Der Verlag wurde 1922 in Leipzig von Wilhelm Goldmann gegründet, der zuvor als Reisevertreter für andere Verlage Erfahrungen gesammelt hatte. Der neue Verlag publizierte zunächst Kunstbände und Abenteuerromane und feierte ab Mitte der 1920er Jahre erste Erfolge mit den Kriminalromanen von Edgar Wallace.[4] Dazu trug neben der expressiv-modernen Einbandgestaltung von Heinrich Hußmann auch der Umstand bei, dass Goldmann schon damals neben dem herkömmlichen Leineneinband preiswerte Broschurausgaben für den Bahnhofsbuchhandel, eine Vorform des späteren Taschenbuchs, entwickelte.[5]
In der Zeit des Nationalsozialismus verlegte Goldmann verstärkt auch populärwissenschaftliche Sachbücher zu welt- und wirtschaftspolitischen Themen; zu den auflagenstarken Autoren jener Zeit zählten beispielsweise Anton Zischka, Walter Pahl, Paul August Schmitz und Ferdinand Fried. Im Zweiten Weltkrieg produzierte Goldmann Sonderausgaben für die Truppenbetreuung und profitierte dabei von bevorzugten Papierzuteilungen.[6] Obwohl das Verlagsgebäude am Leipziger Rossmarkt bei einem Luftangriff im Dezember 1943 komplett zerstört wurde, konnte die Produktion bis Kriegsende aufrechterhalten werden.[7]
Nach Kriegsende wurde Wilhelm Goldmann im Februar 1946 von der sowjetischen Geheimpolizei unter dem Vorwurf, „faschistische Bücher“ verlegt zu haben, verhaftet und vier Jahre lang ohne Urteil in den SpeziallagernMühlberg und Buchenwald inhaftiert. Der Verlag bestand unterdessen bis Ende 1949 weiter.[8]
Neubeginn in München
Nach seiner Freilassung im Januar 1950 übersiedelte Wilhelm Goldmann in die Bundesrepublik und führte seinen Verlag fortan in München weiter.[9] Dabei verlegte er sich zunehmend auf die Produktion preiswerter Taschenbücher: Ab 1952 erschienen die ersten Goldmann Taschen-Krimis (wegen ihrer vorherrschenden Einbandfarbe auch als Rote Reihe bezeichnet); im Jahr darauf starteten die in Gelb gehaltenen Goldmann Taschenbücher (Gelbe Reihe) mit Klassikern der Weltliteratur und zeitgenössischer Belletristik, die über fast drei Jahrzehnte das Profil des Verlags prägten.[10] Später kamen weitere Reihen z. B. mit Science-fiction-Literatur (Goldmanns Zukunftsromane 1960–1967, Goldmanns Weltraum Taschenbücher 1962–1973), aber auch Sachbücher und Ratgeber hinzu. Im Bereich Hardcover publizierte Goldmann weiterhin Kunstbücher, Werkausgaben und ab 1955 auch Atlanten (Goldmanns Großer Weltatlas, Goldmanns Handatlas) (Luigi Visintin, Herbert Bayer, Wilhelm Goldmann).[11]
1970 verlegte Goldmann über 2.900 Titel mit einer Gesamtauflage von über 110 Millionen Exemplaren[12], Mitte der 1970er Jahre zählte er gemessen am Umsatz zu den mittleren und nach produzierten Titeln zu den großen Taschenbuchverlagen in der Bundesrepublik.[13] Nach dem Tod seines Gründers 1974 glitt der Verlag in eine Phase der Stagnation.[12] Kritiker warfen ihm mangelndes Profil vor und bezeichneten das Programm als „Gemischtwarenladen mit qualitativ höchst unterschiedlichem Angebot.“ Vor allem habe sich Goldmann zu wenig „um aktuelle Literatur gekümmert“ und spiele im internationalen Lizenzgeschäft „bisher kaum eine Rolle“.[13]
Verkauf an Bertelsmann
1977 wurde der Goldmann Verlag von Bertelsmann übernommen, der mit diesem Schritt ins wachsende Taschenbuchgeschäft einstieg und eine Lücke in seinem bisherigen Angebot schloss.[12] Bis zu diesem Zeitpunkt erreichte Goldmann eine Produktion von etwa 4.400 Titeln, der Verlag verzeichnete einen Umsatz von 15 Millionen Deutsche Mark.[13] In Folge der Übernahme wurden das Programm auf absatzorientierte Titel ausgerichtet und die Backlist radikal reduziert, weniger ertragreiche Bereiche wie zum Beispiel das Hardcover-Portfolio eingestellt und auch Personal abgebaut.[14] Erst seit 1986 verlegt Goldmann auch wieder gebundene Bücher, außerdem erweiterte man das Programm um Sachbücher.[15]
Programm
