Die Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft 1984 war die erste Saison der Deutschen Produktionswagen-Meisterschaft (DPM). Der erste Lauf fand am 11. März 1984 auf dem belgischen Circuit Zolder statt. Der letzte Lauf war am 23. September auf dem Nürburgring. Insgesamt wurden 12 Rennen in Deutschland und Belgien gefahren.[1][2]
In der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) wurden 1983 die Gruppe-5- und Gruppe-6-Rennwagen durch Gruppe-C-Rennwagen abgelöst. Da die Gruppe-C-Sportwagenprototypen sehr kostspielig in der Anschaffung und im Unterhalt waren, reduzierte sich das Starterfeld für die Rennsaison auf 13 Fahrzeuge, die zumeist mit Werksunterstützung antraten. Mit dem Rückgang der Teilnehmer, sanken auch die Zuschauerzahlen dieser Rennserie.[4]
Im Gegensatz dazu stiegen die Besucherzahlen bei den Rennen der Deutschen Rennsport Trophäe an. Dort starteten seriennahe Gruppe-A-Tourenwagen vieler Marken in großen Starterfeldern mit wachsender Beliebtheit.[4]
Um diesem Trend entgegenzuwirken, erstellte die ONS 1983 ein "Konzept zur Wiederherstellung des deutschen Motorsports". Darin wurde die Deutsche Produktionswagen Meisterschaft (DPM) beschrieben, die parallel zur DRM stattfand und sich vom Reglement an der französischen Produktionswagenserie orientierte.[4] Bereits 1984 wurde das Konzept umgesetzt und die erste Saison der DPM ausgetragen.[1][5]
Reglement
Im Gegensatz zu der DRM, bei der Rennwagen je nach Hubraum in unterschiedliche Klassen bzw. Divisionen eingeteilt wurden, wurde von der ONS für die DPM ein Handicap-System festgelegt.[1] So sollte für alle Fahrzeuge eine Chancengleichheit (Balance of Performance) erreicht werden.[4]
Ermöglicht wurde dies über eine Reglementierung der Gewichte und Reifenbreiten in Abhängigkeit zum Hubraum.[4]
Hubraum
1600 cm³
2000 cm³
2500 cm³
3000 cm³
4000 cm³
>4000 cm³
Min. Gewicht
750 kg
880 kg
960 kg
1165 kg
1365 kg
1425 kg
Max. Reifenbreite
9″ (23 cm)
10″ (25 cm)
10″ (25 cm)
10″ (25 cm)
11″ (28 cm)
11″ (28 cm)
Fahrzeuge mit Drei- oder Vierventilmotoren erhielten ein Zusatzgewicht von 70 kg. Bei zu starken Fahrzeugen konnten bis zu 120 kg zusätzlich oder auch die Reifenbreiten reduziert werden.[5]
Ebenfalls wurde von der ONS aus umweltpolitischen Gründen für die Rennwagen eine Lärmbegrenzung von maximal 100 dBA vorgegeben.[4][5]
Das erste Rennen der Saison, und somit auch der DTM-Geschichte, fand am 11. März 1984 im belgischenZolder auf dem Circuit Zolder statt. Das Rennen ging über eine Distanz von 102,288 km, gefahren in 24 Runden à 4,262 km. Sieger des ersten Rennens wurde Harald Grohs in einem BMW 635 CSi, eingesetzt vom Team Vogelsang Valier. Bis zwei Runden vor Schluss führte Hans-Joachim Stuck das Rennen an, verlor dann aber ein Vorderrad und musste das Rennen beenden. Insgesamt kamen von 24 gestarteten Fahrern 16 in die Wertung.
Das zweite Saisonrennen fand am 8. April 1984 auf dem Hockenheimring statt. Ausgetragen wurde es im Rahmen der „Hockenheim Historic“ zu Ehren des hier tödlich verunglückten, zweifachen Formel-1-WeltmeistersJim Clark. Gefahren wurde auf dem 6,797 km langen Grand-Prix-Kurs über 15 Runden (=101,955 km). Das Rennen gewann Harald Grohs, wurde aber im Nachhinein disqualifiziert; an seinem BMW 635 CSi wurde ein zu großer Ventilhub festgestellt. Die anderen Fahrer rückten im Klassement nicht nach und so blieb dieses Rennen ohne eingetragenen Sieger.
Das AVUS-Rennen fand am 13. Mai 1984 auf der BerlinerStadtautobahnAVUS statt. Erstmals wurde ein DTM-Rennen in zwei Läufen gefahren. Es gab somit für jeden Lauf auch nur halbe Punkte. Die Pole-Position holte zum dritten Mal in Folge Jörg van Ommen in einer, von Austin Rover Deutschland eingesetzten Rover Vitesse. Sieger des ersten Laufs wurde Manfred Trint, den zweiten Lauf gewann van Ommens Teamkollege Olaf Manthey, der mit 17,5 Punkten auch den Gesamtsieg an diesem Wochenende holte.
