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Eine Dragqueen ist eine Person (häufig ein Mann), die in künstlerischer oder humoristischer Absicht durch Aussehen und Verhalten eine Frau darstellt.
Eine Dragqueen hat eine weibliche Identität mit eigenem „Drag-Namen“. Sie unterscheidet sich von einem Travestie-Künstler in der Hinsicht, dass dieser in verschiedene Frauenrollen schlüpft, und von einer Tunte durch ihre Betonung glamouröser, divenhafter Weiblichkeit. Dabei sind die Übergänge fließend, es gibt auch Kombinationen. Dragqueens können zeitweise eine Frau darstellen, sich aber weiterhin als Mann definieren. Damit unterscheiden sich Dragqueens von transgender Personen, deren psychische Geschlechtsidentität nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.
Eine Dragqueen trägt meist glamouröse weibliche Kleidung, kunstvolles Makeup, Schuhe mit hohen Absätzen und ausladende Perücken. Dragqueens sind vornehmlich in der Schwulenszene der Großstädte zu finden. Bei politischen Umzügen und Festen wie dem Christopher Street Day treten Dragqueens auch für die szenefremde Bevölkerung in Erscheinung.
Viele Dragqueens sehen in ihrem Auftreten ein sozialpolitisches Statement: Sie möchten der Gesellschaft aufzeigen, dass es innerhalb des heteronormativenbipolaren Geschlechtersystems (Mann-Frau) auch eine Art drittes Geschlecht gibt. Somit sind viele Dragqueens der Vergangenheit und Gegenwart nicht nur schrille Diskoqueens, sondern fungieren als Galionsfigur in der Homosexuellenbewegung.
Das Gegenstück, eine Person (häufig eine Frau), die einen Mann darstellt, ist ein Dragking.
Abwandlungen
Einige Drag-Performer haben sich bewusst gegen glamouröse Outfits und reine Unterhaltungs-Darbietungen auf der Bühne entschieden. Dieses Phänomen machte sich vor allem ab Anfang der 1980er Jahre bemerkbar, einhergehend mit der Aids-Krise, die die Szene politisierte. Den sogenannten Polit-Tunten, wie sie sich selber nennen, geht es vor allem darum, auf soziale und politische Missstände hinzuweisen sowie Geld für soziale Projekte zu sammeln. Eine der ersten und bekanntesten Polit-Tunten war Ovo Maltine, die wie die gesamte Szene durch den Rosa-von-Praunheim-Film Tunten lügen nicht (2002) einem größeren Publikum bekannt geworden ist.[1]
Etymologie
Der Begriff Dragqueen entstand vermutlich um 1900 aus dem britischen Slang und beschrieb effeminierteHomosexuelle in weiblicher Kleidung. Etwas später gesellte sich der Begriff Dragking als Bezeichnung für meist lesbische Frauen in typisch männlicher Kleidung hinzu.
Früher war mancherorts Frauen das Auftreten auf Bühnen verboten; Schauspieler verkleideten sich bei Bedarf als Frauen. Laut einer Legende schrieb William Shakespeare an den Rand seiner Bühnenanweisungen Drag, wenn ein Mann als Frau verkleidet auftreten sollte. Deshalb wird der Begriff „Drag“ oft noch als „dressed as a girl“ (etwa: „als Mädchen gekleidet“) interpretiert.
Als wahrscheinlicher gilt die Definition des englischen Wortes „drag“ als „schleppen“ wegen der Schleppe an langen Kleidern. Im Englischen hat sich (anspielend auf die oft sehr aufwändigen Kostüme und das auffällige Makeup) der Begriff „doing drag“ als Bezeichnung für jemanden eingebürgert, der mit der Kleidung seine Geschlechterrolle wechselt.[2]
Neben den Filmen, in denen Dragqueens dargestellt werden, gibt es auch noch Filme, in denen sich Männer zwar als Frauen verkleiden, jedoch ohne dass damit Dragqueens dargestellt werden sollen. Einige Beispiele sind:
1990 Paris is Burning – umstrittene, aber extrem einflussreiche Dokumentation über die New Yorker Ballroom Szene der 1980er Jahre.
2014: Gardenia – Bevor der letzte Vorhang fällt (Before the Last Curtain Falls) – Dokumentation über eine Gruppe schwuler und transsexueller Travestiekünstler zwischen 60 und 70 Jahren, die mit der Show „Gardenia“ einen großen Erfolg erleben; sie touren mit der Show über zwei Jahre.
2021: Maisie – Dokumentation über das Leben und die Karriere des 88-jährigen Travestiestars David Raven, der bereits seit über 50 Jahren als Dragqueen Maisie Trollette auftritt.
2024 Avant-Drag! – Dokumentation über eine Gruppe von Drag Artists in Athen.
2019: Zick, Zack, Zwiebel von Betty BBQ feat. PARTYTIER
Literatur
Lisa Underwood, Steven P. Schacht (Hrsg.): The Drag Queen Anthology: The Absolutely Fabulous but Flawlessly Customary World of Female Impersonators. Routledge, New York, London 2013 (google.de).
Leila J. Rupp, Verta A. Taylor: Drag Queens at the 801 Cabaret. University of Chicago Press, Chicago 2015, ISBN 978-0-226-32656-6.
Iván Villanueva Jordán: “Yo soy una drag queen, no soy cualquier loco”. Representaciones del dragqueenismo en Lima, Perú. In: Península. BandXII, Nr.2, 2017, S.95–118 (spanisch, unam.mx).
Meredith Heller: Queering drag: redefining the discourse of gender-bending. Indiana University Press, Bloomington 2020, ISBN 0-253-04566-5.
↑ Johannes Jakob Arens: Tanzmariechen und Trümmertunte. Transgressionen von Geschlechtergrenzen im öffentlichen Raum Kölns In: Bilder. Bücher. Bytes. Zur Medialität des Alltags, 2009, S. 522