Goldmann verlegte zunächst Werke von Edgar Wallace. Vor diesem Hintergrund versuchte Wilhelm Goldmann, den Begriff Krimi schützen zu lassen.[16]Heinrich Hußmann und später Kurt Gundermann entwarfen die charakteristischen Umschläge der Bücher, die später auch für Bühnenbilder verwendet wurden.[17]
Neben der Marke Goldmann publizierte der Verlag seit 1980 Bücher über Esoterik, Spiritualität und alternative Heilmethoden, zunächst als Goldmann Esoterik und später unter der Marke Goldmann Arkana.[21] Ratgeber werden seit 1998 unter der Marke Mosaik bei Goldmann vertrieben.[22] 1998 entstand aus Goldmann Esoterik der Arkana Verlag[23], der heute als eigenständiger Verlag der Verlagsgruppe Random House geführt wird.[24] Gleiches gilt für den Mosaik Verlag.[25]
Sonstiges
Der Goldmann Verlag schrieb insgesamt viermal den Edgar-Wallace-Preis für Kriminalromane in deutscher Sprache aus.[26] Hintergrund war das verstärkte Bemühen der gesamten Branche um deutsche Schriftsteller.[27] Die Auszeichnung wurde in den Jahren 1963, 1965 und 1967 sowie zuletzt 1980/81 vergeben.[28] Der Verlag zeichnete jeweils mehrere Autoren aus, darunter Liselotte Appel, Helmut Grömmer, Irene Rodrian, Max Ulrich, Herma Costa oder Louis Weinert-Wilton.[29]
1998 brachte Goldmann ein 24-bändiges Konversationslexikon unter dem Titel „Goldmann Lexikon“ heraus.[30]
Literatur
Thomas Lehning: Das Medienhaus. Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Wilhelm Fink Verlag, München 2004, ISBN 978-3-7705-4035-8.
Wilhelm Goldmann Verlag 1922–1962. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, DNB.
↑Ein neues Gewand. Goldmann ist jetzt Marktführer und will den Vorsprung weiter ausbauen. In: Focus Magazin. 21. Januar 1997, abgerufen am 16. März 2014.
↑ abMarion Janzin, Joachim Güntner: Das Buch vom Buch. 5000 Jahre Buchgeschichte. Schlütersche, Hannover 2007, ISBN 978-3-89993-805-0, S. 403.
↑Wilhelm Goldmann Verlag 1922–1962. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, S. 16–22.
↑Wilhelm Goldmann Verlag 1922–1962. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, S. 31.
↑Wilhelm Goldmann Verlag 1922–1962. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, S. 33.
↑Wilhelm Goldmann Verlag 1922–1962. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, S. 36–37.
↑Wilhelm Goldmann Verlag 1922–1962. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, S. 36 f.
↑Wilhelm Goldmann Verlag 1922–1962. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, S. 38 ff.
↑Wilhelm Goldmann Verlag 1922–1962. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, S. 40 f.
↑ abcThomas Lehning: Das Medienhaus. Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Wilhelm Fink Verlag, München 2004, ISBN 978-3-7705-4035-8, S. 95.
↑ abcEin neues Kind für die Familie. Nach dem Erwerb von Goldmann: Das Taschenbuchgeschäft wird noch härter. In: Die Zeit. 11. März 1977, abgerufen am 20. März 2014.
↑Thomas Lehning: Das Medienhaus. Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Wilhelm Fink Verlag, München 2004, ISBN 978-3-7705-4035-8, S. 96–97.
↑Hohlspiegel. In: Der Spiegel. 8. Oktober 1958, abgerufen am 4. Juni 2014.
↑Jasmin Lange: Der deutsche Buchhandel und der Siegeszug der Kinematographie 1895-1933. Reaktionen und strategische Konsequenzen. Harrassowitz, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06196-4, S. 163.
↑Bücher A–Z. Verlagsgruppe Random House, abgerufen am 23. Februar 2016.
↑Erotikroman macht Karriere. „Fifty Shades of Grey“ erobert die Bestsellerlisten. In: buchreport. 23. Mai 2012, abgerufen am 5. Juni 2014.
↑Caspar Busse: Fessel-Sex sells. In: Süddeutsche Zeitung. 26. März 2013, abgerufen am 5. Juni 2014.
↑Profilansicht: Arkana Verlag. In: Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 16. Juni 2014.
↑Profilansicht: Mosaik Verlag. In: Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 16. Juni 2014.