Grand Slam (Tennis)
Ein Grand Slam (englisch für großer Schlag) im Tennissport bedeutet den Gewinn aller vier Grand-Slam-Turniere innerhalb eines Kalenderjahres. Die vier Grand-Slam-Turniere Australian Open, French Open, Wimbledon Championships und US Open sind dabei sowohl in Bezug auf das Preisgeld als auch auf die dort vergebenen Weltranglistenpunkte die am höchsten dotierten Turniere im Spielplan. GeschichteDer Begriff Grand Slam wurde von dem US-amerikanischen Journalisten John Kieran 1933 in den Tennissport eingeführt. Er entlieh ihn dem englischen Kartenspiel Whist, beziehungsweise dem daraus entstandenen Bridge, bei dem ein Grand Slam (deutsch: Großschlemm) den Gewinn aller Stiche für eine Partei bedeutet. Nachdem der Tennisspieler Jack Crawford in jenem Jahr bereits die australischen und französischen Meisterschaften sowie Wimbledon gewonnen hatte, schrieb Kieran in der New York Times, ein Sieg Crawfords in den US-Meisterschaften sei nun quasi ein Grand Slam auf Tennisplätzen.[1] Crawford verlor jedoch das Finale gegen Fred Perry. PopularitätDie Popularität des Grand-Slam-Tennis erreichte 2024 neue Höhen mit einer Gesamtzuschauerzahl von fast 2 Milliarden Menschen in mehr als 200 Ländern. Auch die Besucherzahlen vor Ort stiegen auf Rekordniveau: Mehr als 3.360.000 Fans besuchten die Turniere, ein Anstieg von 10 % gegenüber 2023. Die Grand Slams haben auch ein bemerkenswertes Wachstum ihres Social-Media-Publikums erlebt. Mit einem Anstieg der Anzahl der Videoaufrufe und -eindrücke während des Turniers um mehr als 30 % haben die vier Veranstaltungen zusammen über 6,3 Milliarden Gesamtaufrufe erreicht. Im Jahr 2024 wurden bei den Grand Slams Preisgelder in Höhe von 254 Millionen US-Dollar an 800 Profispieler ausgezahlt. Das ist ein Anstieg um 23 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 2023.[2] ModusDie Turniere werden jeweils innerhalb von etwa zwei Wochen im K.-o.-System für Männer und für Frauen als Einzel-, Doppel- und Mixed-Wettbewerb ausgetragen. Im Einzel gehen sowohl bei den Herren als auch den Damen 128 Teilnehmer an den Start, sodass bis zum Finale über sieben Runden gespielt wird. Üblicherweise haben die Spieler somit im Vergleich zu anderen Turnieren nach jedem Match jeweils einen Tag Pause. Die Herren spielen ihre Matches über drei Gewinnsätze, die Damen über zwei. Nachdem lange Zeit – außer bei den US Open – der Entscheidungssatz ohne Tie-Break gespielt wurde und danach kurzzeitig alle vier Grand-Slam-Turniere unterschiedliche Regelungen getroffen hatten, wird seit den French Open 2022 derzeit bei 6:6 im entscheidenden Satz bei allen vier Turnieren einheitlich ein Match-Tie-Break gespielt.[3] TeilnehmerEs gibt mehrere Wege sich für die Teilnahme an einem Einzelwettbewerb eines Grand-Slam-Turniers zu qualifizieren:
Bei Absagen rücken schlechter platzierte Spieler weiter nach oben, sodass ein Spieler nicht mehr in der Qualifikation antreten muss. Bei Absagen kurz vor Beginn der Hauptrundenspiele sind die freigewordenen Plätze Lucky Losern vorbehalten. Vergleich der Preisgelder für die Sieger
Grand-Slam-Sieger
Der Grand Slam gilt als der größte Erfolg, den ein Tennisspieler erzielen kann. In den Einzelkonkurrenzen gelang er erst fünf Spielern, wobei Rod Laver der einzige Spieler ist, der den Grand Slam zwei Mal gewonnen hat (1962 und 1969). Noch seltener ist der Grand Slam von Doppel-Paarungen, wo er bisher erst von zwei Doppel-Paaren und einem Mixed-Paar gewonnen wurde. Beim Doppel liegt aber auch dann ein Grand Slam vor, wenn ein Spieler die Grand-Slam-Turniere eines Jahres mit verschiedenen Partnern gewinnt. Von einem Grand-Slam-Titel oder -Titelgewinn wird dann gesprochen, wenn ein einzelnes der vier Grand-Slam-Turniere gewonnen wurde. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Gewinn eines Grand Slams. Am seltensten ist der Gewinn eines Grand-Slams bei den Jugendturnieren. Nur Stefan Edberg gelang es bisher 1983 alle vier Turniere zu gewinnen. Bei den Juniorinnen und bei den Doppelkonkurrenzen der Jugendlichen gab es bisher keine Grand-Slam-Sieger. „Unechter“ Grand Slam
