Dieser Artikel behandelt die leichtathletische Disziplin. Siehe auch: Dreiersprung im Eiskunstlauf, Dreispringen, Ortschaft beziehungsweise Dreispringerspiel im Schach.
Der Dreisprung (englischtriple jump) ist eine Disziplin der Leichtathletik.
Er besteht aus drei nacheinander ausgeführten Sprüngen („Hop“, „Step“, „Jump“). Die besten Dreispringer erzielen bei den Männern eine Weite von über 18 Metern (Weltrekord: 18,29 m) und über 15,50 Metern bei den Frauen (Weltrekord: 15,67 m).
Der Wettkämpfer läuft auf einer Anlaufbahn bis zu einem Absprungbalken, von dem der Sprung gemessen wird. Die erste Landung hinter dem Absprungbrett muss mit demselben Fuß erfolgen, mit dem abgesprungen wurde. Es folgt der „Step“ (Landung auf dem anderen Fuß) und dann der „Jump“ in die Sandgrube (wie beim Weitsprung), so dass sich die Sprungfolge „rechts-rechts-links“ oder „links-links-rechts“ ergibt. Der Absprungbalken ist international mindestens elf Meter von der sandgefüllten Sprunggrube entfernt. Bei nationalen Wettkämpfen und Jugendwettkämpfen kann auch vom 7- und 9-Meter-Balken gesprungen werden. Jedem Springer stehen im Wettkampf drei bzw. im Finale sechs Versuche zur Verfügung.
Der Dreisprung gehört von Beginn an (1896) zum modernen olympischen Programm. Der erste moderne Olympiasieger überhaupt, James Connolly, war ein Dreispringer. Bei den Spielen 1900 und 1904 wurde auch ein Wettbewerb im Dreisprung aus dem Stand veranstaltet. Seit 1996 ist auch der Frauendreisprung olympisch. Die ersten Dreisprungwettkämpfe in Deutschland wurden um 1896/97 ausgetragen.
Der Begriff des Dreisprungs kommt schon bei den Olympischen Spielen der Antike vor, allerdings wurde dort die Summe von drei Einzelsprüngen bewertet. Dreisprung als Sprungfolge ist 1465 erstmals nachweisbar.
In der deutschen Sportbewegung von Friedrich Ludwig Jahn war Dreisprung mit Beinwechsel bei jedem Sprung (rechts – links – rechts oder links – rechts – links) üblich. Im Unterschied dazu wurden in Irland im 19. Jahrhundert, der Entstehungszeit der modernen Leichtathletik, die drei Einzelsprünge mit jeweils dem gleichen Bein ausgeführt („hop – hop – jump“: rechts – rechts – rechts oder links – links – links). In den USA wurde die Sprungfolge „hop – step – jump“ ab Ende des 19. Jahrhunderts angewandt und später von der Internationalen Leichtathletik-Assoziation IAAF als allgemein verbindlich erklärt.
In Deutschland fand der Dreisprung lange Zeit keine Anerkennung. Er wurde für Männer erst 1931 Bestandteil der Deutschen Meisterschaften sowie eine als deutscher Rekord geführte Disziplin.
Im Frauendreisprung wurden die frühesten Bestleistungen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert registriert. Nach der Weltbestleistung der Japanerin Rie Yamaguchi von 11,66 m im Jahre 1939 stagnierte die Entwicklung, und eine Verbesserung dieser Weite gelang mit 12,43 m erst 1981.
Zweifacher Weltmeister: Jonathan Edwards (GBR) (1995 und 2001), außerdem Olympiasieger 2000 und Olympiazweiter 1996 sowie Weltmeisterschaftszweiter 1997 und Weltmeisterschaftsdritter 1993 und 1999
Der Dreispringer erreicht die größte Weite, wenn er die beim Anlauf erreichte hohe Horizontalgeschwindigkeit bestmöglich bis zum dritten Absprung ausnutzt, d. h. entscheidend ist nicht allein die Sprungkraft. Im Unterschied zum Weitsprung verlaufen die drei Einzelsprünge deutlich flacher.
