f1 Karte mit allen Koordinaten der Wohnplätze auf der Gemarkung Distelhausens: OSM
Distelhausen liegt südlich von Tauberbischofsheim und Dittigheim an der Tauber. Der Ort entstand mit dicht bebautem Siedlungskern auf einer rechtsseitigen Terrasse des Taubertal. Neue Wohngebiete entstanden in den Gewannen Torgarten (1952) und Weigersdam (1956, 1964). Zur Gemarkung der ehemaligen Gemeinde Distelhausen gehören das Dorf Distelhausen (⊙49.5986119.694444)[2] und der Wohnplatz Bahnstation Distelhausen (⊙49.5982669.683503).[3]
Naturdenkmal Magerrasen Fuchsschwanz (Schutzgebiets-Nr. 81281150010); 1,6 ha; flächenhaftes Naturdenkmal; seit dem 10. März 1992.[4]
Naturdenkmal Sukzessionsfläche Wilm Leite (Schutzgebiets-Nr. 81281150009); 2,2 ha; flächenhaftes Naturdenkmal; seit dem 10. März 1992.[5]
Geschichte
Mittelalter
Historische Funde deuten darauf hin, dass der Ort um etwa 800 nach Christus besiedelt war.[6] Es handelt sich um einen Ausbauort der Merowingerzeit.[2] 1327 wurde der Ort erstmals urkundlich als Destelhausen erwähnt. 1333 folgte eine Erwähnung als Tesselhusen (auch „Tesselenhussen“) erwähnt. Der Name könnte auf den Personennamen des Hauses des Tassilo bedeutet haben; die Namensherkunft wird aber auch auf die später im Wappen gezeigten Distelpflanzen zurückgeführt. Wie weitere Urkunden belegen, war der Ort 1420 als Destelhusen (auch Destelhussen oder Destelhausen) bekannt. Der Ortsname entwickelte sich schließlich zu „Distelhausen“.[2][6]
Der Ort gehörte einst zur Herrschaft Lauda und gelangte mit dieser an die Grafen von Rieneck, im späten 14. Jahrhundert an Pfalz, im Jahre 1410 an Pfalz-Mosbach und im Jahre 1450 wieder an die Grafen von Rieneck.[2] Mitte des 15. Jahrhunderts starb etwa die Hälfte der Einwohner an der Pest.
Neuzeit
Nachdem Distelhausen eine Reihe wechselnder Landesherrschaften hatte, gelangte der Ort schließlich im Jahre 1506 ans Hochstift Würzburg und zum dortigen Amt Lauda. Distelhausen gehörte in der Folge bis 1813 zum Amt Lauda. Distelhausen gehörte zur Zehnt Tauberbischofsheim und ab 1585 zu Zehnt Lauda. Der Ort war Teil des Bistums Würzburg bis zu dessen Säkularisation 1803 sowie des Fränkischen Reichskreises. Im Jahre 1803 gelangte der Ort zunächst zum Fürstentum Leiningen und wurde an Salm-Reifferscheid abgetreten. Das wurde jedoch 1805 im Austausch von Poppenhausen rückgängig gemacht. Nach Auflösung des Fürstentums im Jahre 1806 durch die Rheinbundakte wurde Distelhausen dem Großherzogtum Baden zugeschlagen. 1813 bis 1840 gehörte die Gemeinde zum Bezirksamt Gerlachsheim, danach zum Bezirksamt Tauberbischofsheim,[2] später Landkreis Tauberbischofsheim, jetzt Main-Tauber-Kreis. 1814 lebten 751 Menschen in Distelhausen.
Der Ortschaftsrat besteht aus fünf Personen (vier Ortschaftsräte und einer Ortschaftsrätin). Alle werden von der CDU gestellt.[13]
Ortsvorsteher
Ortsvorsteher ist Sascha Diemer.[14]
Dieser vertritt Distelhausen ebenfalls im Gemeinderat von Tauberbischofsheim.[15]
Wappen
Erstmals tauchte das Wappen im 16. Jahrhundert auf einem Siegelstempel auf. Er trägt die Umschrift „DISTELHAVSEN 15(8)6“ und weist durch die Distelstaude „redend“ auf den Ortsnamen. Das Siegel trug später nur noch eine Distel mit dem Buchstaben „D“, bis im 19. Jahrhundert Farbstempel mit der Umschrift „GEMEINDE DISTELHAUSEN“ verwendet wurden, die im gekrönten Schild zwei verschlungene Zweige ohne Blüten zeigen. 1900 griff das Generallandesarchiv Karlsruhe auf die alte Vorlage des „redenden“ Wappens zurück und legte dessen Farben fest. Hierzu erteilte der Gemeinderat im Juli 1901 seine Zustimmung. Jedoch wurde noch bis nach dem Ersten Weltkrieg der Farbstempel von 1894 mit dem falschen Wappen verwendet.[16]
Wirtschaft
Landwirtschaft
Weinanbau
Weinbau wird auf der Einzellage „Kreuzberg“ betrieben. Diese ist Teil der GroßlageTauberklinge und dem Bereich Tauberfranken des Weinanbaugebietes Baden zugeordnet.[17]
Hopfenanbau
Ein für die Region untypisches Hopfenfeld wird durch die ortsansässige Brauerei betrieben.[18]
Tourismus
Der Taubertalradweg führt durch den Ort.[19][20] Für Wanderer gibt es den ausgeschilderten Distelhäuser Bierwanderweg.[21] Daneben verläuft ein kleiner Abschnitt des Panoramawegs Taubertal über die Distelhäuser Gemarkung.
