Belagerung von Montauban
Belagerungen während der Hugenottenaufstände
Saint-Jean-d’Angély – Montauban – La Rochelle (1621/22) – Royan – Saint-Antonin – Montpellier – La Rochelle (1627–1628) Die Belagerung von Montauban fand von August bis November 1621 statt. Durchgeführt wurde sie von den königlich französischen Truppen unter dem Oberkommando von Ludwig XIII. Ihre Gegner waren die protestantischen Bürger von Montauban und die ihnen zur Verfügung stehenden Truppen. Montauban, eine protestantische BastionDie von Jean Calvin empfohlene Reform der Kirche fand im französischen Midi ein starkes Echo. So übernahmen in der Mitte des 16. Jahrhunderts mehrere südöstliche Zentren die reformierte Glaubensrichtung. 1561 gelangte die protestantische Elite in Montauban an die Macht und herrschte uneingeschränkt über die Stadt. Die meisten katholischen Kirchen wurden geplündert und zerstört. Lediglich die Kirche Saint-Jacques wurde zu einer protestantischen Kirche umgewandelt und überstand so die religiöse Revolution. Die Gräuel des Religionskrieges verstärkten die Gesinnung der Protestanten der Stadt, die so eine protestantische Bastion im Quercy wurde. Die umgebenden Städte und Dörfer konnten sich dem Einfluss von Montauban nicht entziehen und konvertierten ebenfalls zum Protestantismus. Bereits 1562 unternahm die katholische Partei einen erfolglosen Angriff auf die Stadt, die danach immer mehr befestigt wurde, was ihren Ruf der Uneinnehmbarkeit stetig anwachsen ließ. Der Edikt von Nantes erkannte Montauban zunächst als freie protestantische Stadt an, in der die Calvinisten ihrem Glaubensbekenntnis weiterhin nachgehen konnten. Nach dem Tod von Heinrich IV. und der Thronbesteigung von Ludwig XIII. änderte sich die politische Lage jedoch grundlegend, da der neue König die protestantischen Städte als Rebellen bezeichnete. Der BeginnIm Juni 1621 belagerte und eroberte Ludwig XIII. die Stadt Saint-Jean-d’Angély, ein wichtiger strategischer Punkt, von dem aus das Hinterland der wichtigen hugenottischen Festung La Rochelle kontrolliert werden konnte. Eine Belagerung von La Rochelle kam aber zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage, da es dazu einer Kriegsflotte bedurft hätte, die Ludwig zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung stand. Stattdessen wendete er sich mit dem Gros seiner Truppen nach Süden, unterwarf Guyenne, belagerte und eroberte Clairac und zog von dort gegen Montauban.[1] StreitkräfteMontauban wurde von Jacques Nompar de Caumont, duc de La Force kommandiert, dem seine beiden Söhne, die Maréchaux de camp Henri und Jean zur Seite standen. Die Verteidigungskräfte bestanden aus 10 Kompanien Söldner, die vorher im Erbfolgekrieg der Markgrafschaft Montferrat in Savoyen und im Achtzigjährigen Krieg in den Niederlanden gekämpft hatten. Sie standen unter dem Befehl von François de Béthune, duc d’Orval, dem jüngeren Sohn von Maximilien de Béthune, duc de Sully. Dazu kamen 30 Bürgerkompanien, die von religiösen Fanatikern wie Daniel Chamier aufgerufen worden waren. Sie betrachteten ihre Stadt als Zitadelle des Calvinismus und verließen sich außerdem auf das Versprechen von Benjamin de Rohan, duc de Soubise, der geschworen hatte, die Stadt zu beschützen. Soubise hatte zwar in den Cevennen und dem unteren Languedoc 5–6.000 Fußsoldaten und 500 berittene Musketiere, sowie eine größere Anzahl von freiwilligen Adeligen zusammengezogen, musste sich jedoch nach der Niederlage bei Clairac zunächst nach La Rochelle zurückziehen. Die Belagerungsarmee bestand aus den gleichen Truppenteilen, die vorher Saint-Jean-d’Angély eingenommen hatten. Ausgenommen hiervon waren lediglich das „Régiment de Castel-Bayard“, zurückgelassen zur Beobachtung von La Rochelle und das „Régiment de Rambures“, das bei Bergerac lag.