Grundsätzlich kommen zwei Sprungstile in Frage: Sehr sprungkräftige Dreispringer erzielen beim ersten Sprung eine möglichst große Weite und springen auch bei den folgenden relativ hoch. Ihr Sprungbild ähnelt einem „Hüpfen“. Ihr erster Teilsprung (hop) ist in der Regel der weiteste (Steilsprungtechnik).
Dreispringer mit großer Schnelligkeit hingegen versuchen, in den ersten beiden Sprüngen möglichst wenig Geschwindigkeit zu verlieren. Ihr Sprungbild ähnelt einem „Laufen“. In der Regel ist ihr dritter Teilsprung (jump) der weiteste. (Flachsprungtechnik)
Einzelelemente des Dreisprungs
Anlauf – Die Länge beträgt ca. 35 bis 42 Meter, das ergibt etwa 18 bis 22 Laufschritte. Die Schritte sind etwas länger als bei den Weitspringern, die bei etwa gleicher Anlauflänge ca. 22 bis 24 Schritte erreichen.
Erster Absprung (hop) – Der Springer muss einerseits eine möglichst weite Flugkurve erzielen, andererseits auf minimalen Geschwindigkeitsverlust bedacht sein, was gegensätzliche Forderungen sind. Der Absprungwinkel darf deshalb gerade so hoch liegen, dass für die beiden folgenden Sprünge noch genügend Geschwindigkeit übrig bleibt. Der Absprung hat einen Winkel von ca. 14 bis 16 Grad (Weitsprung: 20 bis 24 Grad). Die Weite des ersten Sprungs liegt etwa einen Meter unter der Weitsprungbestleistung. Sprungkräftige Dreispringer springen höher ab als sprintschnelle und versuchen, möglichst mit dem ersten Absprung schon eine große Weite zu erzielen. Gute Dreispringer erreichen über sechs Meter. Während des Fluges erfolgt der sogenannte Beinwechsel, bei dem das Sprungbein wieder nach vorn in die neue Absprungposition gebracht wird.
Zweiter Sprung (step) – Beim zweiten Sprung muss die Körperlast abgefangen und von neuem beschleunigt werden. Die Belastung für das Sprungbein ist dadurch höher als beim ersten Sprung und liegt etwa beim Sechsfachen des Körpergewichts. Der zweite Sprung ist bei allen Springern der kürzeste.
Dritter Sprung (jump) – Der dritte Sprung verläuft ähnlich wie beim Weitsprung, da der Springer mit einem Bein abspringt und sich danach nur noch auf eine bestmögliche Landung konzentrieren kann. Deshalb kommen alle drei Flugvarianten des Weitsprungs (Schrittweitsprung, Schwebehangsprung, Laufsprung) in Frage. Wegen der deutlich geringeren Horizontalgeschwindigkeit kann der Dreispringer die Beine nicht so weit nach vorn bringen wie der Weitspringer. Sprintstarke Dreispringer erzielen ihre höchste Einzelweite mit dem dritten Teilsprung und erreichen über sechs Meter.