Die römisch-katholischePfarrkirche St. Markus wurde von 1731 bis 1738 wurde unter Aufsicht von Balthasar Neumann erbaut.[6][25] Die erste Dorfkirche, die überwiegend aus Holz gebaut war, fiel 1725 einem Brand durch einen Blitzeinschlag zum Opfer. An den Vorgängerbau erinnert ein mittelalterlicher Turm am Altarraum.[26]
Da es in Distelhausen keine evangelische Kirche gibt, besuchen die evangelischen Gottesdienstteilnehmer die evangelische Christuskirche in Tauberbischofsheim.
St.-Wolfgangs-Kapelle
Die St.-Wolfgangs-Kapelle in Distelhausen ist seit 1472 Schauplatz des St.-Wolfgangs-Ritts.[6]
In Distelhausen steht das Zobelschloss. Dabei handelt es sich um einen historischen Fachwerkbau,[6] der 1840 als Sommersitz der Familie von Zobel errichtet wurde. Seit 2003 befindet sich in dem Gebäude das Kreismedienzentrum des Main-Tauber-Kreises.[27]
Im Ortskern befindet sich das im 18. Jahrhundert erbaute Schloss Abendantz. Bis 2009 diente ein Teil des Gebäudes als Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Distelhausen.[28][29]
Ein Bauernhofmuseum beherbergt ca. 5.000 Exponate aus dem bäuerlichen Leben.[6][30]
Wetterkreuz
Zum „ewigen Andenken“ an einen Gewitterschaden wurde 1714 ein Wetterkreuz errichtet, das heute auf vielen Wanderkarten ausgewiesen ist. Das Wetterkreuz bildet den Grenzstein zu den Gemarkungen von fünf Altgemeinden (Oberlauda, Lauda, Dittwar, Dittigheim und Distelhausen), deren Ortswappen darauf abgebildet sind.[31]
St.-Wolfgangs-Ritt zur Kapelle am Pfingstmontag im Rahmen der Distelhäuser Pfingsttage. Bei einem Gottesdienst wird zum heiligen Wolfgang um Fürbitte gegen alle Krankheiten, die Mensch oder Tier treffen könnten, gebetet. Pferde, Kutschenfahrer und Reiter werden nach der Messe gesegnet. Der St.-Wolfgangs-Ritt weist seit 1472 eine lange Tradition auf und zieht Menschen aus nah und fern an.[32][6]
Distelhäuser Genießermarkt mit überwiegend regionalen Erzeugnissen
Dreikönigskonzert der Musikkapelle Distelhausen
Prunksitzung der Musikkapelle Distelhausen
Herbstkonzert des Gesangvereins Liederkranz Distelhausen (bis 2013)
„Hopfenzupferfest“ der ortsansässigen Brauerei[32][18]
Gründung: 8. Dezember 1863[33]
Mitgliederzahl: 41 (Stand: 4. August 2014).[34]
Zweck: Es ist ein Gesangverein.[35]
Sonstiges: 2013 feierte der Verein sein 150-jähriges Bestehen.[36]
SV 1946 e. V. Distelhausen
Gründung: 10. April 1946[37]
Mitgliederzahl: 464 (Stand: 1. September 2016)
Zweck: Es handelt sich um einen Sportverein. Die Hauptsportart ist Fußball. Daneben gibt es eine Gymnastikgruppe.[38]
Erfolge: In der Saison 1980/81 konnte der SV Distelhausen die Meisterschaft in der Fußball-Landesliga Odenwald gewinnen.[39]
Corinna Egerer, Michael Latzel: Tauberbischofsheim. Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim 2005, ISBN 3-924780-48-X, S. 148–161 (Kapitel: „Stadtteile“ Tauberbischofsheims).
Maria Goblirsch: Distelhäuser Biergeschichte(n). Spurbuchverlag, 2011, ISBN 978-3-88778-355-6.
Hans Georg Zier, Julius Friedrich Kastner: Wappenbuch des Landkreises Tauberbischofsheim. Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim 1967, DNB458728101.
Ottmar Buchler, Hans Schenk: 125 Jahre Gesangverein „Liederkranz“ Distelhausen e. V.: Jubiläumsfest vom 14. bis 23. Mai 1988. 1899, OCLC316278668.
↑LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg: 81281150010 Magerrasen Fuchsschwanz. Online auf udo.lubw.baden-wuerttemberg.de. Abgerufen am 19. November 2016.
↑LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg: 81281150009 Sukzessionsfläche Wilm Leite. Online auf udo.lubw.baden-wuerttemberg.de. Abgerufen am 19. November 2016.
↑ abcdefgTaubertal.de.: Distelhausen. Online auf www.taubertal.de. Abgerufen am 26. Dezember 2015.