Das Forschungszentrum Seibersdorf, auch Österreichisches Forschungszentrum, Atomforschungszentrum bzw. englischSeibersdorf Laboratories, ist ein Technologiezentrum in Seibersdorf im Bezirk Baden, in Niederösterreich, das Ausbildung, Forschung, Labordienstleistungen bis zur Behandlung von radioaktivem Abfall anbietet.
Das Forschungszentrum liegt im Industrieviertel, etwa 30 Kilometer südlich des Stadtzentrums von Wien, 20 Kilometer östlich von Baden und 15 Kilometer nördlich von Eisenstadt unweit der Landesgrenze, nahe dem Leithagebirge. Die Häusergruppe befindet sich 2½ Kilometer nördlich von Seibersdorf an der B 60 Leitha Straße auf etwa 185 m ü. A. Seehöhe.
Für das österreichische Reaktorzentrum waren zwei Ausbaustufen vorgesehen:
In einem ersten Schritt sollte der ASTRA-Reaktor zu einem Materialtestreaktor mit 15 MW Leistung ausgebaut werden.
In einem weiteren Schritt sollte ein Prototyp eines Kernkraftwerks errichtet werden.
Aus finanziellen Gründen kam es jedoch nie zu einem Ausbau.
Da sich die Kernenergie nicht, wie in den 1950er Jahren angenommen, zur Leittechnologie entwickelte, wurde auch im Reaktorzentrum die Forschung diversifiziert. Nach dem Atomausstieg Österreichs (Atomsperrgesetz 1978) war die ursprüngliche Aufgabe hinfällig, es wurde nur der Forschungsreaktor weiterbetrieben. Dieser Abkehr von der Konzentration auf die Kernenergie wurde auch in der Änderung des Namens in Forschungszentrum Seibersdorf Rechnung getragen. Der Kernreaktor wurde 1999–2004 stillgelegt.
2006 wurde dann die offizielle Firmenbezeichnung auf Austrian Research Centers geändert, 2009 auf Austrian Institute of Technology (AIT). Diese betreibt heute mehrere wichtige Forschungseinrichtungen.
Das Department of Nuclear Sciences and Applications der Internationalen Atombehörde führt hier – und in Wien – ebenfalls Labors,[2] die inzwischen zu internationalen Referenzzentren wurden,[13] das FAO/IAEA Agriculture and Biotechnology Laboratory (zusammen mit der Welternährungsorganisation FAO, für Bodenkunde, Pflanzen- und Tierzucht, Entomologie und Agrochemikalien), das Physics, Chemistry and Instrumentation Laboratory (Chemie und Instrumentation, Dosimetrie, Isotopenhydrologie), sowie das Safeguards Analytical Laboratory (Isotopenanalyse, chemische Analyse, Clean Laboratory[14] für Nachweise), sowie ein Trainingscenter, in dem in den letzten Jahrzehnten über 2300 Wissenschaftler und Techniker aus 120 Ländern weitergebildet wurden.[15] Betrieben werden die IAEA-Labors von der General Services and Safety Section (GESS).[16]
Das Safeguards Analytical Laboratory der IAEA erlangte besonders 2007 weltweite Bekanntheit, da hier Hinweise auf ein iranisches Atomprogramm gefunden wurden.[17][18] Heute sind die Anlagen aber weitgehend veraltet, der ehemalige IAEA-Direktor Mohammed el-Baradei forderte zu der Zeit die Mitgliedstaaten zu Investitionen auf.[17]
Da die Anlagen weit entfernt von Ballungszentren errichtet wurden und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar sind, fahren regelmäßig Shuttle-Busse vom Bahnhof Gramatneusiedl zum Zentrum und zurück. Die Internationale Atomenergiebehörde transportiert ihre um die 180 in Seibersdorf angestellten Mitarbeiter[2] täglich mit Bussen aus Wien ebendorthin und zurück.
The International Atomic Energy Agency’s Laboratories Seibersdorf and Vienna. Meeting the Challenges of Research and International Co-operation in the Application of Nuclear Techniques. International Atomic Energy Agency, Division of Public Information, Elisabeth Krippl (Beratung), Wien, o. D. (pdf, iaea.org, engl.; 5,5 MB)