Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zur Wappenfigur siehe Glockenturm (Heraldik); zur Kurzgeschichte von Herman Melville siehe Der Glockenturm
Ein Glockenturm ist ein Turm, in dem zumeist Kirchenglocken, häufig in einem Glockenstuhl, aufgehängt sind.
Er kann freistehend sein, an ein Gebäude angebaut oder auf einem Gebäudedach aufragen, wie zum Beispiel der Vierungsturm einer Kirche.
Funktionen des Glockenturms waren und sind die Kenntlichmachung von Zeitintervallen, das Anzeigen besonderer sozialer Ereignisse wie Gottesdienste, Hochzeiten und Beerdigungen oder die Warnung beispielsweise vor Feuer oder militärischer Gefahr. Auch in der bäuerlichen und industriellen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts waren auf Guts- und Herrensitzen Glockentürme in Kombination mit Uhrenschlagwerken zur Zeitgebung verbreitet.
Um Schäden am Turm, der von den schwingenden Glocken in Resonanz gebracht wird, zu vermeiden, ist es technisch möglich, entgegengesetzt zur Glocke schwingende Massen einzubauen.[2]
Wenn die Glocken im Turm auch für die Verwendung als Musikinstrument konstruiert wurden, spricht man von einem Glockenspiel oder Carillon. Ein Beispiel hierfür bildet mit seinen 76 dafür ausgelegten Glocken der Rote Turm auf dem Marktplatz in Halle (Saale).
Eine der Wundererzählungen über den Bischof Gregor von Tours (538–594) liefert einen Hinweis, dass es im 6. Jahrhundert in Frankreich in einer höheren Position aufgehängte und mit einem Seil bewegte Glocken gegeben haben könnte. Anfang des 9. Jahrhunderts erwähnt eine Quelle, der Abt Ermharius († 738) habe eine Glocke anfertigen und sie in einem kleinen Turm (turricula) in der Abtei Saint-Wandrille in der Normandie aufhängen lassen. Nach diesen Türmchen mit Glocken Anfang des 8. Jahrhunderts wurden möglicherweise um die Mitte desselben Jahrhunderts in Frankreich oder Italien die ersten höheren Glockentürme errichtet.[3]
Die häufig in Italien neben Kirchen freistehenden Glockentürme werden als Campanile bezeichnet.