Beim Gewinn von vier Grand-Slam-Turnieren in Folge, ohne dass diese in einem Kalenderjahr liegen, wird von einem „unechten“ Grand Slam gesprochen, z. B. bei Martina Navrátilová: Ihr gelang 1983/84 im Dameneinzel mit sechs aufeinander folgenden Siegen ein Rekord an Grand-Slam-Turniersiegen, ohne dass sie einen echten Grand Slam erzielte. Im Damendoppel gewannen Gigi Fernández und Natallja Swerawa 1992/93 ebenfalls sechs Turniere in Folge, ohne einen echten Grand Slam zu erreichen. Als bisher letztem Spieler gelang Novak Đoković ab dem Wimbledon-Turnier 2015 der unechte Grand Slam bis zu den French Open 2016. Karriere-Grand-SlamEinen Karriere-Grand-Slam erreicht ein Spieler, wenn er jedes der vier großen Turniere mindestens einmal im Laufe seiner Karriere gewinnt. Herren-EinzelDie folgenden Spieler konnten im Laufe ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Turniere gewinnen, wenn auch nicht unbedingt innerhalb eines Jahres oder in direkter Folge:
genannt ist das Jahr, in dem der Spieler den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat Nur Andre Agassi, Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Đoković erreichten den Karriere-Grand-Slam auf drei unterschiedlichen Belägen (Rasen-, Sand- und Hartplatz). Die früheren Karriere-Grand-Slam-Sieger erreichten ihre Grand-Slam-Erfolge ausschließlich auf Sand- und Rasenplätzen. Damen-EinzelDen folgenden Spielerinnen gelang im Laufe ihrer Karriere ein Sieg bei jedem der vier Grand-Slam-Turniere, wenn auch nicht unbedingt innerhalb eines Jahres oder in direkter Folge:
genannt ist das Jahr, in dem die Spielerin den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat Herren-DoppelEinzelspieler Die folgenden Spieler konnten im Laufe ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Turniere im Doppel gewinnen, wenn auch nicht unbedingt innerhalb eines Jahres oder in direkter Folge:
genannt ist das Jahr, in dem der Spieler den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat Paarungen Die folgenden Paarungen konnten den Karriere-Grand-Slam als Team gewinnen:
genannt ist das Jahr, in dem die Paarung den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat Damen-DoppelEinzelspielerinnen Die folgenden Spielerinnen konnten im Laufe ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Turniere im Doppel gewinnen, wenn auch nicht unbedingt innerhalb eines Jahres oder in direkter Folge:
genannt ist das Jahr, in dem die Spielerin den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat Paarungen
genannt ist das Jahr, in dem die Paarung den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat MixedEinzelspieler
genannt ist das Jahr, in dem der Spieler bzw. die Spielerin den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat Paarungen
genannt ist das Jahr, in dem die Paarung den Karriere-Grand-Slam als Team komplettiert hat JuniorendoppelEinzelspieler Nur einem Spieler gelang bisher neben Stefan Edberg, der einen echten Grand-Slam bei den Junioren errang, alle Grand-Slam-Turniere als Jugendlicher zu gewinnen:
Golden SlamSiege bei allen vier Grand-Slam-Turnieren in einem Jahr sowie zusätzlich der Gewinn der Goldmedaille beim olympischen Tennisturnier werden inoffiziell als Golden Slam bezeichnet. Bisher gelang ein solcher Erfolg im Tennis nur Steffi Graf im Jahr 1988. Im Rollstuhltennis erzielte Diede de Groot im Jahr 2021 den Golden Slam.[6] Zwischen 1928 und 1984 gehörte Tennis nicht zum Programm der Olympischen Spiele, so dass vor Graf ein Golden Slam theoretisch nur viermal möglich gewesen wäre (1908, 1912, 1920, 1924). 2012 erzielte die US-amerikanische Tennisspielerin Serena Williams mit ihrem Sieg im Einzel der XXX. Olympischen Sommerspiele einen Karriere-Golden-Slam. Im Doppel erreichte sie, zusammen mit ihrer Schwester Venus, den Karriere-Golden-Slam bereits 2001 mit dem Gewinn der Australian Open. Auch das US-amerikanische Brüderpaar Bob und Mike Bryan hatte mit dem Sieg im Herrendoppel der Olympischen Spiele 2012 einen Karriere-Golden-Slam, der zudem einen unechten Golden Slam nach sich zog, indem sie alle vier folgenden Grand-Slam-Turniere gewannen. Weitere Spieler, denen ein so genannter Karriere-Golden-Slam gelang, sind Andre Agassi, Rafael Nadal und Novak Đoković im Herreneinzel, Todd Woodbridge und Mark Woodforde im Herrendoppel als Team, Daniel Nestor und Mate Pavić als Einzelspieler im Herrendoppel sowie Pam Shriver, Gigi Fernández und Sara Errani als Einzelspielerinnen und das Duo Barbora Krejčíková / Kateřina Siniaková im Damendoppel. Spieler, die alle Grand-Slam-Titel gewonnen habenNur drei Spielerinnen, nämlich Doris Hart, Margaret Smith Court und Martina Navrátilová, ist es gelungen, sowohl im Einzel als auch im Doppel und im Mixed jeden möglichen Grand-Slam-Titel mindestens einmal zu gewinnen. Siehe auchWeblinksCommons: Grand Slam (Tennis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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