Die Regimenter ohne Fahne bestanden nur bis etwa 1630, die anderen zum Teil bis in die heutige Zeit, das Régiment de Picardie besteht als Teil der Deutsch-Französischen Brigade immer noch. Im Stab von Ludwig XIII. befanden sich:
Die BelagerungDer Maréchal de Lesdiguières riet dem König zur klassischen Belagerung mit dem Einschließungsring um die Werke und Bastionen nach dem Muster der Belagerung von Amiens 1597. Der Connétable de Luynes beabsichtigte, die Belagerung in den drei regelkonformen Schritten durchzuführen: ein stetiger Beschuss durch die Artillerie, gleichzeitig das Anlegen der Annäherungsgräben gegen die Mauern und letztendlich der eigentliche Angriff durch die Infanterie. Am 17. August 1621 nahmen der König, der Connétable de France Charles d’Albert Herzog von Luynes und der Stab etwa 10 Kilometer[2] nördlich von Montauban Generalquartier im Château de Piquecos, von wo aus die Belagerung kommandiert wurde. Es waren 25.000 Mann aufmarschiert, die Belagerungsartillerie bestand zunächst aus 38 Kanonen. Dem setzten die Verteidiger 6.000 Mann mit 40 Kanonen und 32 Feldschlangen (Couleuvrines) entgegen. Von dem höhergelegenen Schloss aus konnte der 20-jährige König die Vorkommnisse der Belagerung gut verfolgen. Die umliegenden Dörfer waren eingenommen, die Belagerung konnte beginnen, wobei die Angreifer nicht davon ausgingen, dass es eine leichte Sache werden würde. Der Herzog de Luynes wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass die Ernte diesen Sommer gut gewesen und alles Vieh in die Stadt verbracht worden war. Die Protestanten waren also gut ausgestattet. Am Morgen des 17. August sahen die Posten auf den Wällen die ersten Soldaten aus dem Dorf Loubejac auftauchen. Die protestantischen Montaubaner, kommandiert von François de Béthune, Alexander Du Puy Saint-André-Montbrun und Jacques Nompar de Caumont, aufgestachelt von religiösen Eiferern wie Daniel Chamier und anderen, waren bereit, ihre Stadt bis zum Äußersten zu verteidigen. Täglich munterten die dreizehn Pastoren der Stadt die Truppen auf und erklärten alles Außergewöhnliche als ein Zeichen Gottes, so einen Regenbogen nach einem vergeblichen Sturm der Belagerer, oder auch zwei Kanonenkugeln, abgefeuert aus gegenüberliegenden Stellungen, die in der Luft zusammenstießen. Le Bret, ein Stadtschreiber, erwähnte auch die Frauen, die eine aktive Rolle bei der Abwehr der Angriffe gespielt hätten, so ein junges Mädchen, das einem Angreifer zwei Finger abgeschnitten habe, nachdem er auf einer Leiter an der Mauerkrone auftauchte oder Guillaumette de Gasc, die, nachdem sie zwei feindliche Offiziere mit einer Pike getötet hatte, von einer Musketenkugel tödlich verwundet wurde. Der AngriffUnverzüglich wurden drei Angriffskolonnen und eine Kavalleriekolonne aufgestellt:
Noch bevor das Anlegen der Parallelgräben Fortschritte machte, unternahmen die Belagerten am 22. August einen massiven Ausfall, kommandiert von Capitaine Béarnais Mazères comte de Bourgfranc[5], der sich gegen das Lager des Connétable de Luynes richtete. Der Ausfall konnte vom Regiment Piémont zurückgeschlagen werden, das dabei eine große Zahl Männer und Offiziere verlor. Es wurden je eine Batterie zu acht und eine zu vier Geschützen installiert, um Breschen in die Wälle zu schießen. Alle Versuche der Erstürmung erwiesen sich angesichts der festen Mauern und der aufgeputschten Verteidiger ebenso als unnütz wie als Verschwendung menschlichen Lebens. Das Régiment de Picardie stürmte am 27. August ohne Erfolg gegen die Bastion „Moustier“, dabei 600 Gefallene auf der Contrescarpe zurücklassend.
Während dieser Zeit bemühte sich Henri II. de Rohan tausend Männer anzuwerben und in die Stadt einzuschmuggeln, um Jacques Nompar de Caumont bei der Fortsetzung der Verteidigung der Stadt zu unterstützen. Allerdings wurde die Umgebung von der bis Saint-Antonin-Noble-Val gestaffelt stehenden Kavallerie der Herzöge von Angoulème und von Vendôme überwacht. Am Abend des 20. September verließen drei Bataillone Hugenotten aus den Cevennen Castres, um die Verteidiger von Montauban zu verstärken. Sie erreichten den Tarn bei Lagrave und kamen ohne Probleme nach Saint-Antonin-Noble-Val. Am 25. September wurden sie von einem Führer aus Montalban über den Aveyron bis eine Demi-lieue (2 km) vor die Stadt geführt. Trotz der die Festung umgebenden Belagerungstruppen, bestehend aus Infanterie, Kavallerie und diversen Redouten, gelang es 700 Männern, die feindlichen Linien zu durchqueren und als Verstärkung in die Stadt zu gelangen. Im Oktober sammelte der Herzog von Montmorency in seinem Gouvernement Languedoc 500 Reiter und 6.000 Mann Infanterie, um sie den Belagerungstruppen zuzuführen. Dabei handelte es sich um das Régiment de Rieux, das Régiment de Réaux, das Régiment de Moussoulens, das Régiment de Fabrègues und das Régiment de La Roquette. Das war nötig geworden, da große Verluste bei den Kämpfen eingetreten waren, aber auch Krankheiten (so die Pest und Typhus) große Verheerungen in den königlichen Reihen angerichtet hatten.
