Domat/Ems
Domat/Ems (rätoromanisch Domat , deutsch und bis 1943 offiziell Ems) ist eine politische Gemeinde in der Region Imboden des Schweizer Kantons Graubünden. Der offizielle Ortsname Domat/Ems verbindet den rätoromanischen und den deutschen Namen des Dorfes. GeographieDomat/Ems liegt am Alpenrhein. Nachbargemeinden sind Bonaduz, die Stadt Chur, Churwalden, Domleschg, Felsberg, Rhäzüns, Rothenbrunnen und Tamins. Geographisch ist Domat/Ems bekannt für die zwölf Tumas auf seinem Gemeindegebiet. GemeindegliederungZum Gemeindegebiet gehört auch die oberhalb von Panix liegende Alp Ranasca. BevölkerungEinwohnerentwicklung
SprachenBis in die Mitte des 19. Jahrhunderts sprach die gesamte Einwohnerschaft eine bündnerromanische Mundart. Obwohl dies eine mittelbündnerische Mundart war, wurde traditionell in allen Gemeinden des Bezirks Imboden das Surselvische als Schriftsprache gebraucht. In dieser Eigenschaft ähnelten sie den Gemeinden Bergün und Filisur, wo ebenfalls mittelbündnerische Mundarten in Gebrauch waren bzw. sind, als Schriftsprache aber das Oberengadinische (dort, historisch gesehen, hauptsächlich aus konfessionellen Gründen) in Gebrauch war.[5] Die heute amtliche Varietät des Bündnerromanischen ist Rumantsch Grischun. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts stieg die Zahl der Deutschsprachigen zwar, aber die Mehrheit blieb der romanischen Sprache treu (1880 90 % und 1900 89 %). Dann begann ein leichtes Absinken der Mehrheitsverhältnisse auf 1941 noch 76 %. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschob sich die Sprachenlage ständig mehr zugunsten des Deutschen. Dennoch betrug trotz des Sprachenwechsels der Anteil der Romanen 1970 noch 33 % (oder 1867 Personen). Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Bei den Italienischsprachigen handelt es sich um Einwanderer aus Italien. Die Haupteinwanderungszeit waren die 1960er-Jahre. Herkunft und NationalitätEnde 2020 lebten in der Gemeinde 8185 Bewohner; davon waren 6216 (= 76 %) Schweizer Staatsangehörige.[6] PolitikWappenBlasonierung: „In Gold der goldennimbierte heilige Johann Baptista mit rotem Mantel, in der Rechten einen schwarzen Kreuzstab, in der Linken das silberne Lamm Gottes, ruhend auf dem heiligen Buche.“[7] Johannes der Täufer ist Dorfpatron. Die Gemeindefarben sind Gelb-Rot. Bis 1972 wurden Gemeindeangelegenheiten durch die Gemeindeversammlung entschieden, seither verfügt die Gemeinde über ein Parlament (Gemeinderat).[8] Im Diagramm ist die Sitzverteilung nach den Wahlen vom 29. November 2020 dargestellt.[9] WirtschaftDomat/Ems zählt zu den wichtigsten Industriestandorten in Graubünden. Der wichtigste Arbeitgeber ist die Ems-Chemie, die mit ihrem ehemaligen Besitzer, dem Politiker Christoph Blocher, untrennbar verbunden ist. Damit diese Fabrik mit normalspurigen Güterzügen der Schweizerischen Bundesbahnen bedient werden kann, wurde zwischen Chur und Domat/Ems ein Dreischienengleis gebaut. Die ehemalige Grosssägerei Stallinger (Swiss Timber) im Westen der Gemeinde wurde Mitte Mai 2007 in Betrieb genommen und bot Arbeitsplätze für etwa 200 Personen. Stallinger wurde im April 2009 von der Mayr-Melnhof-Gruppe übernommen.[10] Ende 2010 ging die Grosssägerei in Konkurs, die Sägewerksanlagen wurden für 20 Millionen Franken an die Klausner-Gruppe, die Gebäude an die Tiroler Pfeifer-Gruppe aus Imst verkauft.