnische Kriegsgräberstätte errichtet.[12] Dies hat sich geändert.
Nach langen schweren Leiden verstarb der Friedhofsinspektor. Am 14. Oktober ist seine Urne inmitten der von ihn geschaffenen Blumen- und Pflanzenhaine beigesetzt worden.
Familie
Langenbuch war mit Emilie (* 1871; † 1961), geborene König, verheiratet. Aus der Ehe gingen
Theodor (1894–1974), zwischen den Kriegen nur Theo
er war mit Martha (1907–1971), einer geborenen Eggebrecht, verheiratet
Anny (1898–1992)
sie war mit Hans Schöning (1898–1963) verheiratet
Meta (1902–1906)
als Kinder hervor.
Literatur
Auf dem „Vorwerker Friedhof“. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1906, Nr. 40, Ausgabe vom 30. September 1906, S. 161–163.
Die Einweihung des Vorwerker Friedhofes. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1907, Nr. 21, Ausgabe vom 19. Mai 1907, S. 82–83.
Die Kapelle auf dem Vorwerker Friedhof. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1909, Nr. 7, Ausgabe vom 14. Februar 1909, S. 25–26.
Das Lübecker Krematorium. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1910, Nr. 24, Ausgabe vom 12. Juni 1910, S. 93–95.
Theodor Echtermeyer: Biographien in den Festschriften der Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam 1913. Königliche Gärtnerlehranstalt Dahlem, Berlin 1913, S. 223–224.
Friedhofsinspektor August Langenbuch †. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1924/25, Nr. 3, Ausgabe vom 2. November 1924, S. 9–10.
↑ Theodor Echtermeyer: Biographien in den Festschriften der Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam 1913., Königliche Gärtnerlehranstalt Dahlem, Berlin 1913, S. 18–19.
↑ Theodor Echtermeyer: Biographien in den Festschriften der Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam 1913., Königliche Gärtnerlehranstalt Dahlem, Berlin 1913, S. 223–224.
↑Peter Smith & Co. Inhaber: Julius Rüpell und Theodor Klink.
↑ Erwin Barth ist der Nachfolger von Langenbuchs Vater im Amte des Stadtgärtners gewesen.
↑ Nach dem Tode Langenbuchs hab Senator William Bromme als Vorsitzender der Friedhofsbehörde in seinem besonders ehrenden Nachruf dessen Sorgfalt und Umsicht hervor. Alle lübeckischen Zeitungen zitierten in ihren Berichten jenen Nachruf.
↑ Im Kolumbarium steht noch heute über der Tür vom Vorraum zur Leichenhalle „WER IM GEDAECHTNIS SEINER LIEBEN BLEIBT IST NICHT TOD * ER IST NVR FERN * TOD IST NVR WER VERGESSEN WIRD“
↑ Der 22. März war im Deutschen Kaiserreich ein besonderes Datum für symbolische Handlungen gewesen, da am 22. März 1797 der Heldenkaiser geboren wurde.
↑Wochen-Chronik. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1910, Nr. 13, Ausgabe vom 27. März 1910, S. 52.
↑Wochen-Chronik. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1910, Nr. 20, Ausgabe vom 15. Mai 1910, S. 80.
↑Neue Formen in der Grabmalkunst. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1930/31, Nr. 7, Ausgabe vom 3. Januar 1931, S. 26–27.