Leip war der Sohn eines ehemaligen Seemanns und Hafenarbeiters im Hamburger Hafen und wuchs in Hamburg auf. Ab 1900 besuchte er eine Volksschule, von 1905 an eine Präparandenschule und von 1909 bis 1914 eine Seminarschule, an der er 1914 die Lehrbefugnis für die Fächer Sport und Religion erlangte. Ab Ostern 1914 war er Lehrer in Hamburg-Rothenburgsort.
1915 wurde Leip zum Militär einberufen; seine Ausbildung zum Gardefüsilier erfolgte in der Maikäferkaserne in Berlin. Es folgten Einsätze an der Ostfront und in den Karpaten. 1916 heiratete er Lina Stellmann (1895–1969), mit der er die Tochter Grita (1920–1981) hatte. Nach einer Verwundung im Jahre 1917 wurde er für dienstuntauglich erklärt.
Leip kehrte in seinen Lehrerberuf zurück, gleichzeitig begann er, in Hamburger Zeitungen Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Von Oktober 1917 bis Dezember 1919 schrieb er Kunstkritiken für die Neue Hamburger Zeitung (1922 aufgegangen im Hamburger Anzeiger) und versuchte sich als Grafiker. 1919 fand die erste Ausstellung von Leips grafischen Arbeiten statt, der zu dieser Zeit das Leben eines Bohemiens führte. 1920 erschien Leips erstes Buch, das, wie viele seiner Werke, vom Autor selbst grafisch gestaltet war. In dem Jahr trat er zudem der Hamburgischen Künstlerschaft bei.
In den 1920er Jahren unternahm Leip ausgedehnte Reisen, die ihn u. a. nach Paris, London, Algier und New York führten. 1925 heiratete er in zweiter Ehe Gretl Maria Haalck (1895–1939), mit der er zwei Töchter hatte; im selben Jahr gelang ihm der literarische Durchbruch mit dem Seeräuberroman Godekes Knecht, der mit einem von der Kölnischen Zeitung gestifteten Preis ausgezeichnet wurde. Parallel zur Arbeit an seinen literarischen Werken, die in den 1930er und 1940er Jahren hohe Auflagen erzielten, war Leip weiter als Maler, Zeichner und Bildhauer tätig. Während des Zweiten Weltkriegs lebte er anfangs in Hamburg und Norddeutschland, ab 1940 dann vorwiegend am Bodensee und in Tirol.
Für die UFA-Filme Gasparone (1937), Nordlicht (1938) und Der letzte Appell (1940) schrieb Leip an den Drehbüchern mit.[1] Er ließ sich von der NS-Propagandaführung als Biograph des zum arischen Kämpfertypus stilisierten Boxstars Max Schmeling gewinnen und nahm 1940 und 1941 an den sogenannten Weimarer Dichtertreffen teil, die von Joseph Goebbels als Schaulauf für die nationalsozialistische Literaturelite organisiert wurden.[2] In der 1939 bis 1945 von der NS-Okkupationsmacht herausgegebenen Krakauer Zeitung erschienen mehr als fünfzig Texte von Hans Leip.[3] Am 1. September 1942 wurde Leip gemeinsam mit rund fünfzig weiteren Schriftstellern und Drehbuchautoren von Adolf Hitler das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ohne Schwerter verliehen.[4]
Bis 1943 war Leip Mitarbeiter des aufgrund des 2. Weltkriegs nach Überlingen am Bodensee in den Gallerturm ausgelagerten Archivs mit seltenen Handschriften der Klassiker des Cotta-Verlags. Die spätere Cotta-Chef-Lektorin und zuletzt stellvertretende Verlags-Geschäftsführerin Kläre Buchmann (1908–1945) hatte Leip bereits 1936 kennengelernt und als 43-jähriger Verheirateter eine nebeneheliche Beziehung mit der 28-jährigen Ledigen begonnen; ihretwegen wechselt er zum Cotta-Verlag (wo 1937 sein Roman Der Matrose und Miß Lind erscheint).