[11] Im September 2011 ersteigerte die Pfeifer-Gruppe die Baurechte und die Werkhallen. Da die Anlagen entgegen der Anordnung des Konkursamtes nie abgebaut wurden, verfügte das Amt Anfang April 2012, die Bauteile und Anlagen seien bis am 30. Juni zu demontieren.[12] Auf dem ehemaligen Swiss Timber-Areal baut die Firma Hamilton zurzeit (2018) einen neuen Standort auf.[13] Am Rhein liegt das Kraftwerk Reichenau. VerkehrDie Gemeinde wird durch die Bahnhöfe Domat/Ems und Ems Werk an der Bahnstrecke Landquart–Thusis mit der S1 (Rhäzüns - Landquart), der S2 (Chur - Thusis) und zum Teil sogar RE Chur - Disentis/Mustér erschlossen. Die Bahnhöfe Reichenau-Tamins und Felsberg liegen auf Gemeindegebiet, an der Grenze zu Reichenau (Gemeinde Tamins) bzw. Felsberg. GeschichteDomat/Ems wurde 765 n. Chr. unter dem Namen in Amede coloniam im Testament des Churer Bischofs Tello erstmals erwähnt. Die Herleitung des Ortsnamens ist unsicher. Das deutsche Ems und das romanische Domat gehen jedoch auf die gleiche Wurzel zurück: Im deutschen Namen finden sich i-Umlaut von /a/ zu /e/ vor einem früheren /i/ in der Folgesilbe und die zweite Lautverschiebung von /t/ zu /s/, was darauf hinweist, dass der romanische Name schon sehr früh ins Deutsche entlehnt worden ist. Im romanischen Namen geht das /o/ auf ein älteres /a/ zurück, und das /t/ ist unverschoben erhalten geblieben; das anlautende D- hingegen stammt von der Präposition ad «bei, zu».[14] Ab 1943 lag östlich des Dorfes ein Militärflugplatz, von dem der standardisierte Leichtflieger-Hangar der Flugwaffe bis 2014 zu sehen war.[15] Das Militär benutzte den Platz bis 2004 zur Betankung von Helikoptern, der Hangar war zudem von der Heliswiss genutzt worden. Heute steht an dieser Stelle das neue Plarenga-Center und der gemeinsam mit der Nachbargemeinde Felsberg erstellte neue Feuerwehrstützpunkt. Anfang November 2007 entdeckte ein Arbeiter auf dem Gelände der Ems-Chemie am Rand des Firmengeländes, nachdem Regen menschliche Knochen aus einer Böschung geschwemmt hatte, in einem ehemaligen Kalkbrennofen ein Massengrab. Die Toten stammen von einer Schlacht der Franzosen gegen Bündner am 3. Mai 1799.
Kultur und SehenswürdigkeitenBesonders bekannt sind die katholischen Prozessionen, die in Domat/Ems durchgeführt werden. Die bekannteste ist jene an Fronleichnam, welche zehn Tage nach Pfingsten durchgeführt wird. Ebenfalls wichtig ist die Maria-Himmelfahrt-Prozession sowie die Karfreitagsprozession. Einen wichtigen Platz in der Domat/Emser Kultur nimmt auch die Fasnacht ein. Diese findet während vier Tagen statt und endet am Venergis mellen. Der Höhepunkt ist der Gievgia grassa (schmutziger Donnerstag). KirchenBesonders auffallend sind die vielen Kirchen, welche die verschiedenen Wachstumsstadien der Gemeinde aufzeigen. Die älteste von ihnen ist Sogn Pieder (Sankt Peter) am Fusse der Tuma Casté (Schlosshügel) im Dorfzentrum. Der Dorfpatron Johannes der Täufer ist auch im Namen der Kirche Sogn Gion zu finden.
Zivile Gebäude
Persönlichkeiten
Galerie
Literatur
WeblinksCommons: Domat/Ems – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Einzelnachweise
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