Weitenverhältnis zwischen den drei Teilsprüngen
Gesamtweite und Weite der drei Teilsprünge bei Weltrekorden (Hervorhebung: weitester Teilsprung)
Weite
Name
Datum
Sprung 1 (hop)
Sprung 2 (step)
Sprung 3 (jump)
Weite (in m)
Anteil (in %)
Weite (in m)
Anteil (in %)
Weite (in m)
Anteil (in %)
15,52 m
Dan Ahearn
30. Mai 1911
6,10
39
3,50
23
5,92
38
15,52 m
Nick Winter
12. Juli 1924
6,11
39
5,09
33
4,32
28
15,58 m
Mikio Oda
12. Juli 1924
6,50
42
3,52
23
5,56
36
15,78 m
Jack Metcalfe
14. Dezember 1935
5,64
36
4,02
25
6,12
39
16,00 m
Naoto Tajima
6. August 1936
6,20
39
4,80
30
5,00
31
16,00 m
Adhemar Ferreira da Silva
3. Dezember 1950
5,68
36
4,84
30
5,48
34
16,01 m
Adhemar Ferreira da Silva
30. September 1951
6,09
38
4,75
30
5,17
32
16,22 m
Adhemar Ferreira da Silva
23. Juli 1952
6,22
38
4,75
29
5,25
32
16,23 m
Leonid Schtscherbakow
19. Juli 1953
6,15
38
4,85
30
5,23
32
16,59 m
Oleg Rjachowski
28. Juli 1955
6,46
39
4,97
30
5,16
31
16,70 m
Oleg Fjodossejew
3. Mai 1959
6,40
38
4,81
29
5,49
33
17,03 m
Józef Szmidt
5. August 1960
5,99
35
5,02
29
6,02
35
17,22 m
Giuseppe Gentile
17. Oktober 1968
6,70
39
4,60
27
5,92
34
17,39 m
Wiktor Sanejew
17. Oktober 1968
6,30
36
5,05
29
6,04
35
17,44 m
Wiktor Sanejew
17. Oktober 1972
6,63
38
4,88
28
5,93
34
17,89 m
Joao Carlos de Oliveira
10. Oktober 1975
6,08
34
5,37
30
6,44
36
18,16 m
Jonathan Edwards
7. August 1995
6,12
34
5,19
29
6,85
38
18,29 m
Jonathan Edwards
7. August 1995
6,05
33
5,22
29
7,02
38
16,643 m
DURCHSCHNITT
--
6,19
37,278
4,735
28,5
5,718
34,222
Wettkampfbestimmungen
Der Dreisprung besteht aus Hop, Step und Jump, wobei der Athlet beim Hop mit dem gleichen Fuß landen muss, mit dem er abgesprungen ist. Beim Step muss er auf dem anderen Fuß landen und mit diesem den Jump ausführen. Dadurch ergeben sich die Sprungmöglichkeiten: links – links – rechts oder rechts – rechts – links. Jedem Athleten stehen erst einmal drei Versuche zu. Danach dürfen die acht besten Starter drei weitere Versuche absolvieren. Sind nur maximal acht Athleten am Start, haben alle sechs Versuche. Für den Anlauf ist eine Anlaufbahn von mindestens 40 m Länge erforderlich, die 1,22 m breit sein muss. Der Athlet muss von einem Balken, der in den Boden eingelassen ist, abspringen. Hierbei darf er die sogenannte Absprunglinie – so wird die Kante des Balkens genannt, die näher zur Sprunggrube liegt – nicht berühren. Direkt an der Absprunglinie wird ein Einlegebrett mit Plastilin in den Absprungbalken gelegt. Sollte der Athlet übertreten, ist in der Plastilinmasse meist ein Abdruck erkennbar. Der Abstand zwischen der Absprunglinie und der mit feuchtem Sand gefüllten Sprunggrube ist beim Dreisprung variabel und dem Leistungsniveau der Wettkämpfer anzupassen. Bei internationalen Wettkämpfen wird bei Männern ein Abstand von 13 m, bei Frauen von 11 m empfohlen. Wird der 13-m-Balken zu Grunde gelegt, muss der Abstand bis zum Ende der Sprunggrube mindestens 21 m betragen. Die Sprunggrube muss zwischen 2,75 m und 3 m breit sein.