1940, nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau Gretel, heiratet Leip deren Schwester Ilse Haalck (1902–1993). Auch nach seiner dritten Heirat trifft sich Leip wiederholt heimlich mit Kläre Buchmann. Von Mai bis zum September 1943 leben Buchmann und Leip zusammen in Überlingen, im Spätjahr 1943 setzt sich Hans Leip immer häufiger von seiner Familie und dem bombardierten Hamburg zu Kläre Buchmann an den Bodensee ab.[5] Ab Februar 1944 lebt Leip wieder dauerhaft in Süddeutschland, er zieht sich mit der von ihm schwangeren Buchmann für kurze Zeit auf die Wurmegg-Alm in Tirol zurück (Galtenberghaus oberhalb von Innsbruck), wo am 6. Dezember des Jahres die gemeinsame Tochter Agathe zur Welt kommt. Ende Oktober 1945 fährt Leip zurück zu seiner Familie nach Hamburg, während Kläre Buchmann an den Bodensee zu ihrer Mutter zurückkehrt.[5]
Am 1. Dezember 1945 nimmt Kläre Buchmann sich in Überlingen das Leben – bald nach der Niederkunft hatte sie eine Psychose entwickelt. Leip adoptiert ihre kurz zuvor geborene gemeinsame Tochter, die bei der Wirtin des Galtenbergshauses Maria Neumayer als Pflegemutter in Tirol lebt, löst die Ehe mit Ilse Haalck auf, und lässt sich im Schweizer Kanton Thurgau nieder.[5]
1949 heiratet Leip zum vierten Mal: Die Verlagsangestellte Käthe Bade (1914–1992);[6] nach Oswald Burger „mystifiziert er sie zu einer Art Wiedergeburt von Kläre Buchmann“ – sie war ähnlich alt wie die Buchmann und hatte auch dieselben Namens-Initialen.[5]
Ab den 1960er Jahren widmet sich Leip wieder verstärkt den bildenden Künsten, insbesondere der Malerei.
Grabstätte Leips und seiner vierten Frau Kathrin („Käthe“, geb. Bade) sowie von Lore Leip auf dem katholischen Friedhof in Horn auf der Halbinsel Höri am Untersee
In seinen Memoiren erinnert sich Leip an Kläre Buchmann;[9] seinen vier Kindern „war er ebenso wenig sorgender Vater wie ihren Müttern ein treuer Ehemann“.[5]
Werk
Hans Leips literarisches Werk besteht aus Romanen, Erzählungen, Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen und Filmdrehbüchern. Vorherrschende Themen sind das Meer und die Seefahrt. Leips frühe Werke standen unter dem Einfluss des Expressionismus und schlugen häufig ekstatische Töne an. Mit fabulierfreudigen und unterhaltsamen erzählerischen Werken erzielte Leip später große Publikumserfolge.
Sein Nachruhm beruht jedoch hauptsächlich auf dem Gedicht Lili Marleen, das Leip 1915 verfasste und 1937 in den Gedichtband Die kleine Hafenorgel aufnahm; in der Vertonung von Norbert Schultze, interpretiert von der Sängerin Lale Andersen und verbreitet durch den Soldatensender Belgrad, erlangte das Lied während des Zweiten Weltkriegs eine ungemeine Popularität – nicht nur bei den Angehörigen der deutschen Wehrmacht.
Auch zahlreiche weitere Gedichte Leips wurden vertont, unter anderem von Norbert Schultze, Oss Kröher und Rudolf Zink.[10] Der Pfadfinderschaft Grauer Reiter, der er freundschaftlich verbunden war, widmete Hans Leip 1957 das Gedicht Und irgendwo die Steppe, das in der Vertonung von Erik Martin nunmehr zum Bundeslied der Pfadfinderschaft avancierte.
1928: Altona. Die Stadt der Parks an der Elbe Hammerich & Lesser, Altona
Brevier um fünf, Hamburg
Miß Lind und der Matrose, München
1929: Die Blondjäger, Berlin
Der Gaukler und das Klingelspiel, Hamburg (unter Pseudonym Li-Shan Pe)
Die getreue Windsbraut, Bremen
Herodes und die Hirten, Berlin
1930: Untergang der Juno, Hamburg
1931: Von Großstadt, hansischem Geist, Grüngürtel, Schule und guten Wohnungen in Hamburg, Hamburg
Unbedenkliche und bedenkliche Bemerkungen und Anekdoten den Ablauf von hundert Jahren Hamburger Künstlerverein betreffend. In: Hundert Jahre Hamburger Kunst. Hrsg. vom Hamburger Künstler-Verein anläßlich seines hundertjährigen Bestehens. Hamburg 1932, S. 37–46 (Digitalisat im DFG-viewer)
1944: Das trunkene Stillesein. Elf Kadenzen und eine Anmerkung des Dichters über die Form der Kadenz. Heinrich Ellermann, Hamburg 1944 (Reihe „Das Gedicht. Blätter für die Dichtung“, 10. Jg., 10. Folge, Juli)
Der Widerschein, Stuttgart
1946: Ein neues Leben, Stuttgart
Das Zauberschiff, Hamburg 1946.
