Erwitte liegt in Westfalen, etwa 8 km südlich von Lippstadt, 15 km östlich von Soest, ca. 60 km von Dortmund und 30 km westlich von Paderborn entfernt.
Der höchste Punkt befindet sich im südöstlichen Stadtgebiet auf 183,8 m ü. NN und der niedrigste nordwestlich des Ortsteils Böckum auf 75,5 m ü. NN.
Geologie
Die Stadt liegt im Bereich der oberen Plänerkalk-Formation, der sog. Erwitte-Formation, die aus bis zu meterdicken gebankten, weißen bis grauen Mergelkalksteinen mit grauen dezimetermächtigen Mergel-Zwischenlagen besteht und die Grundlage für die lokale Zementindustrie bildet.[2]
Ausdehnung und Nutzung des Stadtgebietes
Die als „Größere Kleinstadt“ klassifizierte Stadt umfasst ein Gebiet von 89,41 Quadratkilometer. Die Ausdehnung des Stadtgebietes in Nord-Süd-Richtung beträgt rund sieben Kilometer, in Ost-West-Richtung 15,5 Kilometer. Der größte Teil des Stadtgebiets wird landwirtschaftlich genutzt.
Erwitte grenzt nördlich an die Stadt Lippstadt, östlich an die Stadt Geseke, südöstlich an die Stadt Rüthen, südlich an die Gemeinde Anröchte und westlich an die Gemeinde Bad Sassendorf.
St. Laurentius Erwitte und die Stadtkirche St. Petri Geseke waren die einzigen Urpfarreien zwischen Soest und Paderborn. Durch die Überlieferung aus Corvey ist die Existenz des Ortes im 9. Jahrhundert belegt. 2021/23 wurden jedoch die Fundamente einer 30 Meter langen steinernen Kirche aus dem frühen 10. Jahrhundert östlich von Erwitte im Ortsteil Eikeloh freigelegt, die am Ort einer älteren Hofstelle errichtet worden war und wohl schon im 12. Jahrhundert abgebrochen wurde.[6]
Der Ort Erwitte lag an einer Kreuzung des Hellwegs mit dem Lipperweg. Im Königshof Erwitte waren mehrere Könige und Kaiser zu Gast. Insbesondere Heinrich I. weilte dort 935 und fertigte dort verschiedene Urkunden aus. König Heinrich II. schenkte Bischof Meinwerk von Paderborn einige Güter der Umgebung. Konrad II. schenkte dem Bistum Paderborn 1027 die Curia regis in Erwitte.[7] Zum Königshof gehörte eine Kapelle. Diese war das älteste kirchliche Bauwerk der Umgebung. Die Pfarrrechte hatte indes die den Kölner Erzbischöfen unterstehende Laurentiuskirche. Diese wurde unter Erzbischof Sigewin von Are dem Patroklistift in Soest unterstellt.
Der Ort und die Umgebung waren im Mittelalter Sitz verschiedener bedeutender Adelsgeschlechter. Darunter waren auch die Herren von Erwitte. Zwar bestand schon 1027 ein Markt. Aber Erwitte hat sich im Mittelalter nicht zu einer Stadt im Rechtssinn entwickelt.
Die Kölner Erzbischöfe sind 1256 als Inhaber des örtlichen Gogerichts erstmals bezeugt. Erwitte war daher vielfach zwischen Köln und Paderborn umstritten. Im 17. Jahrhundert gelang es dem Adelsgeschlecht Landsberg zu Erwitte sowohl das kurkölnische Drostenamt Erwitte wie auch die Erbamtsmannschaft des Königshofsbezirk Erwitte-Westerkotten in einer Hand zu vereinen. Sie erbauten das Schloss Erwitte. Die Familie Droste zu Erwitte baute Haus Erwitte.
In der Zeit der Hexenverfolgungen um 1630 leitete HexenkommissarHeinrich Schultheiß die Hexenprozesse in Erwitte.
1630 beschwerten sich die Westerkötter, dass „leider bey dieser inquisition, Exekution und Außrottung der Hexen viel zu nachsichtigh vergegangen werde“. Der Erwitter Pfarrer Jodocus Boget wurde 1630 wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt.[8]
Erst nachdem in den 1920er Jahren mit der Zementindustrie ein wirtschaftlicher Aufschwung einsetzte, wurde Erwitte 1936 zur Stadt erhoben.[9]
Während der Zeit des Nationalsozialismus war in der Erwitter Burg eine Reichsschulungsburg der DAF und der NSDAP untergebracht.[10] Am Ostersonntag, 1. April 1945, erschoss ein Angehöriger des Freikorps Sauerland acht sowjetische Zwangsarbeiter in Erwitte.[11]
Von 1959 bis 1970 war Erwitte Standort des Flugabwehrraketen-Bataillons 21 (Fla Rak Btl 21) sowie der 2. Batterie des Bataillons. Untergebracht waren die Einheiten in der Burg Erwitte, dem Schloss des Ortes. 1970 erfolgte der Umzug nach Echtrop am Möhnesee.