Der Granatenhagel ging weiter, allerdings begannen sich die Kommandeure gegen den Connétable zu wenden. Einige legten ihr Kommando nieder, andere erklärten, dass die Sache jetzt beendet werden müsse. Luynes hatte inzwischen der Mut verlassen, dazu kam, dass der König zunehmend unzufriedener wurde. Er schrieb an den Prince de Condé:
Bassompierre schrieb:
Der Legende nach ordnete Ludwig XIII., doch noch auf eine Kapitulation hoffend, an, in einer Oktobernacht 400 Kanonenkugeln gleichzeitig auf Montauban abzufeuern.[9] Dies schien allerdings die Verteidiger nicht beeindruckt zu haben. Inzwischen wurden die rückwärtigen Linien der königlichen Armee von Henri de Rohan bedroht, der mit seinen Kräften in der Umgegend von Reyniès stand. Nach den fehlgeschlagenen Verhandlungsversuchen im Oktober zwischen dem Herzog von Luynes und Rohan sah sich Ludwig XIII. gezwungen, die Belagerung am 9. November 1621 abzubrechen. Er zog nach Toulouse ab und von da nach Bordeaux. Zuvor hatten sie alles Belagerungsgerät, die umliegenden Dörfer und das Château de Montbeton (Département Tarn-et-Garonne) verbrannt. Die Angaben der Verluste der königlichen Armee schwanken, sicher sind mindestens 8.000 Mann gefallen – die Gesamtverluste dürften 16.000 bis 18.000 Mann betragen haben. Die Verluste der Verteidiger werden auf 600 bis 800 geschätzt. Auf dem Marsch nach Bordeaux wurde die Armee von François de Bassompierre kommandiert. Am 11. November nahm sie das stark befestigte hugenottische Dorf Monheurt ein, das auf Befehl des Königs niedergebrannt und die Befestigungen geschleift wurden. Sonstige Personalien
(zur großen Freude derer, die ihm sein [bisheriges] Glück neideten) und wenig betrauert von Ludwig XIII., der ihm den Misserfolg von Montauban nicht verzieh. AuswirkungenDer Widerstand der Stadt gegen eine überlegene königliche Armee, basierend auf einer gut vorbereiteten Verteidigung und einer hochmotivierten Bevölkerung, brachte ihr die Bewunderung der Zeitgenossen dieser Epoche ein. Aber nachdem die Belagerer verjagt worden waren, erschien eine neue Heimsuchung in der Stadt: Es waren Pest und Typhus, die von den zurückgelassenen Kadavern im königlichen Lager ausgingen und die viele Bewohner der Stadt dahinrafften.
Trotz seiner Niederlage gab sich der König nicht geschlagen. Im folgenden Jahr kehrte er in die Region zurück, um mit einer anderen Strategie vorzugehen. Zunächst griff er die weniger stark befestigten Städte an. Er nahm Nègrepelisse kampflos ein, was in einem Massaker endete, da er alle männlichen Hugenotten (um die 800) hinrichten ließ, danach im Juni 1622 Saint-Antonin. Dadurch wurde Montauban von seinem Umland abgeschnitten und reagierte mit einer aggressiven Politik. Zwischen 1625 und 1628 wurden die katholischen Orte Moissac, Montech, Orgueil und Labastide Saint Pierre angegriffen. Im Gegenzug verwüsteten die royalistischen Soldaten die Orte Montbeton und Saint-Nauphary. Als Ergebnis der Belagerung von La Rochelle und der Einnahme der Stadt bzw. dem daraufhin folgenden Frieden von Alès sah sich Montauban gezwungen, zu verhandeln. Am 20. August 1629 kapitulierte die Stadt vor Kardinal Richelieu, ohne militärisch besiegt worden zu sein. Bald darauf begannen die katholischen Behörden mit der Rekatholisierung der Stadt, was in dem Bau der Kathedrale Notre-Dame gipfelte. Als weitere Repressalie erfolgte die teilweise Außerkraftsetzung des Edikts von Nantes durch Richelieu. Die Wälle und Mauern von Montauban wurden völlig abgetragen und nie wieder errichtet.[11] Hinterlassenschaften der Belagerung
Literatur
Fußnoten
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