Christian Heinrich Postel war der Sohn des evangelischen Pastors Lorenz Postel († 3. November 1696) und seiner Ehefrau Dorothea Postel, geb. Isentrut. Sein Vater wurde 1675 an die Hamburger Heiliggeistkirche berufen.[1] Durch den Wohnortwechsel besuchte Christian Heinrich Postel nun die Hamburger Gelehrtenschule des Johanneums. 1680 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig, um unter Christian ThomasiusRechtswissenschaft zu studieren. Eine Pestepidemie vertrieb ihn an die Universität Rostock, wo er am 10. Mai 1683 als Lizentiat beider Rechte seine Studien abschließen konnte. Mit seinem Kommilitonen, dem späteren Theologen und Historiker Jacob von Melle, bereiste er sechs Monate lang die Niederlande, England und Frankreich. Melles später gedrucktes Reisetagebuch bezeugt die vielseitigen Interessen beider Studenten, besonders für ausländische Universitäten und Bibliotheken.
Nach Hamburg zurückgekehrt, eröffnete Postel eine juristische Praxis, mit der er Vermögen und Anerkennung in der Gesellschaft erwarb. Seine vielseitigen Interessen verschafften ihm den Ruf eines Privatgelehrten. Nach der Eröffnung der Oper am Gänsemarkt im Jahr 1678 bot sich ihm Gelegenheit, sich als Librettist zu betätigen. Von 1688 bis 1702 hat Postel insgesamt 28 Werke für das Opernhaus geschrieben.
Eine zweite Bildungsreise unternahm Postel vom 17. Januar bis zum 15. September 1700 in die Schweiz sowie nach Italien, wo er Kontakte mit den italienischen Akademien und ihren Gelehrten aufnahm. Nach Hamburg zurückgekehrt, versuchte er die Arbeit an seinem historischen Epos Der große Wittekind zu beenden, doch der Tod seines Freundes Gerhard Schott im Jahr 1702 belastete ihn.[2] Das Epos wurde erst 1724 postum von Christian Friedrich Weichmann herausgegeben.
Christian Heinrich Postel starb 1705 an der Schwindsucht.
Der aus Hyperboreen nach Cymbrien übergebrachte güldene Apfel.
1699
Die wunderbar-errettete Iphigenia.
1701
Die Wunderschöne Psyche.
1702
Der Todt des Grossen Pans. Eine Trauer-Musik zum Tode Gerhard Schotts.
Werkverzeichnis
Gerhard Dünnhaupt: Christian Heinrich Postel (1658-1705). In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Bd. 4, Hiersemann, Stuttgart 1991, S. 3128–3144, ISBN 3-7772-9122-6
Literatur (Auswahl)
Jakob von Melle, Christian Henrich Postel: Beschreibung einer Reise durch das nordwestliche Deutschland, nach den Niederlanden und England im Jahre 1683. Aus einer Handschrift der Lübeckischen Stadtbibliothek herausgegeben von Oberlehrer Dr. Carl Curtius. Gebr. Borchers, Lübeck 1891 (Programm Lübeck Catharineum 1891), online.
Dian Igor Lindberg: Literary Aspects of German Baroque Opera. History, theory, and practice. Christian Heinrich Postel and Barthold Feind. Diss. Univ. of California, Los Angeles 1964.
Solveig Olsen: Christian Heinrich Postels Beitrag zur deutschen Literatur. Versuch einer Darstellung (= Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur 7, ISSN0169-0221). Rodopi, Amsterdam 1973.
Erich Vilter: Die epische Technik in Chr. H. Postels Heldengedicht „Der grosse Wittekind“. Ein Beitrag zur Geschichte der Renaissanceepen. Kaestner, Göttingen 1899 (Dissertation, Universität Göttingen, 1898).
↑Julius Elias: Postel. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Allgemeine Deutsche Biographie. 26. Band, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 465.
↑Julius Elias: Postel. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Allgemeine Deutsche Biographie. 26. Band, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 466.
↑Fritz Martini: Deutsche Literaturgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Kröner, Stuttgart, 12. Aufl./1963, S. 154.
↑Julius Elias: Postel. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Allgemeine Deutsche Biographie. 26. Band, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 468.