Als Fehlversuch (die Entscheidung darüber trifft der Obmann Dreisprung) werden folgende Tatbestände gewertet:
die vorgeschriebene Reihenfolge für Hop – Step – Jump, d. h. links – links – rechts oder rechts – rechts – links wird nicht eingehalten
der Athlet läuft durch ohne abzuspringen
er verliert beim Anlauf die Richtung und springt neben dem Absprungbalken ab (beim Hop und Step kann die Anlaufbahn verlassen werden)
er führt während des Anlaufs oder Sprungs irgendeine Art von Salto aus
der Boden außerhalb der Grube wird bei der Landung oder dem Verlassen der Grube als erstes an einer Stelle berührt, die näher zur Absprunglinie liegt, als der Abdruck in der Grube
die Versuchszeit von einer Minute wird überschritten
Leistungsermittlung und Rangfolge: Gemessen wird die Strecke von der Absprunglinie bis zu dem dieser Linie am nächsten liegenden Körperabdruck, der durch irgendeinen Körperteil verursacht wurde. Dabei wird immer auf ganze Zentimeter abgerundet. Gewonnen hat der Athlet, der bei einem seiner Versuche die größte Weite erzielt hat. Sollte Gleichstand bei zwei oder mehr Athleten bestehen, wird die zweitbeste Weite berücksichtigt – nötigenfalls die drittbeste Weite etc. Bei Gleichstand auf dem ersten Platz absolvieren die Athleten solange weitere Versuche, bis ein Sieger feststeht.[1]
Ab 1826, im Vergleich zu anderen Disziplinen der Leichtathletik sehr früh, wurden im Dreisprung Rekorde aufgestellt. Berufssportler hielten in Schottland die „Scottish Border Games“ ab. Der Rekord wurde bis 1873 auf 14,96 Meter gesteigert – eine Weite, die ein Amateursportler erst 1910 übertraf.
Auch in Irland gab es sehr frühe Dreisprungwettbewerbe, die aber mit einer anderen Schritttechnik ausgeführt wurden als heute üblich (hier nicht aufgeführt).
Der erste nachweisliche Rekordsprung in der vorgeschriebenen Schrittfolge stammt aus dem Jahr 1911 und wurde von der IAAF als erster Weltrekord anerkannt.
Bis 1931 war die Bestleistung immer im Besitz von britischen, irischen oder US-amerikanischen Dreispringern. Der aktuelle Weltrekord von Jonathan Edwards hat von allen bisher erzielten Rekordweiten den längsten Bestand.
Die frühesten Dreisprungwettkämpfe sind aus Hallenveranstaltungen der Jahre 1899 und 1905 bekannt. Ab 1909 bis 1939 wurden Bestleistungen im Freien registriert – mit Weiten von 8,805 m bis 11,66 m.
In den Jahren von 1981 bis zur offiziellen Anerkennung des Frauendreisprungs (Jahresbeginn 1990) wurden die Sprungweiten von 12,43 m auf 14,52 m verbessert – zuletzt im Juli 1989 durch Galina Tschistjakowa, die zu dieser Zeit schon Inhaberin des Weitsprungweltrekordes (7,52 m) war.
Schon anderthalb Jahre früher, am 3. Januar 1987, hatte Galina Tschistjakowa in einem Hallenwettkampf in Moskau die damalige Bestleistung mit Sprüngen von 13,86 m, 13,96 m und 13,98 m übertroffen.
Die meisten Verbesserungen der Bestweite gelangen in den 1980er Jahren Springerinnen aus den USA, wo der Dreisprung seit 1985 bei den nationalen Meisterschaften auf dem Programm stand.
Progression of World best performances and official IAAF World Records. 2003 Edition. Monaco, 2003, S. 175 ff. und 317 ff. (englisch).
Internationale Wettkampfregeln (IWR). (PDF) Arbeitsgemeinschaft der Regelkommissionen von DLV, ÖLV und SLV, 6. April 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2009; abgerufen am 16. Dezember 2007 (Vgl. Regeln 184, 185, 186, 180.5, 180.17 und 180.20).
↑Internationale Wettkampfregeln (IWR). (PDF) Arbeitsgemeinschaft der Regelkommissionen von DLV, ÖLV und SLV, 6. April 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2009; abgerufen am 16. Dezember 2007 (Vgl. Regeln 184, 185, 186, 180.5, 180.17 und 180.20).