Chefziba
Chefziba (hebräisch חֶפְצִיבָּה Chefzi-bah, deutsch ‚Mein Wohlgefallen an ihr‘) ist ein Kibbuz in Nordisrael. Er liegt zwischen dem Jesreeltal und dem Bet-Sche'an-Tal, zwischen den Städten Afula und Bet Sche’an, am Fuße des Berges Gilboa. 2018 wohnten 741 Personen im Kibbuz. Der Name bedeutet nach Jes 62,4 EU: „Mein Wohlgefallen haftet an ihr“.[2] GeschichteDie Gründung von Chefziba ist eng verbunden mit der Jüdischen Besiedlung der Jesreelebene im Rahmen des Nuris-Projekts des Jüdischen Nationalfonds (JNF). Der eigentliche Gründungsort des Kibbuz war die nahe Chadera gelegene Chefziba-Farm, die 1906 an den Ufern des Chadera-Flusses von Jehoschua Hankin und seiner Frau Olga gegründet worden war.[3] Olga Hankin war die Namensgeberin der Farm, deren Namen dann auf den Kibbuz übertragen wurde. Die Gründungsmitglieder des Kibbuz und andere Pioniere lebten zunächst auf dem Gelände der Farm, bevor ihnen eigenes Land zugewiesen wurde. Die Farm gehört heute der Israel Electric Corporation, die die Farm restauriert hat. Sie beherbergt das nationale Ausbildungszentrum des Unternehmens, ein Museum zur Geschichte des Wasserpumpens und einen öffentlichen Park.[4] 1922 verließen die Chaluzim die Farm und gründeten Chefziba. Sie – 33 Männer und 20 Frauen[5] – waren deutschsprachige Einwanderer aus der Tschechoslowakei und aus Deutschland.[6] Ein Artikel in der Jüdischen Rundschau gibt einen genauen Überblick über die Zusammensetzung der Gruppe.
– Ansiedlung deutscher Chaluzim in Palästina[5] Eine der frühesten Pionierinnen, die Chefziba gründeten, war Gurit Kadman. Sie reiste im Oktober 1920, damals noch Gertrud Kaufmann, zusammen mit ihrem Mann Leo[8] und ihrer gemeinsame Lebenspartnerin Shulamit Epstein nach Palästina ein – „zusammen mit der Blau Weiss-Gruppe, mit der sie aus Deutschland angereist waren“.[9] Da Leo Kaufmann Ende der 1920er Jahre zum Direktor der neu gegründeten Wohnungsbauabteilung der Histadrut ernannt wurde, verließ die Familie Kadman-Epstein später den Kibbuz und zog in ein gemeinsames Haus in Tel Aviv.[10] Neben den eben schon erwähnten Chaluzim nennt der Artikel in der Jüdischen Rundschau noch weitere Namen der deutschen Gruppe und auch deren Herkunftsorte:
Zu den ursprünglichen Pionieren stießen später rumänische und sowjetische Juden sowie aus Deutschland auch prominente Besucher. Anfang 1925 besuchten Franz Werfel und seine Frau Alma Mahler-Werfel Chefziba. Deren Eindrücke von dort waren wenig enthusiastisch: „Man bekam Tee in verrosteten Eierschalen. Dann gingen wir ins Freie und beschauten uns die ganze Anlage. Vor allem das Kinderhaus, das der Stolz der Siedler war. Aber Fliegen und großer Zugwind wehten über die hilflosen mutterlosen Geschöpfe. Im Hof zeigte man uns den Platz, auf dem das Zelt aufgestellt wurde, in dem wir schlafen sollten. In all dem war wenig Schönheit zu spüren.“[11] Die beiden verließen noch in der ersten Nacht den Kibbuz, obwohl Werfel weniger ablehnend dem Leben dort gegenüberstand als seine Frau: „Meine seelische Lage ist dadurch erschwert, daß Alma gegen das jüdische hier an sich, weiters (selbstverständlich) gegen das Kommunistisch-jüdische, die furchtbarsten Widerstände hat, und daß ich ununterbrochen in die falsche Rolle des Mttlers, eines Polemikers nach beiden Seiten hin gedrängt bin.“[12] Im April 1926 fand dann der 20-jährige Arthur Koestler bei der Suche nach einem Kibbuz, dem er sich anschließen konnte, nach Chefziba. Von ihm stammt eine sich an Alma Mahler-Werfel anschließende Schilderung der dortigen Lebensverhältnisse.
– Arthur Koestler: Frühe Empörung. Autobiographische Schriften, Erster Band, Limes Verlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-8090-2318-3, S. 128 Bei soviel Skepsis war es kaum verwunderlich, dass Koestler die Probezeit in Chefziba nicht überstand und den Kibbuz nach wenigen Wochen als „gewogen und zu leicht befunden“ (so die Überschrift seines Chefziba-Kapitels) wieder verlassen musste. Auf dem Gelände des Kibbuz liegt die nach dem Nachbarkibbuz benannte Synagoge von Bet Alpha, die 1928 von örtlichen Siedlern entdeckt wurde.[13] Seit 1962 befindet sich in Chefziba ein Zentrum der Makuya, einer religiösen Bewegung aus Japan mit einer starken Beziehung zu Israel. 1972, zum 50-jährigen Jubiläum des Kibbuz, wurde in Chefziba ein japanischer Garten errichtet. 2003 wurden die kollektiven Einrichtungen des Kibbuz privatisiert. Seitdem sorgt jedes Mitglied des Kibbuz selbstständig für seinen Lebensunterhalt.[6] Weblinks
Einzelnachweise
Information related to Chefziba |