Beauvais
Beauvais [französische Stadt mit 55.906 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) und Hauptstadt (chef-lieu) des Départements Oise in der Region Hauts-de-France. Die gesamte Agglomeration hat rund 100.000 Einwohner. Die Stadt ist Bischofssitz. Die Departementsverwaltung und ein Gericht erster Instanz sind hier angesiedelt. ] ist eineLageDie Stadt Beauvais liegt ca. 80 Kilometer nördlich von Paris in einer Talsenke einer bewaldeten Hügellandschaft auf dem linken Ufer des Thérain am Zusammenfluss mit dem Avelon in der Kulturlandschaft der Picardie. GeschichteBeauvais trug zu Zeiten des Römischen Reiches den Namen Caesaromagus. Der heutige Name stammt von dem gallischen Stamm der Beilovaci (Bellovaker), deren Stammsitz hier zu finden war. Im 9. Jahrhundert n. Chr. wurde Beauvais zur Grafschaft Beauvais, die um 1013 an das Bistum Beauvais fiel. Im Jahr 1346, im Hundertjährigen Krieg, verteidigte sich die Stadt gegen die Engländer, die erneut um 1433 die Mauern durchbrechen konnten. Mit der Schlacht von 1472 gegen Karl den Kühnen, den Herzog von Burgund, wurde die Stadt durch ihre heldenhafte Verteidigung unter der Führung der Jeanne Hachette bekannt. Dessen wird noch heute jeweils am letzten Juniwochenende mit der Fête Jeanne Hachette gedacht. Die alten Schanzen sind inzwischen zerstört. 1930 ging der Name Beauvais um die Welt, als dort am 5. Oktober das damals weltgrößte Verkehrsluftschiff R101 Bodenberührung hatte und in Brand geriet, wobei 48 der 55 Insassen starben.[1] Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt durch deutsche Luftangriffe schwer beschädigt. Bevölkerungsentwicklung
Wirtschaft und InfrastrukturHauptsächlich bekannt ist Beauvais wegen seiner Manufaktur für Wandteppiche (Tapisserien) aus dem Jahr 1664, der Manufacture nationale de Beauvais. Seit 1989 befindet sie sich im Schlachthof der Stadt, der zu diesem Zweck vollständig umgebaut wurde. Im Jahr 2016 arbeiteten dort 12 Fachleute in diesem traditionellen Handwerk.[2] Ein weitläufiger Handel mit Getreide und Wein wurde aufgebaut. Heute produziert AGCO, einer der weltweit größten Landtechnikkonzerne, in Beauvais seine Traktoren der Marken Massey Ferguson und Challenger. Hauptsächlich wegen ihrer Kathedrale wird die Stadt alljährlich von hunderttausenden Touristen besucht. VerkehrBeauvais besitzt einen Bahnhof an der Strecke Paris–Le Tréport und einen Autobahnanschluss an der Autoroute A16. Der Flughafen Beauvais-Tillé, der von Billigfluggesellschaften und Charterlinien angeflogen wird, dient als einer der Ausweichflughäfen für Paris; aus der französischen Hauptstadt gibt es einen häufigen Bus-Shuttle-Service. Seit 1824 durchqueren die Route nationale 1, 31 und 181 die Stadt (heute teilweise abgestuft). SehenswürdigkeitenKathedrale Saint-PierreDie Kathedrale Saint-Pierre, eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik, besteht aus einem Querschiff und einem Chor mit Apsis sowie sieben Apsidenkapellen. Die Säulen im Inneren erheben sich bis in 30 Meter Höhe, der Chor selbst ist mit 48,50 Metern der höchste gotische der Welt. Die kleine frühromanische Kirche aus dem 10. Jahrhundert, als Basse Oeuvre bekannt, ist eine von zwei erhaltenen karolingischen Kirchen Frankreichs. Die aufkommende Gotik ließ 1225 den Bischof Milon einen Kathedralenneubau veranlassen. 1247 begannen die Bauarbeiten, doch im Jahr 1284 stürzten Teile des Chores ein. Erst nach einem halben Jahrhundert wurde der Chor wieder aufgebaut, die Struktur wurde durch zusätzliche Pfeiler verstärkt. Anschließend wurden die Bauarbeiten eingestellt. Erst im 16. Jahrhundert, von 1500 bis 1548, wurde das Querschiff gebaut. 1573 fiel der zentrale – mit etwa 150 Meter Höhe vermutlich viel zu groß geplante – Turm in sich zusammen. Ein Hauptschiff wurde nie errichtet. Zu dieser Zeit war die Gotik nicht mehr modern, auch war kein Geld mehr vorhanden. Die Südfassade zeigt die reichhaltige Ornamentik gotischer Baukunst. Die geschnitzten Pforten sowohl im Norden als auch im Süden sind Meisterwerke der Gotik und der Renaissance. Der größte architektonische Schatz sind jedoch die farbigen Bleiglasfenster aus dem 13., 14. und 16. Jahrhundert, die schönsten stammen von dem Renaissance-Künstler Engrand Leprince, der in Beauvais geboren wurde. Auch die Scheiben in der Kirche Saint-Étienne, die ebenfalls in der Stadt liegt, stammen von ihm und zeigen den Stilwandel zwischen Gotik und Renaissance. Die Kirche besitzt eine bemerkenswerte astronomische Uhr (1865–1868) von Auguste-Lucien Vérité, der, bevor er sich als Uhrmacher betätigte, bereits als Experte des Orgelbaus bekannt geworden war. Ferner sind Bildwirkereien aus dem 15. und 17. Jahrhundert zu sehen. Kirche Saint-ÉtienneDie nur etwa 400 Meter südlich der gotischen Kathedrale gelegene romanische, später in Teilen gotisierte Kirche Saint-Étienne ist – sowohl in Bezug auf ihre Architektur als auch im Hinblick auf ihre reichhaltige Ausstattung – einer der bedeutendsten und interessantesten Sakralbauten Frankreichs. SonstigeIn der Stadt Beauvais befinden sich mehr als 20 als Monuments historiques eingetragene Baudenkmäler:
BildungIn Beauvais gibt es fünf Lycées, eines davon ist das Lycée Félix Faure. Die Université de Picardie Jules Verne hat eine Außenstelle in Beauvais, zu der unter anderem ein Institut universitaire de technologie gehört. Die Stadt beherbergt auch die Ingenieurschule UniLaSalle. Städtepartnerschaften
Persönlichkeiten
WeblinksCommons: Beauvais – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wiktionary: Beauvais – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Beauvais – Reiseführer
Einzelnachweise
|