Gisèle Vienne wurde 1976 geboren. Sie wuchs in Grenoble, Freiburg im Breisgau und Berlin auf. Ihre Mutter ist die aus Österreich stammende Künstlerin Dorothea (Dorli) Vienne-Pollak, eine ehemalige Schülerin von Oskar Kokoschka[2]. Nach dem Philosophiestudium am Lycée Fénelon in Paris studierte Vienne von 1996 bis 1999 Puppenspiel an der École supérieure nationale des arts de la marionnette in Charleville-Mézières[3]. Mit ihrer 1999 gegründeten Theaterkompanie inszeniert sie Bühnenstücke die choreographische Elemente und Puppen einsetzen[4]. Nach anfänglicher Zusammenarbeit mit Étienne Bideau-Rey führt Vienne seit 2004 bei ihren Stücken allein Regie[5]. Zwischen 2000 et 2022 hat sie über 17 Inszenierungen umgesetzt und dabei mit Persönlichkeiten wie Jonathan Capdevielle, Jean-Luc Verna, Adèle Haenel, Catherine Robbe-Grillet, Aurore Ponomarenko, Stephen O’Malley oder Dennis Cooper zusammengearbeitet[6].
Das Theaterstück L'Étang / Der Teich nach einem Text von Robert Walser wurde 2021 an der Ruhrtriennale aufgeführt[7]. Mit zwei Schauspielerinnen und acht lebensgroßen Puppen erzählt das Stück den vorgetäuschten Selbstmord des Teenagers Fritz (dargestellt von Adèle Haenel), der an der Liebe seiner Mutter zweifelt. Die musikalische Untermalung stammt von Stephen O’Malley.
Der Pariser Festival d’Automne widmete Vienne von September 2021 bis Januar 2022 eine umfassende Werkschau, unter anderem mit der Aufführung der Stücke Crowd, This is how you will disappear, Kindertotenlieder und L'Étang / Der Teich und einer Vortragsreihe mit der Philosophin Elsa Dorlin. Anlässlich dieses Künstlerporträts zeigte das Musée d’Art Moderne zudem eine Ausstellung von Viennes plastischen Arbeiten zwischen 2003 und 2020[1][8][9].
Die französischsprachige Inszenierung L'Étang / Der Teich wurde 2022 bei den Wiener Festwochen gezeigt und von der deutschsprachigen Kritik sehr positiv aufgenommen[10].
2023 wurde das Stück EXTRA LIFE, unter erneuter Mitwirkung der Schauspielerin Adèle Haenel, an der Ruhrtriennale uraufgeführt. Zwei Geschwister begegnen sich am Ende einer durchfeierten Nacht und versuchen vergangene Traumata zu überwinden.[11]
2024 wurden ihrem Werk in Berlin anlässlich der Art Week zwei Ausstellungen gewidmet und das 2017 entstandene Stück Crowd in den Sophiensälen nochmals auf die Bühne gebracht.[12]
Werk (Auswahl)
Bühnenstücke und Inszenierungen
Inszenierungen und Choreografien in Zusammenarbeit mit Étienne Bideau-Rey sind mit einem Stern gekennzeichnet (*).
2006: La poupée, L'inquiétante étrangeté. Fotoarbeit von Antoine Masure und Gisèle Vienne mit Puppen von Gisèle Vienne, Galerie 1sur1 en vitrine, Brüssel, Belgien
2006: Un auteur va disparaître. Installation von Gisèle Vienne und Vortrag von Marcela Iacub (Juristin und Forscherin am CNRS), "l’École de Stéphanie" im Rahmen der Ausstellung " La force de l'art", Grand Palais, Paris, France
2007: Grenoble-Saalfelden. Ausstellung einer Fotoarbeit von Gisèle Vienne und Antoine Masure, Galerie du Quartz, scène nationale de Brest, Frankreich
2007: Goddess. Installation und Fotografien von Gisèle Vienne, Voice Gallery Kyoto, STAY WITH ART, 2007 im Rahmen der Ausstellung im T-Point Hotel, Osaka, Japan
2008: Black Nois. Gemeinschaftsausstellung, CNEAI in Chatou, Frankreich.
2010: 40 Portraits 2003-2008. Fotografien von Gisèle Vienne, Centre Atlantique de la Photographie, Le Quartz, Scène nationale de Brest, Frankreich
2011: Do you think, that would have made it magic?. Gisèle Vienne auf Einladung von Elodie Lesourd. Ausstellung, in der Reihe Through their tears (2007–2011), galerie Olivier Robert - Paris (FR)
2011: Last Spring: A prequel. Gisèle Vienne / Dennis Cooper / Peter Rehberg und Stephen O’Malley / Raphaël Rubbens / Dorothéa Vienne-Pollak / Patrick Riou / Jonathan Capdevielle Installation und Inszenierung mit einer robotisierten Puppe
2012: Shake and Bake. Ausstellung von zwei Fotoarbeiten von Gisèle Vienne aus der Reihe "Through Their Tears". Kuratiert von HARD HAT, Galerie Praz-Delavallade – Paris (FR)
2012: Whitney biennial. Whitney Museum - New York (US)
2012: Read into my black holes. Kuratiert von Gisèle Vienne und Dennis Cooper, Centre Pompidou - Paris (FR)
2012: Teenage Hallucination[22]. Gisèle Vienne in Zusammenarbeit mit Dennis Cooper, Stephen O’Malley und Peter Rehberg, Patrick Riou, Jonathan Capdevielle, Centre Pompidou – Paris
2014: Die Puppe in der Moderne. Dont: 40 Portraits et une poupée (2003–2008), Kunstverein Galerie "Talstrasse" e.V. - Halle (DE)
2018: 40 Portraits 2003–2008, Les Abattoirs Musée-FRAC Occitanie Toulouse (FR)
2024: Gisèle Vienne: This Causes Consciousness to Fracture Die Ausstellung zeigt Viennes Werk während der Art Week 2024 in Berlin, koordiniert von drei Kulturinstitutionen. (Haus am Waldsee, Georg Kolbe Museum und Sophiensälen)[23]
Filmographie
Regie
Brando, Kurzfilm (2014) / Musique: Brando, von 'Soused', in Zusammenarbeit mit Scott Walker + Sunn O)))
Darstellung
Ganz Angst, Film von Jean-Michel Wicker, Serge Comte, Christophe Terpent und Vidya Gastaldon (1996, Galerie Analix, Genf) / Darstellerin
Gisèle Vienne, Dennis Cooper, Peter Rehberg, Jonathan Capdevielle: JERK / Through Their Tears. In: ZagZig. éditions DISVOIR. (CD+Buch), 2 Ausgaben auf Französisch und englisch
Sammelband (Herausgegeben von Elsa Dorlin), Feu! abécédaire des féminismes présents, Paris, éd. Libertalia, 2021[24]
Zeitschriften
Corps/Objet – Über das Verhältnis zwischen Körper und künstlichem Körper. Gisèle Vienne / Étienne Bideau-Rey. Zeitschrift- 2 Bände 2001 et 2002 herausgegeben vom Centre Chorégraphique National de Grenoble
LAST SPRING: The Maps (Band 1, erschienen 2011, Band 2, erschienen 2012). Fanzine von Gisèle Vienne in Zusammenarbeit mit Dennis Cooper im Rahmen der Cooperative Fanzine, konzipiert von Dominique Gonzalez-Foerster, Philippe Parreno und Jean-Max Colard
↑Großer Auftritt zur Art Week: Gisèle Vienne entschlüsselt die Mechanismen der Gewalt. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 13. September 2024]).