Das vierte Rennwochenende fand am 27. Mai 1984 auf dem Flugplatz Mainz-Finthen statt. Das Rennen ging über 45 Runden à 2,3 km, was einer Gesamtdistanz von 103,5 km entsprach. Gaststarter Per Stureson fuhr in seinem ersten DTM-Rennen mit dem Volvo 240 turbo den Sieg und die schnellste Rennrunde ein. Dieses war zugleich der erste Einsatz von Turbo-Motoren in der DTM. Punkteberechtigt war Stureson allerdings als Gaststarter nicht.
Am 10. Juni 1984 fand auf dem 5,05 km langen non-permanenten Flugplatzkurs das Flugplatzrennen Wunstorf statt. Gefahren wurde über 20 Runden was einer Gesamtdistanz von 101 km entspricht. Hans-Joachim Stuck schaffte es aus der letzten Startreihe bis auf den dritten Rang.
Am 17. Juni 1984 war der 4,542 km lange Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings der Austragungsort für das 300-Kilometer-Rennen. Insgesamt wurden zwei Läufe à 54,504 km in zwölf Runden abgehalten. Statt des üblichen fliegenden Starts bestand die Rennleitung auf einen stehenden.
Am 1. Juli wurde auf dem NürnbergerNorisring das 200-Meilen-Rennen ausgetragen. Gefahren wurden 44 Runden à 2,300 km (=101,200 km). Winfried Vogt feiert den ersten Gesamtsieg eines BMW 323i. Walter Brun, Teamchef von Brun Motorsport, erzielt sein einziges Podiumsergebnis in der DTM.
Am 8. Juli wurde zum zweiten Male in dieser Saison auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings ein DTM-Rennen ausgetragen. Der Große Preis der Tourenwagen ging über 104,466 km in 23 Runden. Im Gegensatz zum 300-Kilometer-Rennen wurde auf einen stehenden Start verzichtet. Harald Grohs gewann in diesem Regenrennen seinen dritten DTM-Lauf.
Das Flugplatzrennen Diepholz fand am 22. Juli auf dem 2,6 km langen, temporären Rundkurs des Diepholzer Fliegerhorstes statt. Gefahren wurden 40 Runden, was einer Gesamtdistanz von 104,000 km entspricht. Harald Grohs sicherte sich mit Sieg, Pole-Position und schnellster Rennrunde den Hattrick.
Das Rennen zum Großen Preis von Deutschland fand am 4. August im Rahmenprogramm des Formel-1-Grand-Prix auf dem Hockenheimring statt. Gefahren wurden zwei Durchgänge mit je elf Runden à 6,797 km was einer einzelnen Renndistanz von 74,767 km entspricht. Das erste Rennen gewann Peter Oberndorfer, sein einziger Sieg in der DTM. Den zweiten Durchgang konnte Manfred Trint für sich entscheiden. Olaf Manthey holte mit einem zweiten und einem dritten Platz den Gesamtsieg des Wochenendes.
Beim zweiten Gastspiel der Saison auf dem Circuit Zolder am 19. August wurden erneut 24 Runden à 4,262 km gefahren. Sieger des 102,288 km langen Rennen wurde Harald Grohs, der seinen vierten Saisonsieg holte. Jürgen Fritzsche holte den einzigen Podiumsplatz für Opel für die nächsten zehn Jahre und den einzigen für einen Opel Kadett überhaupt. Erst Keke Rosberg wird 1994 mit einem Opel Calibra V6 4x4 wieder auf dem Podest stehen.
Im letzten Saison Rennen auf dem Nürburgring holte sich Peter John seinen einzigen Sieg in der DTM. Gefahren wurden 25 Runden auf der 4,542 km langen Grand-Prix-Strecke was einer Distanz von 113,550 km entspricht. Volker Strycek sicherte sich mit dem fünften Platz die erste Deutsche Meisterschaft.
Meisterschaftsergebnisse
Punktesystem
Punkte wurden an die ersten 18 klassifizierten Fahrer in folgender Anzahl vergeben. Bei Rennen mit zwei Läufen gab es pro Lauf jeweils die halbe Anzahl von Punkten. Gaststarter waren nicht punkteberechtigt. Es gab zwei Streichresultate:
Platz
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
Punkte
20
18
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
Fahrerwertung
Insgesamt kamen 65 Fahrer in die Punktewertung.[1][3]