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1975 wurde nach § 46 des Münster/Hamm-Gesetzes die bisherige Stadt Erwitte und die Gemeinden Bad Westernkotten, Berenbrock, Böckum, Ebbinghausen, Eikeloh, Horn-Millinghausen, Merklinghausen-Wiggeringhausen, Norddorf, Schallern, Schmerlecke, Seringhausen, Stirpe, Völlinghausen und Weckinghausen zu einer neuen Gemeinde zusammengeschlossen. Die Gemeinde erhielt den Namen Erwitte und das Recht, die Bezeichnung „Stadt“ zu führen. Das Amt Erwitte wurde aufgelöst. Rechtsnachfolgerin wurde die neugebildete Stadt Erwitte.[12][13]
Zurzeit bekleidet das Amt des Bürgermeisters Hendrik Henneböhl.[16]
Nr.
Bild
Name (Lebensdaten)
Partei
Amtsantritt
Ende der Amtszeit
01
Heinrich Maurer (1885–1965)
CDU
1947
1952
02
Heinrich Schmidt (1886–1964)
SPD
1952
1956
03
Heinrich Maurer (1885–1965)
CDU
1956
1964
04
Hans Rasche (1923–1994)
CDU
1964
1979
05
Franz Meier (1941–2022)
CDU
1979
1989
06
Franz-Josef Spiekermann (1935–2012)
SPD
1989
1991
07
Franz Meier (1941–2022)
CDU
1991
1997
08
Wolfgang Fahle (1934)
CDU
1997
2009
09
Peter Wessel (1957)
CDU
2009
2020
10
Hendrik Henneböhl (1988)
CDU
2020
Wappen, Flagge und Siegel
Der Stadt Erwitte ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom 21. Dezember 1977 das Recht zur Führung eines Wappens verliehen worden (§ 3 Absatz 1 der Hauptsatzung),[17] das nahezu identisch ist mit dem Wappen des ehemaligen Amtes Erwitte.
„Von Gold und Rot gespalten. Vorn ein aufgerichteter roter, goldgekrönter Löwe, hinten ein schräglinkes goldenes hausmarkenähnliches Zeichen in Form einer mit einem Querbalken versehenen Wolfsangel.“[18]
Bedeutung
Die Farben sind die des Klosters Corvey (erste urkundliche Erwähnung Erwittes), der Löwe entstammt dem Wappen der Ritter von Erwitte, das hausmarkenähnliche Zeichen wird als Sälzerhaken gedeutet und ist am Kirchturm der Johannes-Kirche in Bad Westernkotten angebracht.
Flagge und Banner
Der Stadt Erwitte ist ferner mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom
21. Dezember 1977 das Recht zur Führung einer Flagge und eines Banners verliehen worden (§ 3 Absatz 2 der Hauptsatzung).[17]
„Beschreibung der Flagge: Von Gelb zu Rot im Verhältnis 1:1 längsgestreift, in der Mitte der Wappenschild der Stadt.
Beschreibung des Banners: Von Gelb zu Rot im Verhältnis 1:1 längsgestreift, in der Mitte der oberen Hälfte der Wappenschild der Stadt.“
Siegel
Durch Urkunde des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom 21. Dezember 1977 ist der Stadt Erwitte außerdem das Recht zur Führung eines Dienstsiegels verliehen worden. (§ 3 Absatz 3 der Hauptsatzung)[17]
„Siegelbeschreibung: Das Siegel zeigt den Wappenschild der Stadt und führt im Siegelrund in Großbuchstaben oben die Umschrift STADT, unten ERWITTE.“
Westfälischer Städteatlas, Band VI, 2. Teilband. Im Auftrage der Historischen Kommission für Westfalen und mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, hrsg. von Heinz Stoob † und Wilfried Ehbrecht. Stadtmappe Erwitte, Autor: Wilfried Ehbrecht. Dortmund/Altenbeken 1999, ISBN 3-89115-940-4.
Amtsbürgermeister Maurer (Hrsg.): 1100 Jahre Erwitte. Westfälische Vereinsdruckerei, Münster 1936.
Clemens Böckmann: Die jüdische Gemeinde in Erwitte – Die Aufarbeitung von fast 300 Jahren jüdischer Geschichte in einer kleinen Stadt. Kreis Soest, Erwitte 1986.
↑Kommunalprofil Erwitte. (PDF) Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), 21. September 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2016; abgerufen am 9. Januar 2016.
↑Roger Wilmans: Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 777–1313, Band 2 Die Urkunden der Jahre 901–1254. Bearbeitet von F. Philippi. Regensberg, Münster 1881 (online).