1947: Barabbas. Passion in einem Aufzuge. Mit einem Nachwort und vier Zeichnungen. Conrad Kayser (Privatdruck), Hamburg
Das Buxtehuder Krippenspiel, Berlin u. a.
Heimkunft. Neue Kadenzen. Kläre Buchmann zum Gedenken. Heinrich Ellermann, Hamburg 1947 (Reihe „Das Gedicht. Blätter für die Dichtung“)
Der Mitternachtsreigen. Ein Oratorium. Hammerich & Lesser, Hamburg
1979: Das Tanzrad oder Die Lust und Mühe eines Daseins. Ullstein, Frankfurt/M. u. a.
2015: Volltext-Ausgabe (mit dem Untertitel „Autobiografie“): SAGA Egmont, Kopenhagen (E-Buchvorschau bei Google Books)
1982: Gleichschaltung im PEN Club in Hamburg. In: Rolf Italiaander (Hrsg.): Wir erlebten das Ende der Weimarer Republik. Zeitgenossen berichten. Droste, Düsseldorf, ISBN 3-7700-0609-7, S. 179
Postum
1983: Das Hans-Leip-Buch. Erinnerungen, Gedichte, Gedanken, Erzählungen. Hamburg
1989: Trischen [Tagebuchaufzeichnungen, Gedicht, drei Aquarelle; Auflage 150 Ex.]. Hamburg
1990: Noch ist die Sonne wach. Lyrische Kadenzen. Jahresgabe 1989 der Hans-Leip-Gesellschaft. Hans-Leip-Gesellschaft, Hamburg
1991: Über die Kunst des Erzählens und weitere Vorträge, Hamburg
1992: Kurzgedichte, Hamburg
1993: Himmel über Pellworm, Hamburg
1994: Sieben Lieder der Hilgesill, Hamburg
1995: Fenster überm Strom, Hamburg
2005: Tage- und Nächtebuch der Hamburger Puppenspiele, Kiel
Manfred Bosch: Hans Leip am Bodensee. Marbach am Neckar 2004
Jörg Deuter: Nicht nur Lili Marleen. Hans Leip und der Esperantologe Richard Schulz in ihren Briefen von 1943 bis 1983. Bautz, Nordhausen 2013, ISBN 978-3-88309-794-7
Roland Füssel: Gaukler, Dschunke, Klingelspiel. Hamburg 2002
Helmut Glagla: Hans Leip. Hamburg 1983
Hans Leip ahoi. Hamburg 1988
Hans Leip und die Hamburger Künstlerfeste. Katalog der Ausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Herzberg 1993, ISBN 3-88309-042-5
Christian L. Küster (Hrsg.): Hans Leip als Zeichner und Maler. Zum 75. Geburtstag. Katalog zur Ausstellung vom 25. Oktober 1968 bis 5. Januar 1969. Altonaer Museum, Hamburg 1968
Liel Leibovitz: Lili Marlene: the soldiers’ song of World War II. New York 2009, ISBN 978-0-393-06584-8
Olaf Matthes: Die Plakate Hans Leips, Hans Leip im Plakat. Hamburg 2000
Ortwin Pelc: Entwürfe zur „Hafenorgel“. Hamburg 1998
Hans Leip in Amerika. Hamburg 1999
Hans Leip und die Revolution 1918 in Hamburg. Hamburg 2003
Rüdiger Schütt: Dichter gibt es nur im Himmel. Leben und Werk von Hans Leip. Biographie und Briefedition 1893–1948. Dölling und Galitz, Hamburg u. a. 2001
Hubert Steinmann: Hans Leip. Der Schöpfer von „Lili Marleen“ auf Gratwanderung zwischen Süßenmühle und Überlingen. In: Leben am See. Das Jahrbuch des Bodenseekreises Band 40. Verlag Senn Tettnang 2022, ISBN 978-3-88812-553-9. S. 304–312.
↑Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 (= Die Zeit des Nationalsozialismus. Bd. 17153). Vollständig überarbeitete Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17153-8, S. 326 f.
↑Kai-Uwe Scholz: „Lili Marleen“ und kritische Lyrik. In: Die Tageszeitung: taz. 28. Dezember 2001, ISSN0931-9085, S.18 (taz.de [abgerufen am 14. Januar 2024]).
↑Rüdiger Schütt: Dichter gibt es nur im Himmel, 2001, S. 212 (Snippet-Ansicht bei Google Books).
↑Bogusław Drewniak: Der Deutsche Film 1938-1945: ein Gesamtüberblick. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0731-X, S.176 (990 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).